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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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wendete hinaus in den Kanal, fuhr ein Stück nach Süden und hielt dann nach Osten auf den Atlantik zu.
    Um ihn herum lebhafter Betrieb. Große Motoryachten mit jungen Männern am Ruder und alten Nichtstuern in den Deckstühlen am Heck, umher flitzende Sportboote und Scooter, ein paar Segler, kleine Trawler, überall braun gebrannte Haut. Vincent drehte auf, als er die Strandlinie hinter sich hatte. Das Boot ging los wie der Teufel, l ockere fünfunddreißig Knoten, ohne zu stottern. Er preschte ein Stück nach Süden, wendete dann und jagte nordwärts. Die Dünung war mäßig, man spürte die Wellen kaum. Schließlich hatte er genug, ging runter auf acht Knoten, drehte schließlich westwärts und ließ sich durch die Kanäle der Stadt treiben.
    Unwillkürlich dachte er daran, dass seine Mutter damals in Ostberlin acht Mon ate warten musste, bis jemand vom offiziellen Kundendienst ihre alte Wäscheschleuder reparierte. Heute konnte er sich eigentlich alles leisten, aber beim Anblick der Villen, deren Gärten bis an die Kanäle reichten, der Pools, der weißen Boote am Steg, packte ihn angesichts all dieses Reichtums wieder jenes kindliche Staunen, das er schon vor zwanzig Jahren kaum unterdrücken konnte. 
    Backbords tauchte hinter Palmen die gläserne Front eines Restaurants auf. Auf dem Anleger warteten zwei junge Burschen, um den Gästen das Festmachen abzune hmen. Warum nicht? Er warf ihnen eine Leine zu und ging hinein. Es war noch früh, kaum Gäste, die Kellnerin trug ein kurzes Röckchen und gab ihm einen Fensterplatz. Er bestellte das, was sie hier mit Sicherheit am besten konnten, kalte Shrimps mit scharfer Soße, ein blutiges Steak, Salat und dazu eine halbe Flasche unfiltrierten Chardonnay aus Kalifornien.
    Er fragte sich, ob er Rea anrufen sollte. Besser nicht. Was Trent wohl trieb? N atürlich war er ein Drahtzieher in dieser Affäre, aber wahrscheinlich hielten seine Kumpels ihn draußen, wenn es um Folter oder Mord ging. Er war der Mann, der das Finanzielle regelte. Mal sehen, wann die groben Kaliber sich zeigten.
    Das Essen war gut, der Wein perfekt. Vincent trank noch einen Kaffee, gab der Kellnerin reichlich Trinkgeld und drückte den Beiden am Steg ein paar Dollar in die Hand. Schöner Nachmittag. Es dämmerte bereits, als er das Boot wieder in die Box le gte.
    Der Junge vom Verleih schien zufrieden, dass sein gutes Stück ohne Havarie z urückgekommen war. Für die Halbtagsmiete hätte sich Vincent anderswo eine gebrauchte Jolle kaufen können. Egal, der Junge hatte ihn gut beraten; Vincent steckte ihm ebenfalls ein paar Scheine zu. Die Restaurantterrasse des Bootshauses war jetzt gut besucht, einige Tische hatte man für größere Gruppen zusammen geschoben. Im Schein der Laternen saßen rot gebrannte Männer, lederhäutige Frauen, alle gutgelaunt. Wenn hier einige Freizeitskipper zum verschärften Saufen übergehen wollten, taten sie gut daran, es dezent anzustellen.
    Vincent reichte es für heute, der Tag war gut gelaufen. Er schlenderte langsam zurück zum Hotel. Der Weg an den vertäuten Yachten entlang war jetzt menschenleer. Auf einigen Booten hatten es sich die Leute in den Deckstühlen bequem gemacht, tra nken und unterhielten sich leise. Blaue Stunde. Beneidenswertes Leben. Vincent beschloss, mit Rea demnächst auf einen langen Törn zu gehen.
    Im letzten Moment spürte er das Unheil kommen, drehte sich instinktiv zur Se ite, aber es war bereits zu spät. Etwas krachte mit Wucht auf seinen Kopf, dann wurde es dunkel.

29
     
    „Na schön“, sagte Vincent, „das klingt wie eine Einladung, die man schlecht a bschlagen kann.“
    Die Blonde schaute ihn nachdenklich an. Sie sah gut aus, trug einen kurzen grauen Rock, blickdichte schwarze Strümpfe, flache Ballerinas und einen engen dun klen Kaschmirpullover. Auf so was fuhr er ab. Ihr Haar war kinnlang und glatt. Woher kannte er sie bloß?
    „Könnte klappen mit uns“, sagte sie, drehte sich um und ging auf eine zweiflü glige Tür zu. Er folgte ihr. Der Raum hinter der Tür war groß und dämmerig wie eine Kirche.
    Sie sah ihn über die Schulter an, jetzt erkannte er Katja. „Tut mir so leid Vi ncent.“ Männer tauchten aus dem Dunkel auf, bekannte Gesichter, Tire, Danko, Trent, Klaus Keller; sie umringten ihn, stießen ihn, schlugen auf ihn ein. Die Blonde verschwand aus seinem Blick. Er versuchte sich zu wehren, bekam die Arme nicht hoch, versuchte, weg zu laufen, kam einfach nicht von der Stelle. Es war schmerzhaft. „Katja“,

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