SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)
in einer Minute die Tür noch nicht gefunden hat, darfst du ihm aber gerne helfen.“
Fifi wackelte vergnügt mit dem Kopf und schaute voller Vorfreude zur Uhr. Blackwell war die Situation hingegen mehr als peinlich. Unschlüssig, wie er sich verhalten sollte, beobachtete er Morthingtons Abgang . Das Jüngelchen hatte es so eilig, dass man allerdings weniger von einem Abgang, als von einer Flucht sprechen musste.
„Es tut mir leid“, sprach Charles seinen Clubfreund an. „Aber mir scheint, der junge Mann hatte ein unpassendes Interesse an Ihrer Tochter ...“ Blackwell fasste Charles Worte zugleich als Entschuldigung und Anklage auf. „… und keine Manieren“, vervollständigte er den Satz seines Wunsch-Schwiegersohns. „Ich werde in Zukunft darauf achten, das Julie von solchen Männern nicht mehr belästigt wird. Nachdem Sie sich so lange nicht gemeldet haben nahm ich an, dass Ihr Interesse …“ Der Mann war unglaublich, fand ich. Es klang, als würde er seine Tochter auf einem arabischen Basar verschachern wollen. Glücklicherweise unterbrach ihn Charles sofort.
„Aber ich bitte Sie, Mister Blackwell! Ich hatte in der ganzen Woche keine freie Minute zur Verfügung.“ Charles sah hilfesuchend in meine Richtung, aber ich war beschäftigt. Geistesgegenwärtig fügte er hinzu: „Aber gerade heute wollte ich zu Ihnen hinausfahren. Für unser Forschungsprojekt muss ich morgen einige Sehenswürdigkeiten besichtigen. Und ich hatte gehofft, dass Ihre Tochter mich auf diesen Touren begleiten möchte.“
Ein euphorischer Ausdruck trat in Blackwells Augen, während sich Rachels Miene von „eisig“ in „arktisch“ verwandelte. Julie hatte jedoch nichts von dem Gespräch mitbekommen. Für alle außer Charles musste es so aussehen, als hätte sie eine solche debile Freude an der Uhr, dass sie nichts Anderes mitbekam.
„Vielleicht sollten Sie Ihrer kleinen Freundin die Uhr schenken, Mister Eagleton“, schlug Rachel unterkühlt vor. Bevor Charles etwas sagen konnte, sprach Blackwell seine Tochter mit etwas lauterer Stimme an: „Julie? Möchtest du mit Mister Eagleton eine Landtour machen?“
Schweren Herzens ließ sie mich los und flog Charles erneut in die Arme. „Oh, das wäre ja so wundervoll, Mister Eagleton!“ Dann schob sie ihn betont züchtig auf Armeslänge von sich weg und drohte ihm mit dem Zeigefinger: „Aber nicht, dass Sie sich irgendwelche Schwachheiten einbilden, wenn wir beide allein sind.“
„Wir benehmen uns wirklich schlecht“, meinte Julie plötzlich. Und sie hatte Recht. Den ganzen Vormittag waren wir schon unterwegs und schnatterten unentwegt vor uns hin. Na schön, um ehrlich zu sein hatte vor allem Julie geredet, während ich versonnen auf ihren Knien saß und zuhörte. Viel wichtiger als das, was sie sagte, war ohnehin das, was ich in ihren Augen lesen konnte. Das klingt furchtbar kitschig, nicht wahr?
Charles, der unser zweisitziges Gespann kutschierte, hatten wir scheinbar vollkommen vergessen. Andererseits war es nicht Julies Art, über Belanglosigkeiten zu plaudern. Das Geplapper war Teil ihrer Maske, die sie vor ihren Verehrern geschützt hatte. Rückblickend muss ich also sagen, dass sie Charles wohl doch nicht ganz aus ihrer Wahrnehmung ausgeblendet hatte.
„Du hast Recht“, stimmte ich Julie zerknirscht zu. Charles schmunzelte nur.
„Es tut mir wirklich leid, Mister Eagleton“, sprach Julie meinen Freund nun direkt an. „Ich weiß wirklich zu schätzen, was Sie für uns tun.“
„Für eine Entschuldigung besteht kein Anlass, Miss Blackwell“, sagte Charles freundlich. Grinsend fügte er hinzu: „Ich wurde bereits heute Morgen mit einer Umarmung und einem Kuss entschädigt. Außerdem fühle ich mich in Ihrer Gegenwart recht wohl, wenn Sie mich ignorieren.“
„Ja, es kann manchmal sehr unangenehm sein, von mir bemerkt zu werden“, stimmte ihm Julie verschmitzt lächelnd zu. Daraufhin erzählte ich Charles von ihrem Vorhaben, ihm bei seinem ersten Besuch faule Eier in seinem Gepäck zu zerdrücken. Wir alle mussten herzlich darüber lachen.
„Sie sind schon eine verzogene Göre“, meinte Charles schmunzelnd zu Julie. „Nach diesem Ereignis habe ich wohl gleich doppelten Grund zur Dankbarkeit dafür, dass ihr euch gefunden habt.“
„Doppelt?“, fragte Julie irritiert.
„Oder eher dreifach.“ Er setzte dieses charmante Lächeln auf, mit dem er auf Frauen unwiderstehlich wirkte. „Zum einen scheint mir ein gutes Verhältnis zu Ihnen eine gute
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