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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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werden kaum Zeit zum Nachladen haben. Macht die Granaten scharf und schleudert sie fort, wenn Ihr zehn Meter entfernt seid. Habt Ihr das verstanden? Zehn Meter, dann werft Ihr Euch zu Boden. Wartet die Explosionen ab und stürmt mit den Bajonetten weiter. Verstanden?«
    »Sir.« Ein fiebriges Leuchten lag in Williams’ Augen, heiß durchpulste ihn sein Blut.
    Steel sah zu den Männern hinüber, die hinter den Fässern in Deckung gegangen waren.
    »Tarling, Bannister, Hopkins. Ihr kommt mit mir. Die anderen zu Mr. Williams. Granaten aus den Taschen, Jungs. Schickt sie zur Hölle.«
    Steel blickte seine Männer nacheinander eindringlich an und schaute dann auf Kretzmer, der wimmernd am Boden kauerte. »Ach, verdammt«, fluchte Steel und zog den Mann am Ärmel. »Kommt, venez avec moi. Und lauft, was Ihr könnt.«
    Gemeinsam verließen sie den Schutz der Holzdauben und rannten die Straße hinunter. Steel zerrte den dicken Bayern halb hinter sich her. Augenblicklich setzte der feindliche Beschuss ein. Steel, der dem Kaufmann einen Arm um die schwabbelige Taille gelegt hatte, schaute sich im Laufen um. Er konnte zwei Reihen Schützen ausmachen, vielleicht mehr. Weiße Uniformröcke und sonnengebräunte Gesichter mit charakteristischen Schnauzbärten, dazu Mützen aus Bärenfell. Französische Grenadiere. Eine halbe Kompanie, vielleicht auch mehr. Reguläre Infanterie. Sollten diese Männer wirklich verantwortlich sein für das Massaker im Dorf?
    Steel hielt auf die offen stehende Tür eines Fachwerkhauses zu und spürte, wie die Kugeln der ersten Salve durch die Luft sirrten. Er ahnte, dass es einen seiner Leute erwischt hatte, aber er wusste nicht, wen.
    Endlich waren sie im Haus. Vorsichtig spähte Steel in die Gasse und sah Bannister am Boden liegen, ein Einschussloch an der Schläfe. Weiter unten entdeckte er die Franzosen, die hastig nachluden und schon das Pulver auf die Pfannen gaben. Nun mach schon, Tom! Wo, um alles in der Welt, steckte der Fähnrich? Gleich wäre es zu spät für einen Ausfall.
    Doch dann, keinen Augenblick zu früh und mit lautem Gebrüll, sprangen Williams und seine Männer aus der Deckung hinter den Wagen. Todesmutig stürmten sie die Straße hinunter, genau in Richtung der französischen Grenadiere. Williams hatte sich mit gezogenem Degen an die Spitze seiner Leute gesetzt, das Gesicht verzerrt vor Zorn. Steel beobachtete mit Genugtuung, wie die Feinde, die noch nicht ganz nachgeladen hatten, ungläubig auf die heranstürmenden Grenadiere starrten. Es war Irrsinn, dass elf Mann sich auf den zahlenmäßig weit überlegenen Feind stürzten, standen die Franzosen doch drei Glieder tief, die Flanken von Häuserzeilen geschützt. Aber mit diesem wahnsinnigen Ausfall hatten die Franzosen nicht gerechnet.
    Wie gebannt sah Steel zu, wie sich Entsetzen auf den Mienen der Feinde abzeichnete, als die Grenadiere sich zehn Meter vor der ersten Reihe zu Boden warfen und ihre zischenden Eisenkugeln fortschleuderten. Erst da erfassten die Franzosen die Situation ganz. Einige Grenadiere drehten sich um und rannten los. Einer warf seine Muskete fort. Andere blieben wie angewurzelt stehen und schauten sprachlos zu, als die schwarzen Kugeln auf sie zugeflogen kamen. Auch der Offizier, der mit erhobenem Degen neben der ersten Reihe seiner Männer stand, verfolgte den Flug der Granaten mit offenem Mund. In diesem Moment bedeckten die britischen Grenadiere ihre Köpfe mit den Händen. Dann explodierten die Bomben. Alle.
    Nicht eine Granate versagte. Die französischen Grenadiere wurden von glühend heißen Metallstücken zerfetzt. Schwarzgrauer Rauch hüllte die Straße ein, und ein Schwall von Blut und Knochensplittern ergoss sich über die Pflastersteine. Mauerstücke platzten durch die Wucht der Explosionen ab, Steine und Holz regneten auf den Feind herab.
    Steel hatte die Tür gegen die Druckwelle geschlossen. Nun öffnete er sie vorsichtig und verschaffte sich einen ersten Überblick. Als die Rauchschwaden sich allmählich verzogen, sah Steel an der Stelle, an der eben noch die Grenadiere gestanden hatten, übereinanderliegende Leiber und verstreut liegende, abgerissene Gliedmaßen. Williams drückte sich mit den Händen vom Boden ab und rappelte sich auf. Er hustete und klopfte sich den Staub aus der Uniform.
    Die übrigen zehn Grenadiere kamen ebenfalls auf die Beine. Einige begannen sogar zu lachen. Schließlich lachte auch Williams erleichtert. Denn von der Übermacht der Franzosen war nur ein Berg von

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