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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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müssen, um überhaupt vorrücken zu können.
    Der Einzug der Sieger in Donauwörth hatte sich nicht so einfach gestaltet, wie man es sich gedacht hatte. Die französische Garnisonsbesatzung hatte die Verteidigungsanlagen erst aufgegeben, als die Soldaten erkannten, dass die Alliierten sie vom Rest ihrer Armee abschneiden würden, sobald es ihnen gelänge, die Donau zu überwinden. Schließlich waren sie geflohen, in einem unkoordinierten Rückzug in Richtung ihrer Hauptarmee. Das war vor zwei Tagen gewesen.
    Die Einwohner Donauwörths hatten die britischen Rotröcke und alliierten Soldaten mit vorsichtiger Zurückhaltung willkommen geheißen, war ihnen doch das Blutbad eines anderen Krieges noch frisch in Erinnerung. Daher wussten sie nicht, wie ihnen das Schicksal nun mitspielen würde.
    Außerdem konnte man erst dann an die Verfolgung der Franzosen und Bayern denken, wenn die Ingenieure und Pioniere die Brücke fertig hatten. Also stellten die Männer sich auf einige Tage unvorhergesehener Rast ein. Die meisten Offiziere hatten sich in Privathäusern reicher Kaufleute Unterkünfte gesichert. Für die Unteroffiziere und anderen Ränge dienten einfachere Behausungen oder Stallungen und Nebengebäude als mehr oder weniger bequeme Quartiere. Die Verwundeten, die es während des Kampfes nicht bis zum Hauptquartier in Nördlingen geschafft hatten – auf Fuhrwerken, zu Fuß oder gar auf allen vieren –, hatte man außerhalb der Stadtmauern in Zelten unterbringen müssen, so groß war ihre Zahl.
    Steel wusste, dass ein Drittel der Männer die schrecklichen Verletzungen nicht überleben würde. Selbst jetzt noch, drei Tage nach der Schlacht, war man damit beschäftigt, die Toten zu bestatten. Der bittersüßliche Gestank des Todes hing schwer in der Luft. Das war für Steel der schlimmste Moment im Krieg: Die Zeit unmittelbar nach einer Schlacht, wenn ihm der Verlust der Kameraden genauso präsent war wie ein Sieg. In dieser Phase waren die Männer zu allem fähig. Es kam zu Trunkenheit oder Desertion – oder zu Schlimmerem. Und während die Ingenieure die zerstörte Brücke reparierten, boten die Tage der Ruhe denjenigen, die den Angriff überlebt hatten, die willkommene Gelegenheit, das Essen und die Getränke vor Ort zu genießen. Ganz zu schweigen von den weichen Laken und sinnlichen Freuden, die in den Hurenhäusern der Stadt zu haben waren.
    Steel ging davon aus, dass er die meisten Männer aus seiner Kompanie in einem Etablissement dieser Art finden würde, aber er wollte sie nicht suchen. Seine Jungs waren während einer Kampfpause nicht so naiv zu glauben, abseits der Armee erwarte sie ein besseres Leben. Vor drei Stunden hatte er Slaughter das Kommando über die halbe Kompanie auf dem improvisierten Exerzierplatz jenseits der Stadtmauern überlassen. Die Männer hatten sich ihre einfachen Freuden verdient, und er wusste, dass der Sergeant für Ordnung in der Truppe sorgen würde.
    Steel selbst war fleischlichen Genüssen nicht abgeneigt, aber das Grauen der zurückliegenden Tage hatte jegliche Sehnsüchte in ihm erkalten lassen. Anstatt also die Bordelle aufzusuchen, in denen sich viele seiner Offizierskameraden zurzeit vergnügten, hatte er zusammen mit Hansam die nächste Taverne angesteuert. Um zu trinken und zu plaudern und die wenigen kostbaren Stunden der Freiheit zu genießen. Steels Blick fiel wieder auf die Liste mit den Gefallenen. Er dachte an die Heimat, an die Todesnachrichten, die den Hinterbliebenen bald in den entlegensten Dörfern und Herrenhäusern überbracht würden: Mütter und Schwestern, untröstlich in ihrem Kummer; Väter, die mit müden Augen aus den Fenstern auf die unbestellten Felder blickten.
    Er wandte sich von der Liste ab und setzte sich zu seinem Freund an den Tisch. Dann nahm er einen tiefen Schluck Wein und kratzte sich am Hals. Vielleicht könnte er morgen jemanden finden, der seine Uniform säuberte. Oder zumindest seine Hemden ausbesserte. Schließlich sagte er: »Ein trauriger Augenblick für Britannien, Henry.«
    Hansam, der selbstvergessen in sein Weinglas gestiert hatte, wandte sich seinem Freund zu. »Traurig, ja, aber du wirst zugeben müssen, dass es ein ruhmreicher Sieg war.«
    »Ich bezweifle, dass die Tories daheim in London das so sehen.«
    »Das kannst du nicht wissen, Jack. Es heißt, der Feind habe siebentausend Mann verloren, weitere zweitausend sind in den Fluten ums Leben gekommen, als wir den Versprengten nachsetzten. Jeden Tag werden mehr Tote ans Ufer

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