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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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haben.«
    Â»Wer ist wir?«
    Â»Eine Interessengruppe, die sehr viel Wert auf Rechtsstaatlichkeit legt.« Wieder ein leises Lachen. »Er war für einige Tage unten in Kapstadt. Hat sich um Geschäfte gekümmert. Oder besser gesagt, um einen Geschäftsmann. Kannst du mir folgen?«
    Zondi konnte. Ben Baker. Der Mann war so etwas wie eine Achillesferse von Injas Herrn. Eine verwundbare Stelle, um die man sich kümmern musste. »Absolut.«
    Â»Ich sage nur so viel, mein guter Freund, solltest du rein zufällig über etwas Interessantes stolpern, hältst du mich auf dem Laufenden. Es könnte zu deinem Vorteil sein.«
    Â»Tut mir leid. Ich bin heute wieder hier weg.«
    Â»Wie schade. Wie auch immer, lass uns mal zusammen einen trinken, wenn du wieder zu Hause bist. Über Sachen von gemeinsamem Interesse quatschen und über all die schönen Dinge des Lebens.« Damit endete das Gespräch.
    Er ging hinaus und blieb auf dem Bürgersteig stehen, sah nicht den Staub und den Dreck und die Ziegen und die Taxis. Sah Pläne, die in Jo’burg und Pretoria geschmiedet wurden. Eine Schlacht bahnte sich an. Eine Schlacht der Art, die Zondi verstand. Zwar würde kein Blut vergossen, aber unbarmherzig würde es nichtsdestotrotz sein.

Kapitel 45
    Das Aufwachen war das Schlimmste. Dell war nicht bewusst gewesen, wie abhängig er von der Wärme des Körpers seiner Frau geworden war, von der zappeligen Lebendigkeit der Zwillinge, wenn sie sich früh morgens hereinschlichen und unter die Laken gruben, um ihren Eltern nahe zu sein. Er schaltete die Erinnerung aus.
    Er setzte sich auf die Heckklappe des Trucks, die Augen noch verklebt mit Schlaf, kratzte an seinen Bartstoppeln, starrte hinaus über Hunderte kleiner Schachteln aus Hohlblocksteinen ohne Dach, die sich über das trockene Feld ausbreiteten. Türlose Eingänge und Fenster ohne Scheiben. Alles, was einen Wert besaß, geplündert und fortgeschleppt. Ein unvollendetes Siedlungsprojekt für die Armen. Unsichtbar, als er in der Nacht zuvor die Straße verlassen hatte, so erschöpft, dass er fast schon komatös gewesen war.
    Er sah nach Goodbread und entdeckte den alten Mann kauernd im Gebüsch. Kackte wahrscheinlich. War es gewohnt, sich ins Dickicht zu schlagen. Dell griff in den Wagen und fand die Wasserflasche. Trank einen Schluck. Spülte den Mund aus und spuckte das Wasser in den Sand. Er hatte sich seit Tagen nicht mehr die Zähne geputzt, und seine Zunge fühlte sich an, als wüchse darauf langsam ein Pelz.
    Er hörte, wie Glas aneinanderstieß, und sah seinen Vater auf sich zu kommen, drei staubige Bierflaschen in jeder Hand. Sah zu, wie er die leeren Flaschen auf einen Hügel ein paar Schritte von dem Pick-up entfernt aufstellte. Goodbread griff unter sein Hemd, holte eine Pistole hervor und entsicherte sie.
    Dell verstand von Waffen nur so viel, dass er nichts mit ihnen zu tun haben wollte. Während seines Zwangsdienstes beim Militär hatte er nie eine Waffe angerührt. Auch danach nicht. Ja, er hatte im Verlauf der Jahre schon seine Fäuste eingesetzt. Nicht sonderlich gut. Und einmal hatte er bei einer Demonstration gegen die Apartheid einen halben Ziegelstein auf einen Bullen geworfen. Und ihn verfehlt. Also ein Pazifist. Irgendwie. Ganz sicher keine Waffen. Niemals.
    Als seine Freunde, alternde Liberale, angepisst nach endlosen Einbrüchen und Entführungen, loszogen und sich Waffen kauften, da hatte er nur den Kopf geschüttelt. Und sich kategorisch geweigert. Genau wie er sich weigerte, seine Haltung gegen die Wiedereinführung der Todesstrafe zu ändern. Mord durch den Staat war immer noch Mord.
    Er hörte, wie die Waffe zweimal kurz hintereinander abgefeuert wurde, und zwei Flaschen explodierten. Dann winkte der alte Mann ihn herüber. Dell zögerte. »Komm schon, Junge. Ich schätze, es ist an der Zeit.«
    Ja, vielleicht war es das.
    Er ging hinüber. Eine feine Wolke Korditrauch schwebte im Morgenlicht. Goodbread hielt Dell die Pistole hin, und er nahm sie. Spürte das unerwartete Gewicht der Waffe.
    Â»Schieß auf eine dieser Flaschen.« Der alte Mann richtete einen zitternden Finger auf die leeren Flaschen auf dem Erdhügel.
    Dell hob die Waffe und zielte. War angespannt, als er den Abzug drückte. Spürte die verdichtete Kraft, als das Ding in seinen Händen bockte. Schoss daneben.
    Â»Stell dir einfach vor«,

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