Stauffenbergs Gefaehrten
Diskussionen im Elternhaus. Der Vater, seine eigenen Träume auf den Sohn übertragend und den eigenen mehr schlecht als recht gehenden Landwirtschaftsbetrieb vor Augen, riet zur Offizierslaufbahn. Erich lieà sich überzeugen, auch weil man ein Telegrafen-Bataillon aussuchte und damit seinen technischen Interessen entgegenkam. 1905 trat er als Fahnenjunker in das Königlich PreuÃische Heer ein. »Bereut hat er diese Wahl nie, sie entsprach seinen Anlagen, er war in keinem anderen Beruf denkbar«, fand seine Schwester Truda. Bevor Erich seinen Militärdienst begann, bekam er Reitunterricht, damit er gleich mit diesem Talent punkten konnte. Die Liebe zu den Pferden sollte ein Leben lang halten. »Mein Vater ist ohne Pferde nicht denkbar«, sagt Tochter Susanne.
Im Ersten Weltkrieg erlebte Fellgiebel das völlige Versagen der Nachrichtenführung, und diese Erfahrung bestimmte die folgenden Jahre, in denen er sich in der Reichswehr und im Reichswehrministerium intensiv um die Weiterentwicklung der militärischen Kommunikation kümmerte. Dabei zeichnete ihn Durchsetzungsfähigkeit aus, hohes fachliches Wissen und das Gespür, wofür Technik optimal eingesetzt werden konnte. Das testete er auch zu Hause. Fellgiebel besaà in den dreiÃiger Jahren als einer der Ersten privat einen Fernseher.
Doch Fellgiebel war kein in sich gekehrter Technik-Freak. Auf seine Mitarbeiter wirkte er eher wie ein moderner Industriemanager: Er habe auf Teamarbeit gesetzt und ein Händchen für gute Leute gehabt. Das Alltagsgeschäft habe er an Vertraute delegiert, um sich auf ungelöste Probleme zu konzentrieren, ohne den Blick für das Ganze zu verlieren. Zudem sei er offen, gesellig, mitreiÃend gewesen, den Menschen zugeneigt, und er habe es genossen, andere zu unterhalten. So erinnern sie sich. Natürlich hatte Fellgiebel auch Schwächen: seine Impulsivität, gelegentlich auch Ungeduld, sein Faible für Gefahr. All das mutete er auch seiner Familie zu. Fellgiebels erste Ehe scheiterte1919 , da war sein Sohn Walther-Peer gerade ein paar Monate alt. 1920 heiratete er seine Cousine Cläre, doch die intelligente Frau, die Englisch und Französisch studierte, kam mit dem Militäralltag und dem Selbstbewusstsein ihres Ehemanns nur schwer zurecht. Die 1924 geborene Tochter Susanne und Sohn Gert (1927) liebten ihren Vater dagegen abgöttisch, vor allem Susanne genoss die seltene Zeit mit ihm, etwa beim gemeinsamen Ausreiten. Ebenso ihr Halbbruder Walther-Peer, der nach der Scheidung teilweise bei einer Pflegefamilie aufwuchs; aber der Vater hielt Kontakt zu ihm. »Doch so ein richtiger Familienmensch war er eigentlich nicht«, erinnert sich Susanne.
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III.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs besitzt Fellgiebel die unumschränkte Befehlsgewalt über alle Nachrichtenmittel des Heeres, was ihm den Namen »Strippenpapst« einbringt. Ihm ist es gelungen, Kommunikation zu einer ausschlaggebenden Kriegswaffe zu machen. Mit neuartigen Feldfernkabeln sind selbst auf groÃe Entfernungen Nachrichten sicher zu übermitteln. Er setzt den Einsatz der Ultrakurzwelle durch und sorgt dafür, dass jeder Panzer ein Funkgerät bekommt â in den ersten Kriegsjahren ein enormer Vorteil für die Wehrmacht gegenüber ihren Gegnern.
Doch es gibt auch einen anderen Erich Fellgiebel. Bereits vor Kriegsbeginn gehört er zu jenen, die Hitlers Kurs ablehnen. Mit dem damaligen Generalstabschef Ludwig Beck, mit dem er eng zusammenarbeitet, sowie mit dessen Nachfolger, Franz Halder, teilt er die Meinung, dass Deutschland keinen Eroberungskrieg führen sollte. Ãber Beck und Halder bekommt Fellgiebel Kontakt zum militärischen Widerstand. Vor offener Gehorsamsverweigerung schreckt er damals noch zurück. Das ändert sich1942 , nachdem Fellgiebel erlebt hat, wie Hitler gestandene Generalstäbler zu unterwürfigen Befehlsempfängern degradiert und offensichtlich unsinnige Weisungen durchsetzt. Auf die Frage seines langjährigen Mitarbeiters Karl-Albert Mügge, was sich die Leute im Hauptquartier dächten, antwortet er diesem, wie Mügge mitteilt: »Gar nichts, und das ist eben das Schlimme.« Seine wahre Ansicht drückt er immer öfter deutlich aus. Forsch, fast leichtsinnig äuÃert er sich kritisch und nicht selten abfällig â auch in Anwesenheit junger Offiziere, die mit der NS -Propaganda aufgewachsen sind.
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Erich
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