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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Hawkins habe als junger Mann während der Kriege der Großen Allianz das Fort Dixmude praktisch im Alleingang erobert. Auch für seine Standfestigkeit im Trinken war er bekannt, und der Leibesumfang und die rote Gesichtsfarbe des Colonels verrieten Steel, dass die Anekdoten über die Trinkfestigkeit nicht bloß Gerüchte waren. Welche Vorlieben der Offizier auch haben mochte, es gab kaum etwas, das James Hawkins nicht über das Soldatentum wusste. Obwohl er untersetzt war, gab er in der Uniform eine gute Figur ab. Auf seinem rundlichen Gesicht schien ein ständiges Lächeln zu liegen – ein Eindruck, der von einer alten Narbe noch verstärkt wurde, die sich vom Mundwinkel über die halbe linke Wange zog. So wusste man nie genau, was der Colonel im Augenblick wirklich dachte.
    Er musterte Steel weiterhin, und das zunächst kleine Lächeln um die Mundwinkel wurde zu einem Grinsen.
    Steel blickte verwirrt drein.
    »Kein Sorge, Lieutenant. Ihr steht nicht unter Anklage. Obwohl ich zugeben muss, dass ich versucht war, Euch eine Lektion zu erteilen. Ihr habt nicht nur unserem Major Jennings einen heißen Tanz bereitet, sondern auch mir. Nein, ich bin nicht zu Euch gekommen, um Euch zu bestrafen. Der Grund ist ein ganz anderer. Aber unterhalten wir uns in meinem Quartier weiter darüber.«
    Nun wandte er sich auch Hansam zu. »Oh, Lieutenant. Ihr könnt uns begleiten, wenn Ihr mögt. Kommt nur. Wir haben nichts dagegen, oder, Steel?«
    Kurz darauf folgten die drei Offiziere dem Verlauf der grob gepflasterten Straßen und gingen die meiste Zeit schweigend nebeneinander her. Nur gelegentlich ließ Hawkins sich zu einer Bemerkung über den Unrat in der Gosse hinreißen oder beschwerte sich über das wechselhafte Wetter und die schwankende Qualität des hiesigen Weins. Nachdem sie in dem Gedränge auf der Hauptstraße in geduckter Haltung an den überhängenden Stockwerken der Fachwerkhäuser vorbeigegangen und in den kleineren Gassen mehrmals abgebogen waren, erreichten sie ein bescheidenes Haus. Der Besitzer, ein Kaufmann, der im Augenblick nicht in der Stadt weilte, hatte keine Kosten und Mühen gescheut, die Fassade seiner Heimstatt mit neoklassizistischen Motiven zu verzieren.
    »Mein Diener hat dieses Haus entdeckt. Ein wenig de trop , meint Ihr nicht? Aber immer noch bequem genug.«
    Hawkins führte die beiden hinein und wies ihnen den Weg zur Wohnstube, die ebenfalls nach der neuesten Mode ausgestattet war. Der Colonel bedeutete ihnen, vor dem Kaminfeuer Platz zu nehmen und goss Wein in drei Gläser.
    »Nun, Gentlemen, kommen wir zur Sache. Die Schlacht ist gewonnen, und Ihr hattet einen großen Anteil an unserem Sieg, da mag Major Jennings sagen, was er will. Es war ein ruhmreicher Sieg, den wir allerdings teuer erkauft haben. In Wien redet der Kaiser bereits davon, Marlborough zu einem Prinzen zu machen. Sogar die Königin schrieb ihm persönlich. Ja, wir haben eine Schlacht gewonnen und stehen nun, strategisch gesehen, gut da. Doch in London sind wir unten durch, meine Herren. Tausendfünfhundert tote Briten machen sich nicht gut. Die Tories werden behaupten, dass Marlborough erledigt ist. Sie werden fragen, warum so viele junge Männer fallen mussten, um einen Hügel zu nehmen. Und schon bald werden sie Marlboroughs Entlassung verlangen. Wir müssen schnell handeln, bevor Schaden angerichtet werden kann. Wir müssen den Kurfürsten davon überzeugen, und zwar mit militärischen Mitteln, sich von den französischen Alliierten abzuwenden und sich uns anzuschließen. Denn sonst werden wir ihn zur Aufgabe zwingen. Aber dafür brauchen wir eine Armee, die bereit ist für den Kampf.« Er verstummte und nahm einen Schluck Wein.
    »Doch da gibt es noch ein Problem«, fuhr er dann fort. »Wenn wir vorrücken wollen, brauchen wir Vorräte. Diese Stadt hier mag Euch mit all ihren Bierschänken und Kurtisanen wie die Elysischen Felder vorkommen, Gentlemen. Aber den Truppen mangelt es am Nötigsten. Es gibt kein Brot. Mehl kann nicht besorgt werden. Wisst Ihr, wie viel Brot diese Armee jeden Tag benötigt, nur um marschieren zu können? Vom Kämpfen ganz zu schweigen. Ich will es euch sagen. Sechzigtausend Mann brauchen neunhundert Zentner Mehl. Natürlich haben wir unsere Feldkommissare, die für den Vorrat und Transport zuständig sind. Wir haben auch unsere Agenten. Und sie sind alle bewundernswerte Männer auf ihrem Gebiet. Seine Hoheit der Herzog von Württemberg hat in seinem Land nach zweihundert Wagen geschickt, um die

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