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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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schrie er. Dann verschwand alles um ihn herum auf einen Schlag.
    Der Geruch von fettigem Essen, billigem Tabak und Dreck stieg ihm in die N ase. Vincent versuchte, die Augen einen Spalt breit zu öffnen. Das hätte er lieber lassen sollen. Stechende Kopfschmerzen, als stecke sein Schädel zusammengequetscht zwischen den Backen eines Schraubstocks. Er versuchte noch mal vorsichtig zu blinzeln. Nicht viel zu erkennen, es war dunkel. Er lag auf der Seite; als er sich leicht bewegte, scheuerte sein Gesicht auf rauen Holzplanken. Sie hatten ihm die Arme auf den Rücken gefesselt, die Beine fest aneinander gebunden. Wahrscheinlich Klebeband. Sein Kopf! Er spürte den Würgereiz kommen und atmete tief durch.
    „Sid, er kommt zu sich“, eine Frauenstimme hinter ihm.
    „Soll er“, eine Männerstimme weiter weg, wahrscheinlich im Nebenzimmer oder draußen, vor dem Haus.
    Es half nichts, ihm wurde schlecht. Vincent würgte heraus, was er im Magen hatte, dann lag er mit dem Gesicht in den sauren Resten seines letzten Essens, aber es ging ihm langsam besser. Nur weiterhin hämmernde Kopfschmerzen, die kein klares Denken zuließen. Er schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen.
    „Er hat gekotzt“, wieder die Stimme der Frau. Eine Hand fasste ihm hinter den Hemdkragen und zog seinen Kopf einige Zentimeter aus dem Erbrochenen. Er fühlte die Splitter der Bodenbretter in seinem Gesicht. Als er die Augen öffnete, sah er Blut, die Schleifspur seines Kopfs. Wahrscheinlich hatte er eine Platzwunde über dem rechten Ohr.
    Vincent versuchte sich klar darüber zu werden, wo er war. Vor ihm eine Hol zwand, von der Farbreste ab blätterten. Beulen unter dem verwitterten grünen Lack, als hausten Termiten in den Wänden. Ein Fensterloch, kein Glas, nur löchriges Fliegengitter. Auf jeden Fall eine Bruchbude. Draußen schien ein Feuer zu brennen, durch Ritzen in den Dielenbrettern sah er im flackernden Lichtschein unter sich Unkraut, verrottenden Abfall und rostendes Gerümpel. Die Hütte stand auf Stelzen. Er versuchte eins und eins zusammen zu zählen. Wenn sie ihn nicht gerade nach Louisiana oder ins Ausland verfrachtet hatten, befand er sich in einer abbruchreifen Redneckvilla, irgendwo in den Glades.
    Die Dielen knarrten, als jemand ins Zimmer kam, das Licht einschaltete und sich über Ihn beugte. Es roch nach Tabak und Fusel. „Wisch die Sauerei da weg“, sagte die Männersti mme von vorhin. Er gab Vincent einen kurzen Tritt ins Kreuz.
    „Wisch doch selbst“, die Stimme der Frau.
    Pause. Vincent wartete auf ihr Jaulen nach der unvermeidlichen Ohrfeige.
    „Soll ich dir ein paar kleben?“, Sid blieb erstaunlich gelassen.
    „Was schleppst du den Kerl überhaupt ins Haus?“, maulte sie. „Ihr schmeißt ihn doch sowieso in den Sumpf.“
    „Wer sagt das?“ Seine Stimme klang ziemlich jung.
    „Ich sage das“, sie suchte Streit.
    „Der hier bringt Geld.“
    „Wär´ das erste Mal, dass bei dir und Bobby so was hinhaut“, keifte sie. „Was blieb denn bisher übrig, außer Trinkgeld und ´ner versauten Bude, wenn ihr ein größeres Ding angefasst habt?“
    „Halt dich da raus, Vickie.“ Jetzt war er sauer. Seine Schritte entfernten sich.
    Die Frau griff Vincent grob unter die Arme und schleifte ihn ein Stückchen weiter. Sein Kopf knallte auf den Boden, als sie ihn los ließ. Unwillkürlich begannen seine Augen zu tränen aber immerhin konnte er jetzt die Bude überblicken.
    Ein großer Raum, ziemlich verdreckt. Herd, Kühlschrank, Esstisch, ein paar Stühle, eine braune Couch, in der Ecke ein tragbarer Fernseher. Hinten eine Tür. Zum Bad oder Schlafzi mmer, nahm Vincent an. 
    Die Frau wischte den Fußboden. Eigentlich ein Mädchen. Sie war kaum älter, als zwe iundzwanzig, wog aber bestimmt drei Zentner. Ihr gigantisches Hinterteil steckte in abgeschnittenen Jeans, die Füße in Badelatschen. Dazu trug sie ein violettes Achselhemd. Ein weiblicher Bodybuilder, wären die Oberarme nicht so schwabbelig gewesen. Sie hatte den Brustkorb eines voll gefressenen Bauernburschen, ihr winziger Busen war im Fett verschwunden. Strähniges braunes Haar, dazu ein breites Gesicht mit eingedrückter Nasenwurzel und hellen Augen. Ob sie es wohl geschafft hatte, dem Unterricht in der Grundschule weiter als bis zur zweiten Klasse zu folgen?
    In der Pfanne spritzte etwas Fettiges. Sie warf den dreckigen Lappen in einen Eimer, ging zum Herd hinüber, rührte in einem Topf herum und goss flüssiges Fett aus der Pfanne nach. Es roch

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