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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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fertig ist, ehe die Männer es sehen. Ist nie gut, wenn sie zu viel Geld zu Gesicht bekommen, was, Steel? Ich denke, Ihr selbst seht auch nicht alle Tage so viele Münzen.«
    Die Tür ging auf, und Stringer kam herein.
    »Major Jennings, Sir. Ihr solltet besser kommen. Geht um Murdoch. Er will Euch sprechen, Sir. Er macht es wohl nicht mehr lange, Major.«
    Nach einem kurzen argwöhnischen Blick auf Steel folgte der Major seinem Sergeant ins Freie. Steel war mit Kretzmer allein und sah zu, wie die letzten Münzen wieder im Geldbeutel verschwanden. Jetzt, dachte er. Der Schütze Murdoch, der im Kampf mit den Bauern schwer verwundet worden war und jetzt kurz vor dem Tod noch seinen Offizier zu sehen wünschte, hatte Steel unwissentlich einen großen Dienst erwiesen. Vielleicht Steels einzige Chance.
    Schnell stand er auf und trat an die Bank, als der Kaufmann gerade den Beutel verschnürte. Bedeutungsvoll legte Steel eine Hand auf die prall gefüllte Börse und suchte den Blick des Kaufmanns.
    »Und jetzt, Sir, ist es wohl an der Zeit für das andere Geschäft. Ihr habt noch etwas für mich. Etwas, für das ich Euch ebenfalls eine Summe zahlen soll.«
    Steel holte einen zweiten Beutel mit Goldmünzen aus seiner Tasche.
    Kretzmer täuschte Erstaunen vor und lächelte. »Ja, Lieutenant. Ich habe die Papiere. Kommt. Ich zeige Euch, wo sie sind.«

***
    Hoch oben auf einer saftig grünen Anhöhe, von der man einen freien Blick auf das einst friedvolle Dorf hatte, kniete Major Claude Malbec, Zweiter Kommandeur der »Grenadiers Rouge«, im taufeuchten Gras und blickte im Kreise seiner Männer auf das Geschehen unten in Sattelberg. Die »Grenadiers Rouge« galten als unbändiges, rücksichtsloses und durchweg siegreiches Regiment in der Armee König Ludwigs. Nun lächelte Malbec. Er hatte nicht damit gerechnet, seine Beute so leicht in die Enge treiben zu können. Mit einer Hand zwirbelte er seinen Schnurrbart und dachte über seinen Erfolg nach. Nach dem Kampf am Schellenberg war er auf Befehl seines Vorgesetzten Colonel Michelet mit seiner arg ramponierten Abteilung nach Sattelberg geeilt, um einen bayerischen Kaufmann zu finden, der gewisse Papiere bei sich trug, die Auswirkungen auf den Kriegsverlauf hatten.
    Es ging nicht um Schlachtpläne oder geheime Befehle, wie man ihm versichert hatte, sondern um kompromittierende Briefe an den Herzog von Marlborough. Ein prestigeträchtiges Unterfangen. Malbec fühlte sich geehrt. Früh am Tag hatten sie das Dorf erreicht, den Kaufmann jedoch nirgends finden können. Einige Bewohner erzählten, sie hätten so einen Mann gesehen. Doch niemand wusste, wo er sich nun aufhielt. Da hatte Malbec vermutet, dass die Leute diesen Kaufmann womöglich versteckten, aber selbst als er einige Männer verhören ließ, leugneten sie, von dem Aufenthaltsort des Kaufmannes zu wissen.
    Das nachfolgende Massaker war einem Wutausbruch geschuldet, als Malbec mit wachsendem Zorn erkannte, dass sein Auftrag zum Scheitern verurteilt war. Doch inzwischen hielt er das Blutbad für einen willkommenen Einfall. Denn nun würden die bayerischen Bauern sich in ihrer Wut gegen die Briten und die Alliierten auflehnen, sobald sich die Kunde von der Untat im Land verbreitete. Man würde den Mord an den Zivilisten allein Marlboroughs Reitern anlasten, die in den süddeutschen Landstrichen eine Spur der Verwüstung hinterließen, und nicht mehr voller Unbehagen auf die Franzosen schielen.
    Fürwahr, einige seiner Leute hatten sich ausdrücklich gegen das Erschießen ausgesprochen. Aber ansonsten hatte es keine Schwierigkeiten gegeben. Und außerdem: Mochten sich die Kommandeure und die Herren daheim in Paris auch noch so sehr über Marlboroughs Vorgehensweise empören, das Brandschatzen der Briten wog nicht so schwer wie die Verwüstungen, die die Franzosen vor zwanzig Jahren in der Pfalzgrafschaft und Niederbayern hinterlassen hatten. Was sind das doch für Heuchler im Kommandostab, dachte er. Wie lange würden diese Herren wohl auf dem Schlachtfeld überleben? Was wussten diese Leute schon von der grausamen Wahrheit des Krieges?
    Da Malbec ahnte, dass die Briten früher oder später kommen würden, um den Kaufmann zu sprechen, hatte er sich mit seinen Leuten auf diese Anhöhe zurückgezogen. Und seine Vorsicht hatte sich als richtig erwiesen.
    Malbec beobachtete, wie der hochgewachsene Offizier der Rotröcke, der ihm seltsamerweise irgendwie bekannt vorkam, zusammen mit dem fetten Bayern das Haus verließ. Die beiden

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