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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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und riss ihn in die Büsche an der Mauer. Die Zweige schüttelten ihnen Regentropfen ins Gesicht. Hinter dem Haus trat eine Gestalt hervor: Ein stämmiger Mann, in eine lange Kutte gehüllt. Er defilierte an der Fassade vorbei, leuchtete mit der Taschenlampe über die Wiese und ver-schwand um die Ecke.
    „Jetzt!“
    Daniel zog Max zum Gebäude. Kieselsteine knirschten unter ihren Füßen, viel zu laut, und Max glaubte, allein dadurch würde der Kuttenträger zurückkehren. Dazu mischte sich das Schnaufen Daniels, der bereits nach wenigen Schritten aus der Puste gekommen war. Seine Hände zitterten, als er mit dem Schlüssel nach dem Loch tastete. Endlich ging die Tür auf.
    Daniel stolperte hinein, lehnte sich gegen die Wand und keuchte. „Mist.“ Er wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. „Ich ersticke gleich.“
    „Kurzatmigkeit. Eins der Symptome von Nierenversagen.“ Max biss sich auf die Unterlippe. Musste er das unbedingt sagen? Daniel funkelte ihn an.
    „Danke für die Auskunft. Da fühle ich mich gleich besser.“ Er stampfte zur Treppe, die auf die Galerie führte. Während Max hinter ihm die Stufen erklomm, bemühte er sich, nicht nach unten zu schauen. Das Holz knarzte unter seinen Füßen, die Bretter drohten jeden Moment zu brechen und die ganze Treppe zum Einsturz zu bringen. Er krallte sich in das Geländer und blieb stehen. Sein Blick fixierte die Wand der Galerie. Jesusfiguren starrten ihm entgegen.
    Wie konnte er vergessen, wie viel Leid ihm angetan wurde?
    Sie haben das Feuer verdient
, flüsterten die Gekreuzigten.
Lass sie brennen!
    Max zuckte zusammen. Sprach sein Herr zu ihm durch diese Abbildungen?
    Lass sie brennen!
    Nein. So etwas würde sein Schöpfer nicht von ihm verlangen. Oder doch? Alles drehte sich in seinem Kopf. Die Treppe schwankte und er konnte keinen Schritt mehr tun, weder vor noch zurück.
    „Komm jetzt!“ Daniel stieg zu ihm herunter und zupfte an seinem Ärmel. „Die Innenarchitektur kannst du ein anderes Mal bewundern.“
    Bloß nicht nach unten schauen, befahl er sich, es fehlten nur noch wenige Stufen. „Ich habe so meine Probleme … mit alten Treppen.“
    „Stell dich nicht so an. Dir kann nicht einmal eine Kugel was anhaben. Und du hast Angst vor der Höhe.“
    „Danke für die Erklärung“, presste Max hervor, „aber wäre die Höhenangst rational zu bewältigen, hätte ich das bestimmt schon geschafft.“
    „Bleib ruhig, okay?“ Daniel griff nach seiner Hand. „Ich halte dich fest, dir kann nichts passieren. Vertrau mir.“
    Sie haben dich verleugnet und verkauft. Dein Blut soll über sie und ihre Kinder kommen
.
    Lass sie brennen!
    Er klammerte sich an Daniel und zwang sich, einen weiteren Schritt zu machen. Seine Beine fühlten sich bleiern an, während er Stufe für Stufe hinaufstieg. Daniel führte ihn auf die Galerie.
    „Siehst du, es hat gar nicht wehgetan.“
    Erst als er die flüsternden Kreuze hinter sich ließ und die Stimmen verstummten, wagte Max aufzuatmen. Er verbat sich daran zu denken, wie er je wieder hinuntersteigen sollte. Allein die Vorstellung ließ Panik aufwallen.
    Daniel stieß gegen eine der Türen. Dahinter erstreckte sich ein Raum mit Bogen-fenstern und einem runden Tisch in der Mitte. Hohe Bücherregale kleideten die Wände.
    Max ließ den Blick über die unzähligen Wälzer schweifen. „Wenn wir hier alles absuchen sollen, brauchen wir eine Herberge mit Vollpension.“
    Mit dem Lichtstrahl der Taschenlampe streifte Daniel über die Einbände. „Wenn ich mich recht entsinne, muss die Schrift in irgendeinem Luzzatto-Buch stecken. Frag mich aber nicht, wo. Hier ist die Bibliothek des Abtes.“ Er leuchtete auf die Tür links. „Und da ist sein Arbeitszimmer.“
    „Okay, fang hier an, ich übernehme sein Büro.“
    Der kleine Raum beinhaltete einen altertümlichen Schreibtisch mit einem TFT-Monitor und Regale mit Ordnern. Die Überschriften deuteten auf Verwaltungs-papiere hin. Max öffnete die Schubladen und wühlte in den Dokumenten. Keine Bücher. Unter der Tischplatte entdeckte er ein Fach. Er rüttelte an dem Bronze-knauf, doch im Gegensatz zuden anderen Schubladen blieb sie verschlossen. Max holte ein Klappmesser aus der Hosentasche und setzte die Klingenspitze in den Schlitz einer der Schrauben, mit denen das Schloss befestigt war. Einige Male rutschte das Messer ab und bohrte hässliche Kratzer in die Lackierung. Es dauerte lange, bis er das Schloss ausgebaut hatte und das Fach herausziehen konnte. Zu

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