StasiPolka (German Edition)
ntrovertierten Managern Feuer unterm Hintern machst, oder ob du dich traust, einem Krakeeler, der auf der Straße die Frauen belästigt, in den Hintern zu treten.“ Sie traf mal wieder den Punkt.
„Haben Sie noch Kontakt zu Grahams Büro? Simon Peters geht mir nicht aus dem Kopf. Katja hat ihn zwar in Frankfurt schon erwähnt, aber damals schien er u nwichtig.“
Margriet griff zum Telefon. Sie sprach flämisch. Nach kurzer Zeit legte sie auf und schüttelte den Kopf. „Die Verbindung zu Peters ist nur über Graham gelaufen. Sie haben im Büro ein paar Termine notiert, sonst nichts.“
„Kennen Sie einen zuverlässigen Notar?“, sagte Vincent. „Nachdem ich jetzt glücklicher Vater bin, sollte ich mein Haus bestellen, bevor ich wieder in die Schlacht ziehe. Ein Termin heute Nachmittag würde mir passen.“
Sie zog die Augenbrauen spöttisch hoch. „Wollen Sie sich vielleicht noch ein weißes Stirnband umbinden, Rambo?“
„Weiß hat Rambo nie getragen“, sagte Vincent, „Sie meinen Kamikazepiloten.“ Margriet hatte natürlich Recht. Er benahm sich inzwischen wie ein Familienhäuptling, der seine Pfandbriefe und Bausparverträge ordnet, bevor er einen Überseeflug antritt.
„Doktor Groetendorn ist zuverlässig“, sagte sie. „Er wird für Sie Zeit haben.“
„Meine Tochter wird eine gute Partie.“
„Aber Sie müssen sie zum Altar führen“, meinte Margriet und griff wieder zum Tel efon. Der Notar war bereit, ihn nachmittags um vier zu treffen.
Margriet nahm ihn mit in die Küche, wo sie junge Matjes mit Zwiebelringen a nrichtete. Vincent strich süße Butter dick auf grobes Vollkornbrot, sie hackte derweil frischen Schnittlauch. Sie setzten sich und aßen. Er berichtete ihr von Baranowski, Jelena und dem auferstandenen Lejaune.
„Ich habe noch nicht herausgefunden, wer mich umbringen will, und warum“, sagte Vincent. „Deshalb mache ich jetzt weiter. Es brächte nichts, sich zu verstecken. Ich fange in Florida an.“
Sie rief ihm ein Taxi.
Kaum saß er an seinem Schreibtisch, als der Türsummer schnarrte, und Klaus Keller ins Büro spazierte. Er trug einen sandfarbenen italienischen Anzug, Slipper in warmem Bordeauxrot und dazu ein schwarzes T-Shirt. Sein dunkles, glatt nach hinten gekämmtes Haar war an den Schläfen grau. Er musste jetzt so um die Fünfzig sein, aber er war schlank und hielt sich gerade.
„Hallo Vincent“, sagte er.
„Was hast du mit deinen Haaren gemacht?“
„L´Orèal. Mann, ich wurde schon fast weiß. Gibt es was zu trinken?“ Er setzte sich in den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch.
Vincent ging zum Sideboard und holte eine Flasche Tullamore. „Nur Wasser, Eis habe ich keins.“
„Kann ich mir denken“, sagte Keller, „du warst ja einige Zeit unterwegs. Ich versuche schon ziemlich lange, dich zu finden.“
„Tut mir leid.“ Vincent schenkte ein. Es war Gefahr im Verzug, wenn Keller auftauchte. Er arbeitete für einen deutschen Nachrichtendienst; Vincent war unklar, für welchen derzeit. Mitte der Achtziger hatte er Vincent zunächst gejagt, war später, als Westdeutschland seine Feindbilder neu sortierte, bei einigen Aktionen sein Bundesg enosse gewesen. Alles in allem war Keller ein respektabler Schweinehund.
Er trank einen Schluck und schaute Vincent prüfend an. „Das Geld gehört Deutsc hland.“
„Wovon redest du?“
„Denk drüber nach“, er trank aus und erhob sich. „Das Geld sollte dahin zurück, wo es herstammt, in die deutsche Staatskasse. Auch die Amerikaner sind dieser Meinung.“ Er schaute sich im Büro um. „Niemand glaubt ernsthaft, dass du dich bereichern willst, Vincent, aber du solltest was für deine Reputation tun. Mach dir jetzt keine neuen Feinde. Ruf mich an, wenn´s kritisch wird. Ich halte Kontakt.“ Er legte eine Visitenkarte auf den Schreibtisch und weg war er.
Kellers Karte gab nichts her, doch seine Warnung war ernst zu nehmen. Wie es aussah, hatten sich Haussers und Grahams Manöver mittlerweile bis in die offiziellen Amtsstuben herum gesprochen. Kellers plötzliches Erscheinen bedeutete, dass seine Leute vor Vincents Tür gewartet hatten. Mit ihm würde er reden müssen, wenn er aus Florida zurückkam.
Die nächsten zwei Stunden verbrachte Vincent damit, die Unterlagen für den Notartermin zu ordnen und einen Flug über Orlando nach Miami zu reservieren. D anach sperrte er Computer, Telefon und Mailbox, machte die elektronischen Sicherungen im Büro scharf und ging hoch in seine
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