Staubige Hölle
Geldschein in die Nase. Grunzte dabei wie ein Schwein. Theron schniefte mehrmals und fuhr sich mit der Zunge über das Zahnfleisch. »Willst du auch?«
»Nein.«
»Rein wie âne Nonnenmuschi, mein Freund.«
Inja schüttelte den Kopf und beobachtete, wie der Bure einige Unterlagen in seine Jackentasche steckte. Für einen kurzen Augenblick empfand er eine solche Wut, dass er seine ganze Willenskraft aufbieten musste, seine Hand von der Pistole fernzuhalten, so kurz davor war er, dieses weiÃe Stück ScheiÃe zur Hölle zu schicken. Diesen schwachen Idioten, der keinerlei Selbstbeherrschung besaÃ.
Theron schob den Schalthebel der Automatik auf D, wendete und kehrte zur Autobahn zurück, fuhr viel zu schnell. Inja zitterte. In dem Mercedes war es so kalt, wie es im Büro des Buren gewesen war. Diese WeiÃe waren kaltblütige Kreaturen. »Kannst du die Eismaschine abstellen?«
Theron betätigte einen Schalter am Armaturenbrett. »Was immer du willst, Shaka.« Lachte.
Shaka, der legendäre Zulu-König. Was der Bure offenbar für witzig hielt. Inja unterdrückte seinen Zorn. Bald, weiÃer Mann, bald. Bald habe ich keine Verwendung mehr für dich.
Inja warf einen Blick zurück über die Schulter und beobachtete den lodernden Toyota, bis die Flammen hinter einer Düne verschwanden. Es war ein Tag brennender Autos gewesen.
Kapitel 9
Dell spürte, dass der braune Cop anfing, ihm zu glauben. Anfing, die Möglichkeit zuzulassen, dass er vielleicht nicht hinter dem Steuer gesessen hatte, als der Volvo den Felsvorsprung hinunterstürzte. Dass sie vielmehr von einem schwarzen Pick-up von der StraÃe gedrängt worden waren. Ein schwarzer Pick-up, der immer noch irgendwo da drauÃen war.
Sie befanden sich in einem Verhörraum im Polizeirevier von Franschhoek. Die Klimaanlage ratterte und sprotzte, trug aber kaum etwas dazu bei, die Luft in dem fensterlosen Raum zu bewegen. Er registrierte den Geruch von verbranntem Holz und gebratenem Fleisch an Lieutenant Palm, als wäre der Mann von seinem sonntäglichen Barbecue fortgerufen worden. Der Geruch versetzte Dell wieder in das Leichenschauhaus. Er umklammerte die Tischkante, um nicht durchzudrehen.
Palm sprach mit einem Akzent so zähflüssig wie ein Fass Teer. »Sie sagen also, Ihre Frau hätte das Steuer des Wagens übernommen, wann noch mal genau?«
Dell erzählte Palm, was er auch schon dieser spindeldürren Polizistin im Krankenhaus erzählt hatte. Als sie nach dem Mittagessen das Restaurant verlassen hatten, war er mit Mary und Tom nach drauÃen gegangen, während Rosie noch auf die Toilette ging. Er hielt die Zwillinge an den Händen, während sie um das Haus im Cape Dutch-Stil zum Volvo schlenderten, der Volvo unter einer Kastanie in voller rosafarbener Blütenpracht parkte.
Als Dell ihre Hände loslieÃ, um den Wagen aufzuschlieÃen, rannten die Zwillinge auf den Rasen, der zu einem Weinberg abfiel und jagten eine Nilgans, die sich darüber lautstark beschwerte. Mary kreischte und kam zu Dell zurückgespurtet. Sie versteckte sich hinter den Beinen ihres Vaters, während der schwere Vogel sich in die Luft erhob, nur so gerade eben über einen Zaun weg kam und dann Richtung Drakenstein Gebirge flog. Tommy lachte und imitierte den Schrei des Vogels, als er zurückgelaufen kam.
Dell sah ihre Kellnerin vom Mittagessen in der Nähe der Autos, wohin sie sich auf eine Zigarette geschlichen hatte. Eine Farbige mittleren Alters in einer Gingan-Schürze, die sich das störrische Haar zu einem Dutt zurückgekämmt hatte. Sie bemerkte Dells Blick und lächelte schüchtern, während sie die Zigarette in der hohlen Hand hielt, als stünde sie auf einem Gefängnishof.
Dell schnallte die Kinder auf ihren Plätzen im Auto an und drehte den Zündschlüssel des Volvo und fuhr gerade rechtzeitig seitlich um das Restaurant, als Rosie herauskam. Sie hatten die Plätze getauscht und waren dem Alptraum entgegen gefahren, der darauf wartete, im hellen Sonnenschein über sie herzufallen.
»Und niemand hat es gesehen, als sie die Plätze getauscht haben?«, fragte Palm.
Dell zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich habe niemanden bemerkt.«
»Dann war die Kellnerin also die letzte Person, die sie fahren gesehen hat?«
»Ja.«
»Sie wissen, dass Sie weit über der Promillegrenze lagen, als man im Krankenhaus
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