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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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kümmert Euch darum, dass die Leichen verschwinden.«
    Steel schwieg. Doch ein Gedanke ließ ihn nicht los. Wenn Jennings tatsächlich Kretzmer fand, könnte der Kaufmann ihn für Steel halten und dem Major die pikanten Papiere aushändigen. Und was würde Jennings von den Briefen halten? Nein, er, Steel, musste diesen Kretzmer finden, da gab es kein Vertun. Aber wie sollte er Jennings’ Angebot abschlagen? Er lief Gefahr, einen direkten Befehl zu missachten.
    Steel dachte angestrengt nach, als plötzlich vor einem eingeschossigen Haus unmittelbar in Jennings’ Rücken eine Warenluke aufflog. Aus dem Keller erschien – wie ein Dämon in einer Theaterinszenierung – eine bleiche Gestalt. Der Mann war Zivilist, dessen blasse Züge noch von einer staubig braunen Perücke betont wurden. Sein beträchtlicher Leib spannte sich unter den Knöpfen eines dunkelroten Samtrocks und einer Batist-Kniebundhose. Der in Unordnung geratenen Kleidung und dem Stroh in der Perücke war zu entnehmen, dass der Mann sich offenbar in Sicherheit gebracht hatte, als die Franzosen über die ahnungslosen Dorfbewohner hergefallen waren. Als der Fremde die Rotröcke sah, kam ein hoffnungsvolles Lächeln in seine Züge.
    Jennings, der den Mann offenbar noch nicht wahrgenommen hatte, stand weiterhin grinsend vor Steel und schien zu glauben, er habe ihn überlistet. Steel hingegen lächelte, hüstelte vernehmlich und zeigte langsam in Richtung der Warenluke.
    Erst jetzt drehte der Major sich um.
    »Gentlemen, ich denke, wir haben unseren Mann gefunden«, sagte Steel und nickte dem Zivilisten zu. »Herr Kretzmer?«
    Der Mann nickte stumm. Jennings verspannte sich. Er konnte nicht fassen, dass seine Pechsträhne kein Ende zu nehmen schien.
    »Lieutenant Steel, Sir«, sprach Steel den Mann auf Französisch an. »Ihr habt, denke ich, eine Ladung Mehl für uns, das ich auf Geheiß der Armee Ihrer Majestät zu erwerben befugt bin.«
    Kretzmer lächelte. »Gott sei es gedankt, dass Ihr hier seid. Die Franzosen. Ich war zu Tode erschrocken. Es war grauenvoll. Ich konnte mich noch rechtzeitig im Keller verstecken. Dann hörte ich die Schreie. Haben die alle umgebracht?«
    »Ausnahmslos.«
    Kretzmer senkte den Blick. Mit einer Hand trocknete er sich die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Herr Kretzmer«, fuhr Steel fort. »Kommen wir zum Geschäftlichen. Ihr habt das Mehl?«
    Kretzmer, ganz Geschäftsmann, sah Steel direkt in die Augen und nickte. »Ja, ich habe das Mehl. Wenn es Euch zusagt.«
    Jennings mischte sich in das Gespräch. »Tut mir leid, Herr Kretzmer. Aubrey Jennings, Major in Farquharsons Foot Guards. Ich bin Lieutenant Steels Vorgesetzter.«
    Das bist du nicht, dachte Steel, auch wenn du es dir wünschst.
    Doch Jennings fuhr fort: »Wickeln wir die Sache ab, Herr Kretzmer.«
    Kretzmer führte sie über den Dorfplatz zu einem hohen Steinhaus, das sich neben der Kirche erhob. Er holte einen großen eisernen Schlüssel aus der Tasche, drehte ihn im Schloss und öffnete eine der beiden Türen. Im Innern türmten sich Säcke auf. Genug Mehl, um die Armee zwei Wochen lang zu versorgen, schätzte Steel. Er drehte sich um und rief nach dem Koch, den Hawkins ihm mitgegeben hatte.
    »Ihr da, Koch. Kommt her. Zeit, dass Ihr Euch an die Arbeit macht.«
    Es war inzwischen gängige Praxis, dass Händler bisweilen Sand unter das Korn oder das Mehl mischten. Daher blieb den Soldaten nichts anderes übrig, als wahllos einen Sack zu öffnen und das Mehl einem Gutachter zu zeigen, der die Qualität der Ware einzuschätzen vermochte. In diesem Fall war dieser Mann Hawkins’ Leibkoch.
    Steel setzte sich an einen kleinen Tisch in der Ecke des Lagers und sah zu, wie der Mann einen der Säcke aufschlitzte, etwas von dem weißen Pulver auf den Boden rieseln ließ und die Hand in das Mehl tauchte. Er führte die Finger zum Mund und probierte.
    »Das ist Mehl, Sir. Feines Mehl. Genauso gut wie das, was wir bislang hatten.«
    »Sehr gut. Dann bin ich damit zufrieden. Herr Kretzmer.« Steel winkte den Kaufmann heran und holte die Geldbörse heraus. »Ihr könnt nachzählen, wenn Ihr mögt.«
    Der Kaufmann, dessen zuvor traurige Augen jetzt vor Habgier funkelten, nahm auf einem Heuballen Platz, öffnete den Beutel und schüttete die Münzen auf eine kleine Sitzbank. Eifrig begann er, das Geld zu zählen, und ließ die Münzen nacheinander in den Beutel fallen.
    Jennings sah aufmerksam zu und wandte sich an Steel.
    »Der Mann sollte das Geld rasch verstauen, wenn er

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