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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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gespült. Und wir haben fast dreitausend Gefangene gemacht.«
    »Aber was ist mit unseren Verlusten? Sieh dir doch nur diese Schlachterliste an! Sechstausend Mann tot und verwundet, und davon kommen allein tausendfünfhundert aus England und Schottland. Tausendfünfhundert Mann, Henry! Ich habe noch nie einen so verlustreichen Tag erlebt, sag ich dir.«
    »Dennoch haben wir jetzt die Stadt und alles, was dazugehört. Wir haben Vorräte, Jack, und eine starke strategische Basis. Und du weißt, dass es keine andere Möglichkeit gab.«
    Er drehte sich halb vom Tisch weg, um die Aufmerksamkeit des hübschen jungen Mädchens auf sich zu ziehen, das geschickt zwischen den Tischen der rot uniformierten Offiziere hin und her lief und in jeder Armbeuge zwei Zinnkrüge mit Wein balancierte.
    »Noch einen für mich hier, Madame. Wenn’s geht, Mademoiselle. S’il vous plait. Un autre, ici. «
    Er wandte sich wieder Steel zu. »Kannst du ein bisschen Deutsch, Jack?«
    Steel grinste und schüttelte den Kopf. Hansam versuchte es noch einmal. »Ach ja, jetzt weiß ich’s. Bitte. Wein, bitte. «
    Das Mädchen nickte ihm zu und lächelte. Hansam drehte sich wieder zu seinem Freund um. »Das sollte genügen. Aber gerade du, Jack, musst doch wissen, dass alles Bedauern nichts nützt. Es gab keine andere Möglichkeit. Wir wären eine Woche lang aufgehalten worden. Vielleicht zehn Tage. Mit weitaus höheren Verlusten und weniger Ruhm.«
    »Ruhm? Wir haben viele gute Männer auf diesem Hügel verloren, Henry. Morris. Roberts. Perkins. Heute Morgen habe ich die Verwundeten besucht, in diesem Schlachterladen, den sie Feldlazarett nennen.«
    »Aber wir haben die Schlacht gewonnen, verdammt. Es ist Krieg. Das ist doch keinem so klar wie dir. Unser Geschäft ist blutig, und diese Aufgabe haben wir hervorragend gelöst. Außerdem …«
    Lautes Lachen und wildes Klatschen von einem der Tische unterbrachen ihn. Steel drehte sich um und sah, dass Major Aubrey Jennings in seinem Element war. Genau die Gelegenheit, auf die ein Mann wie er gewartet haben musste. Denn nun konnte er sich selbst loben und seine militärische Stärke im Kreise seiner Untergebenen hervorheben.
    Jennings saß am Kopf eines langen Tisches, an dem noch etwa zwölf junge Offiziere seines Regiments und anderer Brigaden Platz gefunden hatten. Und alle hatten sich ihm erwartungsvoll zugewandt, die Wangen gerötet vom Wein. Die Männer hingen Jennings förmlich an den Lippen, während er von seinen Heldentaten im letzten Gefecht schwadronierte. Die jungen Kerle, vielleicht gerade sechzehn, siebzehn oder achtzehn Jahre alt, hatten allesamt nicht in den vordersten Reihen gekämpft und waren daher begierig zu erfahren, wie die wahre Schlacht verlaufen war, die sie verpasst hatten.
    Trotzdem würden sie daheim in England davon berichten und sich mit ein paar Ausschmückungen selbst ins Zentrum des Geschehens rücken. Auf diese Weise sicherte man sich die Bewunderung der Damen daheim. Jennings hatte die Tischplatte zum Schlachtfeld erkoren und demonstrierte den jungen Adepten mit ausladenden Gesten, welche Strategie wann angewandt worden war, wobei er achtlos Teller und Besteck vom Tisch fegte.
    »Und so überwanden wir den ersten Graben und kämpften uns den Hügel hinauf.« Jennings sah immer wieder mit blitzenden Augen in die Runde, um sicherzustellen, dass die jungen Männer auch zuhörten. Seine braunen Augen waren noch das markanteste Merkmal in einem ansonsten schmalen, blässlichen, beinahe äffischen Gesicht mit hohen Wangenknochen.
    Aubrey Jennings war in die Armee eingetreten, um sich einem Skandal zu entziehen, in dem es um ein junges Dienstmädchen ging. Sein Vater, dessen Andenken er in Ehren hielt wie bei einem Heiligen (obwohl er alles andere als ein Heiliger gewesen war), hatte ihm noch kurz vor seinem Tod bei einem Jagdunfall das Offizierspatent gekauft. Von dem Tag an hatte Jennings als Captain in dem neuen Regiment gedient, das sein Schwager, Sir James Farquharson, ins Leben gerufen hatte. Der Familienbesitz – zwanzigtausend Acres in Hampshire, die meisten Flächen urbar – war auf Jennings’ älteren Bruder übergegangen. Um zumindest ein bescheidenes Leben führen zu können, sah Jennings sich gezwungen, von den Einkünften eines kleinen Grundstücks in London zu leben, das ihm seine Mutter hinterlassen hatte. Fortan nahm er sich als Offizier, was er kriegen konnte, und war bei der Wahl der Mittel nicht immer zimperlich. Für einen Mann wie Jennings hatte

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