Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
Toten oder Sterbenden geblieben. Steel entdeckte sechs oder sieben weiß gekleidete Infanteristen, die um ihr Leben rannten, gefolgt von einigen Verwundeten, die sich gegenseitig stützten. Vom Rest der Grenadiere war nichts als zerfetzte Leiber übrig geblieben.
Steel verließ das Haus und begab sich mit den anderen Soldaten und Kretzmer, den er nicht aus den Augen lassen wollte, zu Williams.
»Gut gemacht, Tom. Hätte ich selbst nicht besser hingekriegt.«
Anerkennend klopfe er dem jungen Mann auf die Schulter. Williams drehte sich um. Sein Blick war seltsam entrückt, der Mund stand weit offen.
»Die … die waren plötzlich weg. Wir haben’s geschafft. Wir haben sie alle getötet. Seht doch, Sir!«
Steel wusste dieses Verhalten einzuschätzen. Der Schock nach der ersten Feindberührung. Er wusste, dass nichts anderes half als weiterzumachen. Weiter zum nächsten Gefecht.
»Ja, Tom, Ihr habt es geschafft. Und verdammt gut, möchte ich meinen. Aber jetzt ruft Eure Leute und geht dort drüben in Deckung. Versucht herauszufinden, ob noch mehr von diesen Kerlen irgendwo hocken.«
Er schaute auf einen der toten Franzosen. Es bestand nun kein Zweifel mehr, wer diese Gräueltat begangen hatte. Der Mann war Grenadier. Franzose. Mit einer dunkelbraunen Fellmütze, an der eine Messingplakette mit einer Ziffer zu erkennen war. Steel war sicher, dieses Zeichen schon einmal gesehen zu haben.
»Ich kenne diese Uniformen. Das ist das Regiment, auf das wir beim Schellenberg gestoßen sind. Man versicherte mir, in dieser Gegend hier wären keine Feinde. Was, zum Teufel, haben diese Scheißkerle dann hier zu suchen?« Er wandte sich an Hopkins, Tarling und einen weiteren Mann, Jock Miller.
»Ihr drei zu mir. Schauen wir, ob wir Sergeant Slaughter helfen können.«
In diesem Moment war Musketenfeuer aus der Gasse weiter rechts zu hören, in die er seinen Sergeant geschickt hatte. Schnell rannten Steel und seine Männer über den Dorfplatz, den Kaufmann immer noch im Schlepptau. Auch oben bei der Scheune wurde geschossen. Taylor. Um den konnte Steel sich im Augenblick nicht kümmern. Als er in die enge Gasse einbog, entdeckte er Slaughter und dessen Leute hinter einer notdürftigen Barrikade aus Fässern und Möbelstücken.
Steel, Kretzmer und zwei Grenadiere suchten rasch Schutz und gingen neben dem Sergeant in Deckung. Slaughter war im Kampffieber; sein Gesicht war von einem langen Riss auf der Stirn verunstaltet. Steel deutete auf die Wunde.
»Alles in Ordnung, Sergeant?«
Slaughter fasste sich an die Stirn und wischte das Blut weg. »Nur ’n Kratzer. Die Bastarde haben uns überrascht, Sir. Drei von uns sind gefallen, aber wir konnten uns noch rechtzeitig verschanzen.«
Steel spähte vorsichtig über ein Stuhlbein und entdeckte weitere Reihen Grenadiere. Fünfzig, vielleicht sechzig Mann. Gott, in was für einer Stärke waren sie angerückt, um ihr blutiges Werk zu vollbringen? Eine ganze Kompanie, dann noch die Männer auf der Anhöhe. Am Ende der Straße hallte der Musketendonner der nächsten Salve von den Häuserfronten wider. Die Briten duckten sich so gut es ging, als die Kugeln sich in die Barrikade fraßen oder durch die Lücken in der Deckung zischten. Zwei Mann schrien auf, da sie getroffen waren. Ein dritter sackte ohne einen Laut tot in sich zusammen.
»Bitte um Verzeihung, Sir«, kam es von Slaughter, »aber sollten wir nicht weg von hier? Mir wird’s langsam ’n bisschen heiß.«
»Ganz Eurer Meinung, Sergeant.«
Steel schaute nach rechts, denn kurz zuvor hatte er geglaubt, aus den Augenwinkeln eine offene Tür entdeckt zu haben. Und er hatte sich nicht geirrt. Dort war der Hauseingang.
»Also gut, Jacob. Ich werde mit zehn Mann an der Flanke der Franzosen vorbeischleichen. Wir gehen durch das Haus dort. Ihr bleibt, wo Ihr seid. Sorgt dafür, dass Ihr Euch die Franzosen mit sporadischem Feuer vom Leib haltet. Wenn Ihr meinen Ruf hört, springt Ihr auf und stürmt in Richtung der Froschfresser. Nehmt die Granaten, und dann gebt Ihr den Schweinehunden die Bajonette. Ihr wisst, was Ihr zu tun habt. Die werden Euch nicht sehen, vertraut mir.«
Slaughter blickte Steel in die Augen. Er hatte nie Grund gehabt, seinem Lieutenant nicht zu trauen, und er würde auch jetzt nicht an ihm zweifeln.
»Verstanden, Sir.«
»Haltet Euch bereit, Jacob. Es wird Zeit, dass diese Schlächter für das bezahlen, was sie den armen Teufeln im Dorf angetan haben.«
Der Sergeant nickte mit grimmiger Miene. Dann zog er
Weitere Kostenlose Bücher