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Stauffenbergs Gefaehrten

Titel: Stauffenbergs Gefaehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Vollmer , Lars-Broder Keil
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wir noch mal da. Ich habe mich erst geweigert und verdrückt. Da kam die Altgräfin und forderte mich auf, mich auch einzutragen. In dem Buch standen Stauffenberg, Haeften, Klausing … Und das wurde dann bei der Gestapo natürlich nachgefragt. Das war so eine Ausrede für die Gestapo: »Da waren so hübsche Mädchen …«
    Wann haben Sie Klausing das letzte Mal gesehen?
    In der Nacht vor seinem Prozess. Wir wurden bei der Gestapo gegenübergestellt. Diese wollte Aussagen, die wir gemacht hatten, im gemeinsamen Verhör überprüfen. Sie wollte Widersprüche aufdecken. Die Gestapo versuchte immer, etwas aus einem herauszulocken, um einem den Kopf abzuhacken. Da werden also Dinge gefragt, und wenn man etwas aussagte, was für Freislers Strategie taugte, wurde das gegen einen benutzt. Und wenn zwei da sind, die nicht das Gleiche sagen, dann hakte die Gestapo sofort ein: »Warum sagen Sie etwas anderes als er? Lügen Sie oder er?« Wir wurden die ganze Nacht verhört, es war schon hell, als wir uns trennten. Getrennt ist gut. Als jeder von uns wieder abgeführt wurde.
    Klausing musste also völlig übernächtigt und schlaflos in seinen Prozess?
    In dieser letzten Nacht war er vollkommen ruhig, er hatte Zivil an, sah sehr unelegant aus, aber er war vollkommen sachlich, fair, sehr anständig. Nach fünf, sechs Stunden werden manche mürbe und sagen Sachen, die sie eigentlich nicht sagen wollten. Es kann jedem passieren, etwas zu sagen, was ihn selbst entlastet und den anderen möglicherweise belastet. Das haben viele ja auch getan. Klausing nicht. Das meine ich mit fair.
    Wollte er Sie beim Verhör schützen?
    Das konnte er gar nicht in dieser Situation.
    War er durch seine Anwesenheit eine Stütze für Sie?
    Nein, gar nicht. Unangenehm war das. Wir waren doch Freunde. Eine Gegenüberstellung bei der Gestapo war immer gefährlich, für jeden von uns.
    Hatten Sie da noch den Eindruck, dass er hinter dem Attentat steht?
    Das kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich habe mich mit ihm ja nicht unterhalten können. Am 20. Juli waren wir zusammen im Bendlerblock, und wir haben uns dort am Nachmittag häufiger getroffen. Einmal traf ich ihn auf dem Gang, es war spät, sehr spät, und er sagte: »Komm mal mit!« Ich fragte ihn: »Wo willst du hin?« »Nach oben, meine Pistole holen!«
    Â»Was willst du jetzt damit?«, fragte ich. Er antwortete: »Ich habe dir immer gesagt, wir schaffen das, wir kommen durch – in Russland und an all den anderen gefährlichen Orten. Aber jetzt sage ich dir: Es ist aus!«
    Das spricht dafür, dass er sich für Sie verantwortlich fühlte. Und er blieb während der ganzen Aktion ruhig?
    Ja, bis auf das Gespräch auf dem Gang.
    Nach dieser Gegenüberstellung in der letzten Nacht haben Sie sich von Klausing nicht verabschieden können, oder?
    Jedenfalls nicht so, wie man sich das vorstellt. Trotzdem war es beeindruckend. Wir standen, als die Gefängnisautos uns abholen sollten, auf der Straße für einen Augenblick wartend nebeneinander, und Klausing schaute mich plötzlich an. Ich hatte das Gefühl, er schaut mich mit ganz großen Augen an.
    Es ist erstaunlich, dass Freisler beim ersten Prozess gegen Stauffenbergs Mitverschwörer ausgerechnet Klausing ausführlich reden lässt. Freisler sagt am Ende sinngemäß zu Hoepner und Witzleben: »Solche jungen, leidenschaftlichen Offiziere wie ihn haben Sie auf dem Gewissen!« Freisler wollte Klausing in diesem Augenblick für die Demütigung der anderen benutzen.
    Ja, man muss sagen, dass Freisler außerordentlich geschickt vorging.
    Wann haben Sie erfahren, dass Klausing hingerichtet worden war?
    Genau kann ich das nicht sagen. Aber das war erst viel später. Damals erfuhr man gar nichts: weder, wer verhaftet, noch, wer verurteilt worden war. Von Klausings Verhaftung wusste ich nur, weil wir gegenübergestellt wurden. Das war auch das einzige Mal, dass ich ihn nach dem 20. Juli gesehen habe.
    Warum waren Sie selbst am 20. Juli im Bendlerblock?
    Man brauchte doch Hilfstruppen, ich war als Ordonnanz vorgesehen.
    Davor gab es am 11. und 15. bereits Versuche, das Attentat auszuführen. Da standen Sie auch bereit?
    Ja.
    Sie haben in einem Hotel in der Nähe auf den Einsatz gewartet. Wie fühlt man sich da?
    Nicht sehr angenehm. Und man ist auch aufgeregt. Aber man muss diszipliniert sein.
    Klausing musste

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