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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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uns oben auf der Anhöhe sehen. Und hier sind wir. Du weißt, dass ich zu meinem Wort stehe.«
    Steel nickte. »Das haben wir fein hingekriegt, meinst du nicht auch?«
    Hansam lächelte und säuberte seine rußgeschwärzten Fingernägel. »Ich wusste, dass wir es schaffen.«
    Und so war es. Trotz aller Widrigkeiten und entgegen allen Regeln der militärischen Logik hatten sie es geschafft. Aber der Blutzoll war hoch. Steel ließ den Blick den Hügel hinunterwandern, zu den Linien der Alliierten, wo der Großteil der Armee sich gerade anschickte, weiter vorzurücken. Nirgends war auch nur ein Flecken Gras zu sehen, denn ein wahrer Teppich aus Gefallenen bedeckte den Boden, zumeist Rotröcke. Dazwischen kauerten immer wieder einzelne Soldaten und versorgten ihre Wunden. Frauen und Geliebte suchten nach ihren Männern.
    Hansam nieste und steckte sein Schnupftabakstuch weg. »Ich sollte jetzt wieder zu den Männern, sonst verfolgen sie die Franzosen noch bis nach Paris.«
    Während Hansam loslief, um die Gefangenen zusammenzutreiben, ging Steel zu Slaughter, der sich über einen toten Grenadier beugte. Pearson. Die Miene des Burschen wirkte friedlich, obwohl ihn eine Musketenkugel in der Wange getroffen und ihm den Hinterkopf weggerissen hatte.
    »Armer Teufel«, sagte der Sergeant leise. »Er hat sich tapfer geschlagen. Hat uns alle gerettet, schätze ich. Das war knapp, Sir, was meint Ihr?«
    »Ich habe nie ein blutigeres Gefecht gesehen«, antwortete Steel.
    »Ich auch nicht.« Slaughter hielt inne und strich dem toten Burschen das Haar aus der schmutzigen Stirn. »Glaubt Ihr, dass es so weitergehen wird, Mr. Steel? Für den Rest des Feldzugs? Den Rest des Krieges?«
    »Ja, Jacob. So beliebt der Herzog, Krieg zu führen. Das ist ein Krieg ohne Grenzen, wie wir beide ihn bislang noch nicht erlebt haben. Einen so harten und blutigen Krieg hat Europa seit gut achtzig Jahren nicht mehr gesehen, seit dieses Bollwerk erbaut wurde.«
    Steel trat gegen den Erdwall der zerstörten Festung. »Kultivierten Männern liegt diese Art des Kämpfens nicht. Als der letzte Glaubenskrieg in deutschen Landen zu Ende ging, legten vornehme Herren Statuten für die Kriegsführung fest, damit so etwas nicht wieder geschieht. Nun, Jacob, heute haben wir das Regelwerk dieser Gentlemen mit Füßen getreten. Jetzt liegt es an Männern wie Euch und mir, dafür zu sorgen, dass es noch so etwas wie Ehre auf dem Schlachtfeld gibt.«
    »Ihr meint, wir müssen unsere eigenen Regeln aufstellen, Sir?«
    »Unsere eigenen Regeln. Ja, genau so ist es.«
    Steel blickte auf den zerschmetterten Körper des jungen Grenadiers zu seinen Füßen. »Wenn wir so kämpfen müssen wie hier, Jacob, sollten wir es zumindest ehrenvoll tun. Gott weiß, wie kurz das Leben sein kann. Wir können also genauso gut stolz auf das sein, was wir tun.«
    Er bückte sich, hob ein Stück Kragen vom Boden auf, wischte das Blut von der langen Klinge und schob den Degen wieder in die Scheide. »Und jetzt, Sergeant, glaube ich, dass es da noch irgendwo ein Fass Wein gibt.«
    »Bier, Sir.«
    Steel musste lachen.
    »Bier, Jacob. Schaut nach, wer noch übrig ist von dem Zug, und lasst Mr. Hansam wissen, wohin wir gehen. Es ist an der Zeit, dass wir mal nachsehen, was die guten Leute von Donauwörth uns zu bieten haben.«

2.
    General Van Styrum war tot. Ein französischer Offizier hatte ihm den Schädel mit einem Säbelstreich gespalten, als der General gerade die Befestigungsanlagen erreichte. Auch Goors lebte nicht mehr; er hatte eine Kugel in den Kopf bekommen. Mit ihm waren noch andere höhere Offiziere gefallen. Sechs Lieutenant-Generals waren tot, fünf weitere verwundet, dazu noch vier Major-Generals und achtundzwanzig Brigadiere und Colonels.
    In einem alten Fachwerkhaus ging Steel die Namen der nahezu hundert Lieutenants und Captains durch, von denen einige alte Freunde gewesen waren. Sämtliche Namen standen inzwischen auf einer handgeschriebenen Liste der gefallenen Offiziere, der unwiderlegbare Beweis für den Tod dieser Männer. An diesem Morgen hatte jemand die Liste an einen Balken der Schankstube geheftet, die James Fergusons Brigade von Marlboroughs Armee als Messe diente. Zu Steels Überraschung hatte Mordaunt überlebt – Gott allein wusste, wie das möglich war. Seine Guards waren furchtbar dezimiert worden. Immer wieder waren sie gegen die französischen Brustwehren angerannt, bis die Männer schließlich über die toten oder sterbenden Kameraden hatten steigen

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