Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Stimme folgt ihm in die Küche. »Ich weiß, dass du mir nicht glaubst.«
    »Wie kommst du darauf?« Er schenkt sich Kaffee ein und kehrt ins Wohnzimmer zurück.
    »Der Arzt hat mir auch nicht geglaubt.«
    »Oh, ja, der Arzt. Er sagte, dass er dir nicht glaubt«, meint Benton und nimmt wieder auf dem Sofa Platz. »Und obwohl du weißt, was ich von diesem Arzt halte, werde ich es noch einmal wiederholen. Für ihn sind alle Frauen hysterisch, und er mag sie nicht. Er empfindet eindeutig keinen Respekt vor ihnen, und das liegt daran, dass er Angst vor ihnen hat. Außerdem ist er Arzt in der Notaufnahme und hat keine Ahnung von Gewaltverbrechen und deren Opfern.«
    »Er denkt, ich hätte mir die Verletzungen selbst zugefügt«, meint Henri zornig. »Er glaubt wohl, ich hätte nicht gehört, was er zu der Krankenschwester gesagt hat.«
    Benton überlegt, wie er darauf reagieren soll. Henri rückt mit einer neuen Information heraus, und er kann nur hoffen, dass sie auch stimmt. »Erzähl es mir«, fordert er sie auf. »Mich würde brennend interessieren, was er zu der Krankenschwester gesagt hat.«
    »Ich sollte das Arschloch verklagen«, fügt sie hinzu.
    Benton wartet und trinkt seinen Kaffee.
    »Vielleicht verklage ich ihn wirklich«, spricht sie trotzig weiter. »Er dachte, ich könnte ihn nicht hören, weil ich die Augen zuhatte, als er ins Zimmer kam. Ich lag im Halbschlaf da, die Schwester stand in der Tür, und dann erschien er. Also habe ich so getan, als wäre ich weggetreten.«
    »Du hast dich schlafend gestellt«, meint Benton.
    Sie nickt.
    »Du bist ausgebildete Schauspielerin. Es war einmal dein Beruf.«
    »Das ist es immer noch. Man hört nicht einfach auf, Schauspielerin zu sein. Ich bin zurzeit nur an keiner Produktion beteiligt, weil ich anderes zu tun habe.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass du schon immer eine gute Schauspielerin warst«, erwidert er.
    »Ja.«
    »Und du warst schon immer gut darin, dich zu verstellen.« Er hält inne. »Tust du häufig so als ob, Henri?«
    Als sie ihn ansieht, wird ihr Blick hart. »Im Krankenhaus habe ich mich schlafend gestellt, um zu hören, was der Arzt sagt. Ich habe jedes Wort mitgekriegt. Er meinte: ›Es gibt nichts Besseres, als Vergewaltigung zu schreien, wenn man sauer auf jemanden ist. Dann muss er so richtig bluten.‹ Und anschließend hat er gelacht.«
    »Ich kann gut verstehen, dass du ihn verklagen willst«, meint Benton. »Und das war in der Notaufnahme?«
    »Nein, nein, in meinem Zimmer. Später am Tag, als sie mich nach den Untersuchungen auf eine Station verlegt haben. Ich weiß nicht mehr, auf welche.«
    »Das ist ja noch schlimmer«, sagt Benton. »Er hätte gar nicht in dein Zimmer kommen dürfen. Schließlich arbeitet er in der Notaufnahme und nicht auf einer der Stationen. Er hat nur vorbeigeschaut, weil er neugierig war, und das ist nicht in Ordnung.«
    »Ich werde ihn verklagen. Ich hasse ihn.« Wieder reibt sie ihre Zehe. Die Blutergüsse auf Zehe und Handrücken sind zu einem Nikotingelb verblasst. »Dann hat er eine Bemerkung über Dextro-Junkies gemacht. Ich weiß nicht, was das ist, aber er hat mich jedenfalls beleidigt.«
    Wieder eine neue Information. In Benton wächst die Hoffnung, dass sie sich mit der Zeit und mit viel Geduld an mehr erinnern oder zumindest näher bei der Wahrheit bleiben wird. »Ein Dextro-Junkie ist jemand, der opiathaltige Allergie- und Grippemedikamente oder Hustensäfte missbraucht. Bei Jugendlichen sehr beliebt.«
    »Dieses Arschloch«, murmelt sie und zupft an ihrem Morgenmantel herum. »Kannst du denn nichts tun, damit er Schwierigkeiten kriegt?«
    »Henri, hast du irgendeine Ahnung, warum er angedeutet hat, du wärst vergewaltigt worden?«, fragt Benton.
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass es so war.«
    »Erinnerst du dich an die Schwester?«
    Sie schüttelt langsam den Kopf.
    »Du wurdest in ein Untersuchungszimmer neben der Notaufnahme gebracht, wo eine Ausrüstung zur Sicherstellung von Beweisen benutzt wurde. Du weißt doch, was das ist, oder? Als du die Schauspielerei damals satt hattest, bist du zur Polizei gegangen. Dann, vor ein paar Monaten im Herbst, hat Lucy dich in Los Angeles kennen gelernt und dich eingestellt. Also hast du Erfahrung mit dem Nehmen von Abstrichen und dem Einsammeln von Haaren und Fasern und so weiter.«
    »Ich hatte es nicht satt, sondern brauchte nur eine Pause, um etwas anderes zu tun.«
    »Meinetwegen. Aber erinnerst du dich an die Sicherstellung der Beweise?«
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher