Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
gekommen, um euch zu retten.«
Steel vermochte den Akzent nicht zuzuordnen, aber als der Sprecher aus einer der Rauchschwaden vortrat, erkannte Steel auf Anhieb, dass sie keine Franzosen vor sich hatten. Es handelte sich vielmehr um die Kaiserliche Infanterie und Grenadiere.
Er musste lachen. »Bei Gott, bin ich froh, Euch zu sehen. Wir dachten schon, Ihr wärt Franzosen.«
Der österreichische Offizier wirkte erschrocken.
»Nein, mein Freund. Wir sind keine Franzosen. Wir hassen diese Kerle. Aber entschuldigt … Ich bin Hauptmann Wendt, Regiment von Diesbach.«
Die Kaiserliche Infanterie hatte die Brustwehr inzwischen erreicht. Während die Soldaten die Gabionen überwanden, klopften Steels Leute den Männern auf die Schulter. Doch die Franzosen rückten immer noch vor.
»Auf Position!«
Slaughter hatte die Gefahr kommen sehen. Wieder formierten sich die Reihen, inzwischen unterstützt durch die lange Linie von Wendts Männern. Die Franzosen, schockiert angesichts des plötzlichen Auftauchens so vieler Feinde, machten abrupt Halt. Diesmal, das wusste Steel, würden sie die Salven gar nicht erst abwarten.
»Feuer!«
Dreihundert Musketenschüsse krachten gleichzeitig. Die rot uniformierten Franzosen, die gerade kehrtmachen wollten, fielen reihenweise. Im nächsten Augenblick war Steel aufgesprungen und setzte sich an die Spitze seiner Männer.
»Jetzt, Grenadiere! Stürmt!«
Unter lautem Jubelgeschrei stürmten die britischen Rotröcke los und rannten geradewegs, die Bajonette vorgestreckt, in die flüchtenden Dragoner. Die zweite Einheit schaute dem Blutbad nicht tatenlos zu. Als Steel erkannte, dass sie den Vorteil nutzen mussten, bahnte er sich seinen Weg durch das Getümmel und schwenkte den Degen hoch über dem Kopf.
»Grenadiere, zu mir! Wir haben sie, Jungs. Folgt mir. Aufschließen. Kommt schon. Mir nach!«
Die Rotröcke überließen die verwundeten französischen Dragoner der Gnade der Kaiserlichen Infanterie und rannten rasch zu Steel und Hansam, ehe sie Hals über Kopf auf die Mitte der Festung zuhielten. Zu ihrer Linken überwanden weitere Österreicher ungehindert die Brustwehren. Inzwischen, so schätzte Steel, mochten gut fünfhundert Österreicher auf dem Plateau sein. Doch der Tag war noch nicht vorüber.
Plötzlich ertönte ein markerschütterndes Kreischen, als eine Einheit rot uniformierter Kavallerie an der rechten Flanke von Steels Männern vorbeipreschte, mit klirrenden Säbeln und Harnischen. An der Spitze erkannte Steel Lord John Hay. Marlborough hatte also die schottischen Dragoner ins Feld geschickt. Es hieß mitunter, sie seien die besten Reiter in Europa. Steel beobachtete, wie sie ihre Säbel schwangen und den französischen Infanteristen die Köpfe abschlugen, wie Sensen bei der Ernte. Auch die Grenadiere rückten weiter vor, entlang der Böschung und direkt in die exponierte Flanke der französischen Hauptgarnison. Schließlich brachen die alliierten Linien unter lautem Jubel durch die Brustwehr und Schanzkörbe – die Briten gemeinsam mit den Holländern, die vor kaum zwei Stunden noch unter den Verteidigern gelitten hatten. Dann war es vorüber. Die französischen Linien lösten sich auf.
Steel entdeckte einen höheren französischen Offizier – womöglich ein General –, der in einem Höllentempo an der zerstörten Festung in Richtung Stadt vorbeiritt, gefolgt von fünf Adjutanten. Ihnen jagten mehrere britische Dragoner hinterher. Hier und da ergaben sich die französischen Infanteristen. Einige hatten Glück und wurden verschont, andere fielen den unnachgiebigen Bajonetten der alliierten Infanterie zum Opfer. Steel wandte den Blick von dem Gemetzel ab. Er wusste, was nach einem Angriff geschah. Was das anging, unterschied diese Schlacht sich nicht von anderen. Für Edelmut war kein Platz.
Stattdessen verfolgte Steel gebannt, wie die Kavallerie und die Dragoner der Alliierten den Hügel hinunterritten und auf Donauwörth zuhielten. Sie verfolgten die Franzosen, die alles zurückließen, was ihnen auf der Flucht hinderlich gewesen wäre: Tornister, Musketen, Hüte. Einige Feinde schafften es über die einzige schmale Brücke. Die Glücklosen hingegen wurden in die Fluten der Donau getrieben. Nur wenige konnten sich über Wasser halten. Steel sah Pferde, die Männer in den Matsch trampelten, als die Kavallerie die Säbel niedersausen ließ. Die Rache der Alliierten war höllisch.
Hansam klopfte Steel auf den Rücken. »Nun, Jack? Ich habe dir ja gesagt, dass wir
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