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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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war.«
    »Sie ist nicht in ihrem schwarzen Ferrari gekommen. Der stand in der Garage. Sondern mit dem blauen. Der parkte vor dem Haus.«
    Weitere neue Informationen. Benton bleibt ruhig und gibt sich lässig. »Bist du sicher, dass du weißt, mit welchem Auto sie an diesem Tag gefahren ist?«
    »Das weiß ich immer. Sie hat den schwarzen Ferrari nicht gefahren, weil er beschädigt war.«
    »Wie ist das passiert?«
    »Er hat auf einem Parkplatz was abgekriegt«, erwidert Henri und betrachtet wieder ihre lädierte Zehe. »Du kennst doch das Fitness-Studio in der Atlantic Avenue, oben in Coral Springs, wo wir manchmal trainieren gehen.«
    »Weißt du, wann das geschehen ist?«, erkundigt sich Benton, ohne sich seine Aufregung anmerken zu lassen. Diese Information ist neu und wichtig, und er ahnt, wohin sie führen wird. »Der schwarze Ferrari wurde beschädigt, während du im Fitness-Studio warst?«, drängt er sie, die Wahrheit zu sagen.
    »Ich habe nie gesagt, dass ich im Fitness-Studio war«, zischt sie, und ihr feindseliger Ton bestätigt seinen Verdacht.
    Sie ist mit Lucys schwarzem Ferrari ins Fitness-Studio gefahren, und zwar offenbar ohne Lucys Erlaubnis. Niemand darf den schwarzen Ferrari benutzen, nicht einmal Rudy.
    »Erzähl mir von dem Schaden«, sagt Benton.
    »Er war zerkratzt, mit einem Autoschlüssel oder so. Jemand hat ein Bild hineingeritzt.« Sie starrt auf ihre Füße und fummelt an der gelblich angelaufenen großen Zehe herum.
    »Was stellte das Bild dar?«
    »Danach wollte sie ihn nicht mehr fahren. Man fährt nicht in einem zerkratzten Ferrari herum.«
    »Bestimmt war Lucy sauer«, meint Benton.
    »Das kann man doch reparieren. Alles kann man reparieren. Wenn sie ihn umgebracht hätte, brauchte ich nicht hier zu sein. Jetzt muss ich den Rest meines Lebens Angst haben, dass er mich wieder aufspürt.«
    »Ich tue mein Bestes, damit du dir deshalb keine Sorgen zu machen brauchst, Henri. Aber du musst mir helfen.«
    »Vielleicht erinnere ich mich ja nie.« Sie sieht ihn an. »Dagegen kann ich nichts tun.«
    »Lucy ist drei Treppen hinauf ins Schlafzimmer gerannt. Dort warst du«, sagt Benton. Dabei mustert er sie eindringlich, um sicherzugehen, dass sie seine Schilderung verkraftet, auch wenn sie diesen Teil schon mal gehört hat. Die ganze Zeit über hat er befürchtet, dass es keine Schauspielerei ist und dass alles, was sie sagt und tut, der Wahrheit entspricht. Aber was ist, wenn es sich nicht so verhält? Genauso gut könnte sie endgültig mit der Realität brechen, psychotisch werden und vollständig durchdrehen. Sie hört zwar zu, aber ihr Verhalten ist merkwürdig. »Als Lucy dich fand, warst du bewusstlos, doch Atmung und Herzschlag waren normal.«
    »Ich hatte nichts an.« Dieses Detail stört sie nicht. Es macht ihr Spaß, ihn an ihren nackten Körper zu erinnern.
    »Schläfst du oft nackt?«
    »Das tue ich gerne.«
    »Erinnerst du dich, ob du deinen Pyjama ausgezogen hast, bevor du an diesem Vormittag wieder ins Bett gegangen bist?«
    »Wahrscheinlich schon.«
    »Also war es nicht der Angreifer. Mal angenommen, dass es ein Mann ist.«
    »Das brauchte er nicht mehr. Allerdings bin ich sicher, dass er es getan hätte.«
    »Lucy sagt, als sie dich zuletzt gesehen hat, also gegen acht Uhr morgens, hättest du einen roten Satinpyjama und einen hellbraunen Morgenmantel aus Frottee angehabt.«
    »Stimmt. Weil ich rausgehen wollte. Ich habe mich in einen Liegestuhl am Pool in die Sonne gesetzt.«
    Wieder neue Informationen, und er schiebt eine Frage hinterher: »Um wie viel Uhr war das?«
    »Gleich nachdem Lucy weg war, glaube ich. Sie ist im blauen Ferrari losgefahren. Tja, nicht gleich«, verbessert sie sich in ausdruckslosem Tonfall und starrt in die schneebedeckte Landschaft hinaus, die in der Morgensonne funkelt. »Ich war sauer auf sie.«
    Benton steht langsam auf und legt einige Scheite ins Feuer. Funken stieben im Kamin, und die Flammen lecken gierig am staubtrockenen Holz. »Sie hat dich gekränkt«, meint er und zieht das Kamingitter zu.
    »Lucy ist nicht sehr nett, wenn man krank wird«, entgegnet Henri und wirkt wieder konzentrierter und sachlicher. »Sie wollte mich nicht pflegen.«
    »Was ist mit der Körperlotion?«, fragt er. Er kann sich zwar seinen Teil denken und ist sicher, dass seine Theorie stimmt, hält es jedoch für klug, auf Nummer sicher zu gehen.
    »Na und? Ist doch nicht weiter wichtig, oder? Das war nur ein Gefallen. Weißt du, wie viele Leute danach lechzen würden,

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