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Staunen über den Erlöser

Staunen über den Erlöser

Titel: Staunen über den Erlöser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Lucado
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Straßencafé. »Einen Kaffee für mich und etwas für meinen kleinen Freund.« Der Junge rannte zu der Gebäcktheke und traf seine Wahl. Normalerweise nehmen diese Straßenkinder ihr Geschenk in die Hand und rennen ohne ein Wort zurück auf die Straße. Aber dieser kleine Bursche überraschte mich.
    Das Café bestand aus einer langen Theke – das eine Ende für das Gebäck, das andere für den Kaffee. Während der Junge sich sein Brot aussuchte, ging ich ans andere Ende und begann, meinen Kaffee zu trinken. Ich war gerade dabei, meinen Gedankenfaden wieder anzuknüpfen, als ich ihn wieder sah. Er stand am Eingang des Cafés, auf Zehenspitzen, sein Sandwich in der Hand, und betrachtete die Gäste. Was wollte der nur?
    Dann sah er mich. Er sauste zu mir und blieb stehen, sein Kopf ungefähr auf der Höhe meines Hosengürtels. Der kleine brasilianische Waisenjunge schaute zu dem großen amerikanischen Missionar hoch, lächelte ein Lächeln, das Ihnen das Herz gestohlen hätte, und sagte: »Obrigado« (»Danke«). Und dann fügte er hinzu, während sein einer großer Zeh fahrig den Knöchel des anderen Beins kratzte: »Muito obrigado« (»Vielen Dank«).
    Ich hatte plötzlich Lust, ihm das gesamte Restaurant zu kaufen. Aber bevor ich etwas sagen konnte, hatte er sich umgedreht und war zur Tür hinausgerannt.
    Während ich diese Zeilen schreibe, stehe ich immer noch an der Cafétheke, mein Kaffee ist kalt und ich werde mich verspäten. Aber das Gefühl, das ich vor einer halben Stunde hatte, das ist immer noch da, und ich muss denken: Wenn ich so gerührt bin, wenn ein Straßenjunge sich für ein Stück Brot bedankt, wie viel mehr muss es dann Gott bewegen, wenn ich innehalte und ihm dafür danke – echt danke –, dass er meine Seele erlöst hat.

Kapitel 27
    Ein Hund, ein Schmetterling und ein Heiland
    Als ich zehn Jahre alt war, hatte ich einen kleinen Hund namens Tina. Sie hätten Tina sofort ins Herz geschlossen. Sie war eine herrliche Hündin. Ein unwiderstehlicher, stupsnasiger Pekinese. Das eine Ohr hing nach unten, das andere stand gerade nach oben. Tina konnte stundenlang spielen und war doch nie im Weg.
    Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt, sodass die Aufgabe, den kleinen Welpen aufzuziehen, mir zufiel. Ich fütterte Tina mit Milch aus einer Babyflasche, und nachts schlich ich nach draußen, um nachzusehen, ob sie es auch warm genug hatte. Ich werde nie die Nacht vergessen, in der ich sie zur mir ins Bett nahm, wo sie prompt auf mein Kissen pinkelte. Es waren, wenn Sie so wollen, meine ersten Schritte in die Welt des Elternseins.
    Eines Tages ging ich wieder hinaus in den Garten, um Tina ihr Futter zu bringen. Aber wo war sie nur? Ach ja, da hinten in der Ecke bei dem Zaun. Sie hatte einen Schmetterling in die Enge getrieben (sofern man das mit einem Schmetterling machen kann) und sprang halb jaulend auf und nieder, um ihn zu packen. Ich schaute amüsiert ein paar Minuten zu, dann rief ich: »Tina! Komm, Mädchen, es gibt Futter!«
    Was dann geschah, überraschte mich. Tina hörte mit ihrem Spiel auf und schaute in meine Richtung. Aber anstatt sofort angesprungen zu kommen, setzte sie sich.
    Dann drehte sie ihren Kopf zu dem Schmetterling hin, sah wieder mich an, dann den Schmetterling, dann wieder mich. Zum ersten Mal in ihrem Leben musste sie eine Entscheidung treffen.
    Einerseits wollte sie unbedingt weiter den Schmetterling verfolgen, der da vor ihr durch die Luft flatterte und sie auszulachen schien. Doch gleichzeitig wusste sie, dass sie ihrem Herrn gehorchen musste. Es war ein klassischer Krieg zwischen »Ich will« und »Ich sollte«. Mein kleiner Hund stand vor der gleichen Frage, vor der schon jeder von uns gestanden hat.
    Und wissen Sie, was Tina machte? Sie ignorierte meine Rufe und jagte den Schmetterling weiter, bis der Schmetterling genug hatte und über den Zaun verschwand.
    Und dann kam das schlechte Gewissen.
    Mein Hund blieb am Zaun sitzen und schaute lange nach oben, wo der Schmetterling verschwunden war. Die Erregung der Jagd war vorbei und die Stimme des Gewissens meldete sich: Was habe ich da gerade gemacht?
    Tina drehte sich langsam um und trottete zurück zu ihrem Herrchen (das in der Tat etwas verstimmt war), den Kopf schuldbewusst gesenkt.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie, dass sie etwas falsch gemacht hatte. Sie hatte gegen das »Du sollst« verstoßen und ihrem »Ich will« nachgegeben. Doch mein Herz wurde prompt weich und ich rief sie wieder bei ihrem Namen. Sie

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