Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
Rücksicht auf höhere Ränge. Unter anderen Umständen hätte ich Euch vermutlich abführen und wegen Insubordination und Anmaßung erschießen lassen. Aber im Augenblick sehe ich, dass Ihr genau der Mann seid, den wir brauchen.«
Steel schaute ihn gespannt an.
»Wollt Ihr noch mehr hören? Oh, ja, man erwartet noch mehr von Euch. Viel mehr.«
Steel runzelte die Stirn. Dann lachte er und schüttelte den Kopf. »Colonel Hawkins, ich bitte Euch, beleidigt mich nicht erneut. Ihr spielt mit mir, und das sollte ein Offizier nicht tun. Was habt Ihr noch für mich? Möchtet Ihr, dass ich auch noch eine Phiole mit Parfüm für Eure Frau mitbringe? Oder ein nettes Andenken für Eure Geliebte?«
Steel war klar, dass er zu weit gegangen war. Doch Hawkins blickte ihn gelassen an und wählte seine Worte mit Bedacht. »Mr. Steel, ich habe keine Frau. Oder zumindest nicht mehr. Und da sie verschieden ist, hatte ich noch keine Augen für eine andere.« Er hielt inne, schenkte sich Wein nach und nahm einen langen Schluck, ehe er fortfuhr: »Ich möchte Ihnen jedoch ein Angebot machen.«
Steel nickte. »Das mit Eurer Frau tut mir aufrichtig leid, Sir. Und ich entschuldige mich, wenn ich Euch beleidigt habe. Aber glaubt mir, Colonel, was auch immer Ihr mir anbietet, ich bin sicher nicht in der Position, Gefallen anzunehmen.«
»Das ist kein Gefallen, Mr. Steel, sondern ein direkter Befehl. Von Seiner Hoheit.«
Steel erschrak ein wenig und schüttelte Hansams Hand ab. »Ihr kommt von Marlborough.«
Hawkins nickte und lächelte.
»Dann fahrt bitte fort, Colonel.«
»Seine Hoheit ist sich bewusst, was für einen wichtigen Beitrag Ihr in der letzten Schlacht geleistet habt, Steel. Das würde eine Beförderung rechtfertigen. Eine Beförderung, die sehr willkommen wäre, solltet Ihr Euch dazu befähigt fühlen, diese andere kleine … Angelegenheit in Angriff zu nehmen.«
Steel nickte.
»Ihr wisst vermutlich, dass Seine Hoheit vor knapp zehn Jahren im Tower von London einsaß, da man ihn bezichtigte, ein Jakobit zu sein. Heute wissen wir natürlich, dass diese Anklage jeder Grundlage entbehrte. Nicht wahr, Mr. Steel?«
Der Colonel fixierte ihn mit einem bohrenden Blick und wartete auf eine Antwort. »Nicht wahr, Mr. Steel?«, wiederholte er.
»Ja, in der Tat, Colonel.«
»Ganz recht, Steel, ganz recht. Wie dem auch sei, hier kommt Ihr ins Spiel. Wenn Ihr unseren Freund, den Mehlhändler, trefft, werdet Ihr feststellen, dass er etwas bei sich trägt, das Ihr mir bringen sollt. Es handelt sich um ein gewisses Schriftstück – vielleicht sollten wir sagen einen Brief. Sollte dieser Brief in falsche Hände geraten, sähen sich bestimmte Kreise daheim in London in ihrer Absicht bestätigt, Seiner Hoheit das Kommando über die Armee zu entziehen. Und das, Steel, wäre ein Zustand, den sicher auch Ihr als katastrophal bezeichnen würdet.«
Steel nickte wieder.
»Jetzt kommen wir zu der Crux der ganzen Sache. Wir möchten Euch um Folgendes bitten, Steel. Seine Hoheit wünscht, dass Ihr diesem Kaufmann den Brief abnehmt und ihn zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurückbringt. Gelingt es Euch nicht, wird Kretzmer den Brief an die Franzosen verkaufen, die ihn wiederum an die Feinde des Herzogs weiterleiten, und davon gibt es eine Menge. Und das wäre das Ende für Marlborough, die Armee und Euch. So einfach ist das. Werdet Ihr den Auftrag annehmen?«
Steel schwieg. Er musste nachdenken. »Darf ich fragen, was dieser Brief enthält, Sir? An wen er adressiert ist?«
»Nein, bedaure, aber danach dürft Ihr nicht fragen. Es sollte genügen, wenn ich Euch sage, dass der Inhalt dieses Schreibens Marlborough für immer erledigen würde. Im schlimmsten Fall droht ihm durch diese Zeilen der Tod eines Verräters am Galgen.«
Wieder Schweigen. Schließlich ergriff erneut Steel das Wort. »Darf ich fragen, Colonel, warum Ihr gerade mir diese … Ehre zugedacht habt?«
»Eine gute Frage. Aber für diese Wahl bin nicht ich allein verantwortlich. Ihr seid nun der Mann des Herzogs. Euer Name wurde Marlborough aus London zugetragen. Und zwar von keiner geringeren Person als der Gemahlin des Herzogs. Ihr wurdet Seiner Hoheit empfohlen, glaube ich, von jemandem aus dem inneren Kreis der Herzogin. Denn Ihr steht in dem Ruf, vertrauenswürdig zu sein und loyal zur Sache des Herzogs zu stehen. Und wie Ihr wisst, gibt es in dieser Armee zu viele, die vielleicht nicht diese Kriterien erfüllen würden, wie, Hansam?«
»Ganz recht, Colonel.«
Steel
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