Staunen über den Erlöser
anderen sagt: »He, Leute, das ist Gott, da an dem Kreuz!«
Sie ist erschreckend, die Ähnlichkeit zwischen dem Spiel der Soldaten und unseren Spielchen. Was hat Jesus damals gedacht? Was denkt er heute? Es wird immer noch gewürfelt am Fuß des Kreuzes.
Kapitel 25
Der Nebel des gebrochenen Herzens
Der Nebel des gebrochenen Herzens.
Es ist ein dunkler Nebel, der die Seele hinterrücks gefangen nimmt und nicht mehr loslassen will. Ein schweigender Nebel, der die Sonne verdeckt und Finsternis bringt. Eine schwere Wolke, die keine Rücksicht auf die Stunde nimmt und kein Ansehen der Person kennt. Depression, Entmutigung, Enttäuschung, Zweifel – sie alle sind Gefährten dieses gefürchteten Nebels.
Der Nebel des gebrochenen Herzens desorientiert unser Leben. Er macht es uns schwer, die Straße zu sehen. Wir blenden ab, wir wischen die Windschutzscheibe sauber, wir drosseln das Tempo – nichts hilft. Wenn dieser Nebel um uns ist, sehen wir vorne nichts mehr, und das Morgen ist eine Ewigkeit entfernt. Wenn diese finsteren Schwaden um uns wirbeln, sind die bestgemeinten Worte der Hilfe und Hoffnung nur ein Haufen Blech.
Wenn Sie je von einem Freund verraten worden sind, wissen Sie, was ich meine. Wenn Ihr Ehepartner oder Ihre Mutter Sie je verlassen hat, dann kennen Sie diesen Nebel. Wenn Sie je eine Schaufel Erde auf den Sarg eines lieben Menschen geworfen oder an seinem Krankenlager gewacht haben, dann kennen Sie diese Wolke.
Wenn Sie schon einmal in diesem Nebel gewesen sind (oder gerade jetzt drinstecken), dann dürfen Sie eines wissen: Sie sind nicht allein. Diese Nebelwand hat schon die erfahrensten Kapitäne vom Kurs abgebracht. Wie der Komiker sagte: »Wenn gebrochene Herzen Werbespots wären, wir kämen alle ins Fernsehen.«
Denken Sie einmal nach: Wie viele gebrochene Herzen sind Ihnen in den letzten zwei, drei Monaten begegnet? Wie viele verwundete Seelen haben Sie getroffen? Von wie vielen Tragödien haben Sie gehört oder in der Zeitung gelesen?
Meine eigene Bilanz ist ernüchternd:
Die Frau, die ihren Mann und Sohn durch einen tragicschen
Autounfall verlor.
Die attraktive Mutter dreier Kinder, deren Mann sie für
eine andere verließ.
Das Kind, das von einem vorbeifahrenden Müllwagen
erfasst und getötet wurde, als es gerade aus dem Schulbus
stieg – vor den Augen seiner Mutter, die es wie immer
abholen wollte.
Das Ehepaar, das seinen Teenagersohn in dem Wald hinter
dem Haus tot auffand. Er hatte sich mit seinem Gürtel
an einem Baum erhängt.
Und immer weiter geht die Liste der Unglücksnebel, die uns die Sicht nehmen und unsere Träume zerstören. Vergiss die Hoffnung, die Welt zu erreichen. Vergiss alle Pläne, die Gesellschaft zu ändern! Vergiss es alles und hilf mir hier raus!
Das Leiden des gebrochenen Herzens.
Kommen Sie mit mir hinein in die Nacht, die vielleicht die nebligste der ganzen Geschichte war. Die Szene ist sehr einfach, Sie werden sie sofort erkennen. Ein kleiner Hain aus knorrigen Olivenbäumen. Auf dem Boden große Steine. Eine niedrige Umfassungsmauer. Und eine dunkle, dunkle Nacht.
Schauen Sie genauer hin, durch das Grau der Zweige hindurch. Sehen Sie diesen Mann? Diese einsame Gestalt? Was macht er hier? Er liegt flach auf dem Boden, das Gesicht verschmiert von Dreck und Tränen. Die Fäuste trommeln auf die harte Erde, die Augen sind weit vor Angst, das Haar verfilzt vom Schweiß. Und da an der Stirn – ist das nicht Blut?
Das ist Jesus. Jesus im Garten Gethsemane.
Vielleicht kennen Sie das klassisch-kitschige Bild von dem betenden Christus im Garten. Er kniet neben einem großen Stein, sein Gewand ist schneeweiß, die Hände ruhig gefaltet. Sein Gesicht strahlt eine heitere Ruhe aus, um seinen Kopf schwebt der Heiligenschein und ein Lichtstrahl vom Himmel lässt sein braungoldenes Haar leuchten.
Ich bin kein Kunstexperte, aber eines kann ich Ihnen sagen: Der Maler dieses Bildes hat als seine Vorlage nicht die Berichte in den Evangelien benutzt. Hören Sie, was Markus über diese furchtbare Nacht schreibt:
Sie kamen zu einem Olivenhain, der Gethsemane heißt, und Jesus sagte: »Setzt euch hierher, bis ich gebetet habe.« Petrus, Jakobus und Johannes aber nahm er mit. Schreckliche Furcht und Angst ergriff ihn und er sagte zu ihnen: »Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir.« Er ging ein Stück weiter und warf sich zu Boden. Dann betete er darum, dass das Schreckliche, das ihn erwartete, wenn es möglich wäre, an ihm vorübergehe.
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