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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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hörte Vusis gehetztes Atmen und sah dessen Augen größer werden, ihn anstarren. Flehend. Zondi schüttelte den Kopf. »Nein. Er lügt nicht. Lass ihn los.«
    Inja nickte. Nahm die Waffe von Vusis Kopf. »Okay. Verpiss dich, du …«
    Vusi richtete sich auf, rannte zur Tür und ließ eine Lache aus Pisse zurück. Rinnsale liefen auf Zondis Reeboks zu. Er zog die Füße unter den Stuhl zurück.
    Inja legte die Pistole auf den Tisch. Er schnipste mit den Fingern, sagte etwas zu einem seiner Männer und ließ Zondi dabei keine Sekunde aus den Augen. »Hol mir eine Coke. Kalt.« Der Mann lief zum Kühlschrank. »Meine Verlobte. Du weißt, wer ihre Mutter war?«
    Â»Schwer zu übersehen.«
    Â»Ja.« Der Mann war mit der Coke zurück. Inja knackte den Kronenkorken und trank einen großen Schluck. Rülpste. Wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Lächelte. Wie ein wilder Hund. »Du glaubst, sie ist dein Kind, stimmt’s?«
    Â»Ich bin nicht sicher.«
    Â»Und was, wenn sie es ist? Bist du hier, um die Brautgabe zu kassieren?« Lachen. Doch in seinen toten Augen lag kein Humor. Trank. Schloss die Augen. Öffnete sie wieder, verschmiert und einen kurzen Moment lang ausdruckslos. Dann fanden sie Zondi, der nichts sagte. »Du wirst dich mir nicht in den Weg stellen, Zondi, oder?«
    Â»Nein. Ich reise wieder ab, zurück nach Jo’burg.«
    Â»Gute Idee. Das hier ist kein Ort für dich. Du bist jetzt ein Städter. Weich.« Lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, massierte sich die Schläfen. »Ich werde mich gut um sie kümmern, Zondi. Es wird ihr an nichts fehlen. Sie ist ein Glückskind.«
    Â»Davon bin ich überzeugt.«
    Inja stand auf. Zondi konnte ihn riechen, etwas Scharfes und Saures und beinahe Metallisches. Der Geruch von Krankheit. Inja nahm die Waffe vom Tisch, streckte die Hand aus und drückte das Korn unter Zondis Kinn, zwang seinen Kopf nach oben.
    Â»Weil wir früher Freunde waren, Zondi – Genossen –, lasse ich dich jetzt in deinen Halb-Vierer steigen« – deutete auf Zondis BMW  – »und deinen Arsch zurück nach Jo’burg fahren. Falls ich dich wiedersehe, bin ich nicht mehr so freundlich. Verstanden?«
    Â»Ja«, sagte Zondi, dessen Stimme gedämpft und angespannt.
    Inja steckte die Pistole weg. Nickte. Zog seine cremeweiße Hose hoch und ging zur Tür. Seine Männer folgten ihm, die Artillerie klapperte. Zondi verfolgte, wie sie in ihre Fahrzeuge stiegen und in einer roten Staubwolke verschwanden.
    Du hast gewonnen , hörte er sich sagen. War nicht ganz sicher, zu wem er das sagte. Nicht zu Inja. So viel wusste er. Dann begriff Zondi, dass er mit sich selbst sprach. Nicht mit dem Mann von fast vierzig Jahren, sondern mit dem Jungen, der er einmal gewesen war. Und wenn es eine Schuld war, die zu begleichen er hier war, dann nicht gegenüber der lange toten Frau. Oder einem Mädchen, die für ihn eine Fremde war. Es ging um diesen Jungen. Vielleicht war es eine Sühne für all die Dinge, die er getan hatte, um aus ihm den Mann zu machen, der er geworden war.

Kapitel 47
    Er fuhr durch eine andere Landschaft. Hügelige Zuckerrohrfelder wie ein dicker grüner Teppich, der sich über die Hügellandschaft ausbreitete. Auch eine andere Hitze. Feucht. Dunstig.
    Â»Wie weit sind wir?«, fragte Dell.
    Â»Schätze, wir werden am frühen Nachmittag dort sein.«
    Â»Willst du mir deinen Plan verraten?«
    Der alte Mann sagte nichts, starrte nur hinaus. Dann seufzte er, setzte sich ein wenig aufrechter hin. »Das Mädchen, das Inja Mazibuko sich als Braut ausgesucht hat. Sie ist jung, gerade mal sechzehn …« Die Worte erstarben in einem Hustenanfall, der rasselnd in ein Keuchen überging. Goodbread wischte sich über den Mund. Schnappte nach Luft. »Hab gehört, dass sie in so einer Touristenattraktion arbeitet. Oben im Zululand.«
    Â»Und?«
    Â»Wir werden sie uns holen. Werden Inja überraschen. Werden ihn herauslocken.«
    Â»Sie holen?« Dell starrte zu ihm hinüber. »Du meinst, wir werden dieses Mädchen entführen und als Köder benutzen?«
    Â»Ja.«
    Â»Kommt gar nicht in Frage.«
    Â»Wirst du jetzt auf einmal wieder zimperlich, Junge?«
    Â»Ich werde nicht zulassen, dass du eine weitere unschuldige Person in die Schusslinie bringst. Du hast

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