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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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erwachte und brüllte nach Blut. Er zückte das Messer und rammte sich die Klinge in die Handfläche. Tropfen um Tropfen fiel auf die Dielen, der Geruch betörte seine Sinne.
    „Kether!“, rief er, während das Biest sich aufbäumte. Bevor das Tier seinen Verstand verschluckte, sah er den Mann erschrocken zurücktaumeln und mit der Waffe auf ihn zielen.

Kapitel 24
    Mirjam kauerte im Sessel. Ihr Blick fixierte Kristins Handy auf der Kirschholzkommode. Die Anspannung ähnelte der aus Kindertagen, als sie zum ersten Mal allein zu Hause bleiben musste. Wie jetzt hockte sie damals vor dem Fenster und suchte die Straße nach ihren Eltern ab. Was, wenn ihnen etwas zugestoßen war und sie nicht zurückkamen?
    Was, wenn Max sich nicht meldete?
    Zur Unruhe mischte sich ein seltsames, fremdartiges Gefühl. Jegliches Emp-finden zog sich zurück, um im nächsten Augenblick flutwellenartig ihren Verstand zu überspülen. Mirjam sprang vom Sessel auf.
    „Es ist etwas passiert.“
    „Was?“ Kristin, die bäuchlings auf dem Bett lag, hob den Blick von einem Klatsch-Magazin. Sie wälzte sich zur Seite und begrub eine zur Hälfte aufgegessene Tafel Schokolade unter sich.
    „Mit Max. Es ist etwas passiert.“ Jetzt spürte sie den Nachhall einer Wut, die nicht ihr gehörte, die Gier nach Blut und Tod. „Etwas ganz Schlimmes.“
    „Mach dich nicht verrückt.“ Kristin zog die Schokolade unter ihrer Hüfte hervor und brach ein Stück ab. „Willst du auch was?“
    „Ich kann es spüren, verstehst du? Wir hätten Max nicht mit diesem Kerl allein lassen dürfen!“
    Kristin legte sich das Schokoladenstück auf die Zunge. „Hyperventilier nicht. Max kann auf sich selbst aufpassen.“ Sie vertiefte sich in ihre Illustrierte.
    „Wie kannst du bloß so ruhig sein?“ Mirjam schleuderte Kristins Zeitschrift durchs Zimmer. Das Blatt rauschte unter den Sessel.
    „Geht’s noch?“ Kristin funkelte sie an. „Was ist in dich gefahren?“ Sie zögerte. „Hey, du siehst ja ganz käsig aus. Was ist los?“
    Mirjam sackte auf der Bettkante in sich zusammen. „Ich weiß es nicht.“ Ein Geruch schlug ihr in die Nase. Süßlich und leicht metallisch. Nichts, was in das Zimmer eines Luxushotels gehörte. „Vielleicht bin ich einfach verrückt geworden.“
    Mit zittrigen Fingern nahm sie die Schokolade und nagte an einer Ecke. Der Schmelz zerfloss auf ihrer Zunge und gab ihr Kraft.
    „Beruhige dich. Es wird alles gut.“ Kristin legte Mirjam den Arm um die Schultern. „Erzähl, was ist los mit dir?“
    „Weißt du noch, wir haben uns einmal über Sex unterhalten. Du hast noch erzählt, du hättest bei deinem ersten Mal einem Kerl Geld bezahlt.“
    „Musst du mich daran erinnern?“
    „Und ich meinte, dass es so viel mehr bedeutet. Dass man dem anderen dabei einen Teil von sich selbst schenkt.“
    Kristin lachte und drückte sie an sich. „Ja. Du bist eine hoffnungslose Roman-tikerin.“
    „Mein erstes Mal war mit Max.“ Mirjam schloss die Augen. Sie schwebte im Nichts und blickte auf die zwei fest umschlungenen Körper. Das Echo des Schmerzes, der sie entzwei riss, durchdrang ihren Körper und verebbte. Sie biss in die Schokolade, die Erinnerungen verflogen. „Seitdem kann ich Max fühlen. Und gerade ist etwas Furchtbares mit ihm geschehen.“
    „Scht.“ Kristin strich ihr durch das Haar. „Das sind nur die Nerven. Die Jungs haben noch anderthalb Stunden. Wenn wir auch dann nichts von ihnen hören, gehen wir zu Plan B über. Okay?“
    Mirjam lächelte schwach und kuschelte sich an sie. „Wir haben doch gar keinen Plan B.“
    „Wir werden uns einen ausdenken. Und dann können sich die bösen Buben warm anziehen.“
    „Es ist schön, dich hier zu haben.“ Sie genoss, wie Kristin ihren Kopf streichelte und jegliche Sorgen fortnahm. Ihre schweren Lider fielen zu. Am Anfang sah sie nur Schwarz, weiße Linien und Punkte, bis eine Erscheinung sich ihr aufdrängte, zitternd und unscharf wie ein alter Film: Ein Raum voller Bücherregale, einige Bretter waren durchgebrochen und hingeworfene Wälzer bedeckten den Boden.
    … Hilfe …
    In ihren Ohren echote eine Stimme, weinerlich, von Angst und Schmerz erfüllt. Ein Mönch kroch rückwärts vor ihr fort.
    … Bitte nicht …
    Mirjam trat auf ihn zu. Er drückte sich in eine Ecke, die Hände zum Schutz ausgestreckt.
    … Ich flehe dich an, vergib mir meine Schuld …
    Tränen flossen über seine Wangen. Mirjam beugte sich über ihn. In seinen weit aufgerissenen Augen spiegelte sich

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