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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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es zu tun? Ich habe sie gelassen, um ihr einen Gefallen zu tun. Sie macht nämlich nur das absolute Minimum, und auch das bloß, wenn es ihr in den Kram passt. Und dann hat sie genug davon, sich um mich zu kümmern. Ich hatte Kopfschmerzen, und wir haben uns gestritten.«
    »Wie lange hast du am Pool gesessen?«, erkundigt sich Benton. Er gibt sich Mühe, sich nicht durch Gedanken an Lucy ablenken zu lassen und sich nicht zu fragen, wo sie nur ihren Kopf hatte, als sie Henri Waiden begegnete. Gleichzeitig jedoch ist ihm klar, welchen Charme Soziopathen versprühen können und dass sie selbst Menschen um den Finger wickeln, die es eigentlich besser wissen müssten.
    »Nicht lange, es ging mir nicht gut.«
    »Eine Viertelstunde? Eine halbe?«
    »Schätzungsweise eine halbe Stunde.«
    »Hast du andere Leute gesehen? Oder Boote?«
    »Mir ist nichts aufgefallen. Vielleicht waren da ja auch keine. Was hat Lucy gemacht, als sie in mein Zimmer kam?«
    »Sie hat die Notrufnummer gewählt, immer wieder nachgesehen, ob du noch lebst, und auf den Rettungswagen gewartet«, erwidert Benton. Er beschließt, ein weiteres Detail hinzuzufügen, obwohl das gefährlich ist. »Und sie hat fotografiert.«
    »Hatte sie eine Pistole?«
    »Ja.«
    »Ich wünschte, sie hätte ihn getötet.«
    »Du sagst immer ›er‹.«
    »Und sie hat Fotos gemacht? Von mir?«, fragt Henri.
    »Du warst zwar bewusstlos, aber dein Zustand war stabil. Also hat sie dich fotografiert, bevor sie dich weggebracht haben.«
    »Weil ich aussah, als ob ich angegriffen worden wäre?«
    »Weil dein Körper in einer ungewöhnlichen Stellung dalag, Henri. Und zwar so.« Er streckt die Arme aus und hält sie über den Kopf. »Du hast auf dem Bauch gelegen, die Arme von dir gestreckt und mit den Handflächen nach unten. Außerdem hattest du Nasenbluten und warst voller Blutergüsse, wie du ja weißt. Und deine rechte große Zehe war gebrochen, auch wenn das erst später festgestellt wurde. Offenbar weißt du nicht mehr, wie du sie dir gebrochen hast.«
    »Vielleicht habe ich sie mir gestoßen, als ich die Treppe runtergegangen bin«, sagt sie.
    »Erinnerst du dich daran?«, fragt er, da sie bis jetzt im Zusammenhang mit ihrer Zehe nichts erzählt hat. »Wann könnte das passiert sein?«
    »Als ich beim Pool war. Die Steinstufen. Kann sein, dass ich über eine Stufe gestolpert bin, wegen der vielen Medikamente oder weil ich Fieber hatte. Ich weiß noch, dass ich geweint habe. Daran erinnere ich mich. Weil es wehgetan hat. Ich habe überlegt, ob ich sie anrufen soll, es dann aber gelassen. Sie mag es nicht, wenn ich krank bin.«
    »Du hast dir die Zehe auf dem Weg zum Pool gebrochen und hast überlegt, ob du Lucy anrufen sollst, es aber nicht getan.« Er will keine Missverständnisse aufkommen lassen.
    »Stimmt«, entgegnet sie spöttisch. »Wo waren mein Pyjama und mein Morgenmantel?«
    »Ordentlich zusammengefaltet auf einem Stuhl neben dem Bett. Hast du sie zusammengefaltet und dort hingelegt?«
    »Vermutlich. War ich zugedeckt?«
    Er weiß, worauf sie hinauswill, aber es ist wichtig, ihr die Wahrheit zu sagen. »Nein«, antwortet er. »Die Decke war zum Fußende des Bettes gezogen worden und hing von der Matratze.«
    »Ich hatte nichts an, und sie hat mich fotografiert«, sagt Henri, und ihr Gesicht ist ausdruckslos, als sie ihn mit harten, undurchdringlichen Augen ansieht.
    »Ja«, erwidert Benton.
    »Typisch für sie, so was zu tun. Sie ist und bleibt ein Cop.«
    »Du bist auch ein Cop, Henri. Was hättest du an ihrer Stelle getan?«
    »Typisch für sie«, wiederholt sie nur.
    8
    »Wo bist du?«, fragt Marino, nachdem er im Display seines vibrierenden Mobiltelefons Lucys Nummer erkannt hat. »Wo steckst du gerade?« Das will er immer von ihr wissen, auch wenn es nicht von Belang ist.
    Marino hat sein ganzes Erwachsenenleben mit der Verbrechensbekämpfung verbracht, und der Aufenthaltsort eines Menschen ist ein Detail, das ein guter Polizist niemals übersieht. Es nützt überhaupt nichts, zum Funkgerät zu greifen und »Mayday« zu brüllen, wenn man keine Ahnung hat, wo man sich befindet. Marino betrachtet sich als Lucys Mentor, und das lässt er sie nicht vergessen, obwohl sie selbst ihn schon seit Jahren nicht mehr so sieht.
    »Atlantic Boulevard«, hört er Lucys Stimme im rechten Ohr. »Ich sitze im Auto.«
    »Wär ich nie drauf gekommen, Sherlock. Du klingst, als würdest du in einem Müllcontainer hocken.« Marino lässt sich keine Gelegenheit entgehen, sie wegen

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