Staubige Hölle
sagte Goodbread, »du würdest einen Finger auf die Flasche richten. Drück den Abzug. Du holst dir keinen runter, Junge.«
Er atmete ein. Entspannte sich. Hob die Pistole und richtete sie aus. Drückte ab. Glas explodierte. Er lieà den Lauf zur nächsten Flasche schwenken und zur nächsten. Traf alle vier Ziele.
»Mein Gott!«, sagte Goodbread. »Entweder ist das ein unglaublicher Glücksfall, oder du bist ein Naturtalent, Sohn.« Strahlte sein Totenkopflächeln. »Dann hast du ja wenigstens etwas von mir geerbt.«
Dell gab Goodbread die Waffe zurück, mit dem Knauf voran. »Also, hältst du dich immer noch für einen Pazifisten?«, fragte der alte Mann und lud nach.
Für einen Augenblick war Dell wieder in der Leichenhalle und sagte: »Nein.«
»Flaschen sind eine Sache. Aber wirst du diesen Abzug auch ziehen können, wenn du einen Menschen aus Fleisch und Blut vor dir hast?«
»Ja.«
»Bist du ganz sicher? Du wirst später nicht etwa unbedingt auch noch die andere Wange hinhalten wollen?«
»Nein.«
Sein Vater hielt ihm die geladene Waffe hin. »Dann denke ich, das hier ist deine.«
Dell nahm die Pistole.
Kapitel 46
Zondi saà in einem Restaurant an der HauptstraÃe von Bhambathaâs Rock. Sein BMW parkte davor. Strahlenkränze harten Lichts reflektierten von der Windschutzscheibe und warfen ein Muster auf die schmuddelige Decke des Imbiss. Er beabsichtigte, noch zu frühstücken, dann würde er nach Joâburg zurückfahren. Er schuldete niemandem etwas. Am allerwenigsten einem Bauernmädchen, das er nicht einmal kannte.
Es herrschte reger Betrieb. An den Plastiktischen drängten sich lärmende Männer und widmeten sich ihren vollen Tellern. Zondi aà Maisbrei, Spinat, Kartoffeln und Bohnen. Das Essen war gut, weckte weitere Erinnerungen an seine Kindheit, unwillkürlich legte er seine Plastikgabel zur Seite und aà mit den Fingern weiter, formte kleine Bälle aus dem Mais und der SoÃe.
Dann verstummte der Raum plötzlich, als hätte jemand einen Schalter betätigt, und Zondi blickte auf und sah eine Gruppe Männer in der Tür stehen. Erkannte sofort den dünnen Mann, der von fünf seiner Männer eingerahmt wurde, automatische Waffen lässig in den Händen. Vusi aus der Telefon-Bude wurde von einem der Waffenläufe in das Restaurant gestoÃen. Man sah ihm die Angst an.
Inja lieà einen ausgestreckten Arm über den Raum wandern. »Alle raus. Bewegung! Bewegung!«
Die Leute standen bereits von den Tischen auf, hasteten zur Tür und stieÃen dabei Plastikstühle um.
Injas Finger spieÃte Zondi auf. »Du nicht, mein Freund. Du bleibst sitzen.«
Zondi blieb, wo er war, die Hände auf der Tischplatte, und schluckte einen Bissen herunter. Das Personal floh ebenfalls, keiner von ihnen wagte es, Inja direkt anzusehen. Einer von Injas Männern schloss die Tür, und in der Stille konnte Zondi das Fett in einer Pfanne in der Küche brutzeln hören.
Inja setzte sich Zondi gegenüber an den Tisch, zog die Manschetten seines karierten Sakkos gerade und legte die Ellbogen auf den Tisch. »Zondi.«
»Inja.«
Zondi hatte Inja Mazibuko seit mehr als zwanzig Jahren nicht mehr in natura gesehen. Nicht, dass da so besonders viel zu sehen gewesen wäre. Der Mann war älter, aber wenn überhaupt etwas, dann schien er noch schlanker geworden zu sein. Sein Gesicht war grau. Die Augen gelb und blutunterlaufen. Eine weiÃe Ablagerung klebte an seinen rissigen Lippen wie Schaum auf einem gekippten Teich.
»Was machst du hier?«, fragte Inja.
»Bin nur zu Besuch.«
Inja saugte an seinen Zähnen, nickte langsam. Deutete mit dem Kopf auf Vusi. »Er sagt, du wärest mit einem Fax meiner Hochzeitseinladung im Telefonladen gewesen. Hättest Fragen gestellt.«
Zondi sah zu Vusi auf, der ihm nicht in die Augen sehen konnte. Sah die SchweiÃperlen, die dem Mann über das Gesicht liefen. Lauschte auf das brutzelnde Fett in der Küche. Hörte irgendwo eine SchmeiÃfliege kreisen.
Injas Hand schoss hoch und packte Vusi an der Hemdbrust, zog ihn auf den Tisch hinunter, schlug sein Kinn auf die Platte und drehte sein zerknautschtes Gesicht zu Zondi. Ein glasiger Blick, panisch. Inja schob die rechte Hand unter seine Jacke und kam mit einer . 44 er wieder heraus. Rammte Vusi den Lauf ins Ohr. »Lügt er?«
Zondi
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