StasiPolka (German Edition)
Tablette ein. Langsam bekam sein Gesicht wieder die normale Farbe, Vincent sah, wie er versuchte, sich in den Griff zu bekommen. Jetzt der nächste Schritt, um nochmals für Überdruck im Kessel zu sorgen.
„Heutzutage sind solche Schlächtereien doch gar nicht mehr notwendig“, sagte Vincent. „Sagen wir mal, ich wollte aus Ihnen was Wichtiges herausholen, da bräuchte ich mir doch nur jemanden aus Ihrer Familie zu schnappen oder mich an Ihre Bankko nten halten. Wie man so schön sagt, heute ist man nirgendwo sicher, es sei denn, man ist tot.“
Mit Plattitüden dieser Art betrat er offenbar vertrautes Gelände. Trent versuchte sich aufzuplustern. „Weshalb erzählen Sie diesen Unsinn, was wollen Sie überhaupt?“
„Einige Leute sagen, dass Ihr guter Freund Peters mitgeholfen hat, als Hausser in Stückchen geschnitten wurde. Ich frage mich, wie viel Sie davon wussten?“
Das saß. Seine Halsadern schwollen an, wieder stieg ihm das Blut zu Kopf. Wenn es stimmte, was sie Vincent in der Ausbildung über Panikschübe beigebracht ha tten, würde Trent jetzt sieben Minuten brauchen, bis er wieder was Intelligentes absondern konnte. Vincent klopfte mit der flachen Hand auf den Tisch und stand auf.
„Hausser hatte keine Ahnung, wo das Geld ist. Peters soll sich bei mir melden.“
Die beiden Frauen blickten verblüfft auf, als Vincent allein aus Trents Büro kam, die Tür schloss und zum Lift ging.
„Danke für den wundervollen Kaffee.“ Sein deutscher Akzent war unüberhörbar. Er war zufrieden,
„Sollen wir ein Taxi rufen?“ Der Drache blieb cool.
„Nicht nötig“, Vincent lächelte sie an. Die Tür des Lifts öffnete sich. „Sagen Sie mal, wonach riecht es hier eigentlich?“, fragte er beim Einsteigen.
„April Flowers“, schepperte Jennifers Stimme.
„Dann bis zum nächsten Mal.“ Die Lifttür glitt zu. Durch den schmaler werde nden Spalt sah Vincent die beiden auf das Büro ihres Herrn und Meisters zulaufen.
Er stand am Fenster und blickte hinunter auf die Dschungellandschaft, die sie um die Hotelpools herum angelegt hatten. Es war wenig los um diese Zeit. Ein paar Mädchen auf den Liegen, regungslos wie Leguane in der Sonne, mit trägem Blick die männliche Laufkundschaft taxierend. Bis auf einen älteren Typen, hager, dunkelbraun, die grauen Haare lang nach hinten auf die Schultern gekämmt, war weit und breit nichts Interessantes zu sehen. Er stand sprungbereit am Rand des Beckens, ein alter Hahn mit Goldkettchen, die zitronengelben Shorts schlotterten um seine Beine.
Vincent überlegte, was sich mit diesem Tag anfangen ließ. Die nächsten Stu nden würde nicht viel passieren. Wenn sich seine Panik gelegt hatte, musste Trent versuchen, die Truppen zu formieren. Er würde Peters anrufen. Möglicherweise setzte sich der gleich ins nächste Flugzeug. Später würden sie dann mit Vincent Kontakt aufnehmen, versuchen, ihn in die Finger zu bekommen.
Der Alte unten am Pool legte einen sauberen Kopfsprung hin. Er kraulte zum Beckenrand und stemmte sich aus dem Wasser. Fit. Vincent dachte darüber nach, erst mal runter in die Badeabteilung zu gehen, sich waschen, salben und durchkneten zu la ssen und dann ein paar Stunden ins Bett zu kriechen.
Doch eigentlich fühlte er sich munter und aufgekratzt. Gestern im Flugzeug war er d ahin gedämmert, hatte aber trotzdem letzte Nacht im Hotel bestens geschlafen. Die Sonne schien, es wehte leicht von Ost; warum nicht drüben in der Marina fragen, ob sie ein Boot für ihn hatten.
„Ich kann Ihnen die da drüben geben“, der weiß gekleidete Blonde zeigte auf e ine dicke Fahrtenyacht, „oder wollen Sie für die paar Stunden doch lieber einen Motorgleiter?“
„Wie ist das Wasser draußen?“
„Flache Wellen, kein Problem.“
Der Junge hatte Recht. Bis bei dem Segler die Lappen oben waren und er richtig Fahrt aufnehmen konnte, war eine Stunde vergangen. Andererseits hatte Vincent auf e inem Motorboot immer das Gefühl, er sei im Auto unterwegs. „Also gut, geben Sie mir einen Gleiter.“
Der Bootswächter führte ihn den Steg entlang zu einem flachen hellroten Boot, knappe dreißig Fuß lang. „Über fünfhundert PS“, sagte er stolz, als er die Motoren sta rtete, „zwei Maschinen.“ Er half Vincent beim Loswerfen und schaute prüfend zu, als der Renner langsam aus der Box glitt. Alles um Vincent herum pieksauber, üppig, groß. Amerikanische Marinas sind ein Wunder an Platz, verglichen mit der Enge in europäischen Bootshäfen. Er
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