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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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zukam.
    „Ich bin Horace Trent.“ Sein Händedruck war fest. „Ist mir ein Vergnügen. Sie wollen mit Simon sprechen? Leider ist er viel unterwegs.“ Er umklammerte die Hand, als habe er Angst, Vincent laufe davon.
    „Kein Problem.“ Vincent befreite sich aus seinem Griff und trat einen Schritt zurück. „So eilig wird das Ganze wohl nicht sein. Graham kommt ganz gut allein klar.“
    Das Lächeln verschwand schlagartig. Trent war ein untersetzter Kerl, knapp um die Sechzig, der Kopf fast kahl. Im dunklen Dreiteiler, dazu Brille mit Goldrand, sah er aus wie ein Nebendarsteller, der als Poli tiker, Richter oder Priester dem Star im Film die Stichworte gibt.
    „Womöglich kann ich ja ein wenig weiter helfen“, Vincent sah ihm an, dass Trent ihn am liebsten in Handschellen gelegt und in sein Büro gezerrt hätte. Er wies auf eine offene Tür im Hintergrund, „Jennifer wird uns was zu trinken bringen.“
    „Nur keine Umstände meinetwegen“, Vincent versuchte, dämlich zu grinsen, „allerdings gibt es gegen einen Drink nichts einzuwenden.“
    Er ging voraus in ein großes Eckbüro, dessen Glasfenster bis zum Boden reic hten. Durch die auf Spalt gestellten Vertikaljalousien hatte man einen Blick auf die Küste im Osten. Vincent sah sich um. Alles wohl bekannt: Konferenztisch mit schwarzen Ledersesseln, verchromte Deckenfluter, die gepolsterte Sitzgruppe, der Schreibtisch mit dem üblichen Flachbildschirm und der italienischen Tischlampe. Die Legebatterien der Manager sind so uniform, wie ihre Anzüge. Warum eigentlich trug Trent keine gelbe Krawatte?
    „Wasser, Saft, was Stärkeres?“, fragte er. Jennie lehnte wartend im Türrahmen. Das mit dem Knick in der Hüfte hielt sie wohl für hip.
    „CC Seven mit etwas Eis wäre nicht schlecht.“ Wenn Vincent um diese Uhrzeit so ein Gesöff bestellte, hielt Trent ihn bestimmt für eine verkappte Saufnase.
    „Jennifer!“ Er schaute zur Blonden hinüber. „Für mich das Gleiche. Vielleicht noch ein Kaffee dazu?“
    Vincent nickte. Selbstverleugnung schien eine von Trents Stärken zu sein.
    Das Mädchen zog die Augenbrauen hoch und drehte ab. Trent nahm hinter dem Schreibtisch Platz, Vincent setzte sich in einen Besuchersessel, ihm gegenüber. Trents klobige Hände fuhren über die blank polierte Tischplatte; offenbar suchte er nach einem passenden Ei nstieg.
    „Ich muss Ihnen was gestehen“, sagte Vincent und blinzelte, „ich bin nicht F elix Hausser.“
    „Was sie nicht sagen.“ Ausdruckslos.
    „Hausser ist nämlich tot“, fuhr Vincent fort. „Sehr unappetitlich das Ganze. Sie haben wie die Idioten an ihm herum gemetzelt, ihm mit der Rosenschere die Finger einzeln abgeschnitten, seinen Ellbogen quer über die Tischkante gelegt und gedrückt, bis das Gelenk splitterte.“ Er übertrieb etwas.
    Trents Kopf wurde dunkelrot, er stierte Vincent an.
    „Selbst bei so einem alten Mann braucht man dazu mindestens zwei Leute. Einer hält ihn fest, verhindert, dass er schreit, der andere macht die Drecksarbeit. Na ja, vielleicht hatten sie ihn geknebelt. Jedenfalls, einer allein schafft das nicht.“
    Die Tür ging auf; Jennifer mit den Getränken. Trent hielt die Armlehnen seines Sessels umklammert und starrte Vincent entgeistert an. Dicker Hals, offener Mund; der Kopf geschwo llen, wie ein reifer Kürbis.
    „Fehlt noch was?“, fragte die Blonde. Ihr Hinterteil war in der Tat bemerken swert, aber mit den hochhackigen Schuhen hatte Vincent falsch gelegen. Flache Zehensandalen, wie bei Beduinenfrauen, waren in Florida jetzt offenbar angesagt.
    „Wunschlos glücklich“, sagte Vincent. Jennifer beugte sich vor, um seine Tasse zu recht zu rücken. Sie duftete dezent nach etwas Zitronigem. Trent blieb stumm. Sie ging, und Vincent machte weiter.
    “Wer weiß, was sie von dem armen Kerl wollten. Jedenfalls haben sie es falsch angefasst. Ein bisschen zu brutal. Amateure oder Kneipenschläger. Hausser hatte ein schwaches Herz. Die Polizei meint, er sei ihnen unter den Händen gestorben.“
    Vincent machte eine Pause, trank einen Schluck, wartete. Der Kaffee war o rdentlich. Er überließ Trent seinen Gedanken, ging zum Fenster und schaute sich die Gegend an. Wenig Verkehr, die Luft flirrte, es musste heiß draußen sein. Im Haus war es still. Vincent fragte sich, wozu sie das Stockwerk über ihnen benutzten.
    Als er sich wieder an den Schreibtisch setzte, hatte Trent sich noch nicht g erührt. Er nestelte ein flaches Pillenetui aus der Westentasche und warf eine grüne

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