Stauffenbergs Gefaehrten
Fellgiebel (Mitte) bei einer Besprechung mit anderen Offizieren und Mitarbeitern
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Fellgiebels kritische Haltung bleibt in der NS -Spitze nicht unbemerkt. Ãberliefert ist ein Gespräch von SS -Chef Heinrich Himmler mit seinem Nachrichtenchef Ernst Sachs: »Hören Sie mal, Sachs, dieser Fellgiebel ist ja ein sonderbarer Mann. Der ist ja Pazifist.« Der Angesprochene bestätigt schulterzuckend: Fellgiebels Haltung zum Krieg sei bekannt, er habe daraus nie einen Hehl gemacht. Himmlers Reaktion: »Nun ja, dann hätte er ja nicht gerade General zu werden brauchen.«
Doch letztlich wird er geduldet â notgedrungen, weil er für die Kriegsführung unabkömmlich scheint. Allerdings verbannt Hitler ihn aus seinem Umfeld. 1943 wird Oberstleutnant Ludolf Sander zuständiger Nachrichtenoffizier im Hauptquartier in OstpreuÃen und hat dafür zu sorgen, dass Fellgiebel dem Diktator nicht mehr unter die Augen kommt. Trotzdem kann der General vom knapp 20 Kilometer entfernten Heeres-Hauptquartier »Mauerwald« jederzeit zur »Wolfschanze« kommen. Was er auch macht. Und er lässt sich nicht den Mund verbieten. Manches Mal versuchen Vertraute, ihn mit der Mahnung zu stoppen: »Herr General, wenn das jemand hört.« Doch Fellgiebel tut das mit dem Spruch ab: »Ja, da muss man eben mal seinen Kopf riskieren.« Längst bezeichnet er den Krieg als »ganz offensichtlich verloren«, nennt Hitler und dessen engste Mitarbeiter frontfremde Phantasten und wagt die ÃuÃerung, »irgendwie« müsse die Führung »geändert« werden.
Auch auf der Hochzeit seines ältesten Sohnes im März 1944 â der Kontakt zu dem inzwischen hoch dekorierten Offizier Walther-Peer war weiterhin lose, aber nie abgerissen â nimmt er kein Blatt vor den Mund, wie sich in der Familie erzählt wird. In einer kurzen Ansprache auf dem Gut des Brautvaters wünscht er dem Paar natürlich eine sorgenfreie Zukunft, stellt aber zugleich fest: »Aus diesem heute glückstrahlenden Offiziers-Ehepaar wird in einem Jahre eine Familie Ackerkutscher â wennâs gut geht.«
Zu diesem Zeitpunkt ist Fellgiebel längst involviert in die Attentatsvorbereitung gegen Hitler. Er kann aufgrund seiner Position ungehindert umherreisen, Kontakte knüpfen, und spätestens seit Februar 1943 bemüht er sich zusammen mit seinem Stabschef Oberst Kurt Hahn und Generalleutnant Fritz Thiele, dem Chef der Wehrmachtsnachrichtenverbindungen, Mitstreiter für den Widerstand zu gewinnen. Dazu gehört auch, dass sie wichtige Stellen mit Vertrauten besetzen lassen. Bald haben sie ein schlagkräftiges Team zusammen, verteilt auf fünf Abteilungen des Heeresnachrichtenwesens, im Prinzip eine eigene Widerstandsgruppe innerhalb des militärischen Widerstands. Dass fast die gesamte Spitze des Nachrichtenwesens ( HNW ) im Heer dazugehört, ist ein Beleg mehr für die Führungsstärke Fellgiebels: Der Leiter der Zentralgruppe im Amt Chef HNW und zuständig für Personalangelegenheiten, der Leiter der Gruppe Einsatz, der Leiter für Funkverbindungen sowie der Leiter der Transport-Nachrichtenverbindungen sind involviert, weiterhin Fellgiebels Ordonnanzoffizier Helmut Arntz und Oberst Kurt HaÃel, Chef der Amtsgruppe Nachrichtenwesen im OKH . Man darf annehmen, dass all diese Mitstreiter in ihren Bereichen weitere Vertraute haben, die ebenfalls als Helfer, zumindest aber als Mitwisser anzusehen sind.
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Erich Fellgiebel mit Maria-Agnes Gräfin zu Dohna. Beide Familien verbindet die Pferdeleidenschaft und der Widerstand gegen das NS -Regime.
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Mit solchen Kommunikationsexperten auf ihrer Seite können Henning von Tresckow und Claus Schenk Graf von Stauffenberg an die Planung eines umfassenden Staatsstreichs mit gröÃeren Truppenbewegungen gehen. Fellgiebel nimmt bis kurz vor dem Attentat an Beratungen mit Stauffenberg sowie General Friedrich Olbricht teil und hält auch in OstpreuÃen engen Kontakt zu den dortigen Verschwörern: zu Heinrich Graf zu Dohna, der als Politischer Beauftragter für die Region vorgesehen ist, und zu Heinrich Graf Lehndorff, der als militärischer Verbindungsmann Stauffenbergs den Umsturz von Königsberg aus leiten soll.
Als Tarnung für solche Treffen dient oft ihre Pferdeleidenschaft. So besuchen sie das Gestüt Janow Podlaski, das seit 1940 Fellgiebels Bruder Hans leitet, um sich ungestört
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