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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Euch sagen, was das zu bedeuten hat, Mr. Williams. Entweder sind dort in der Ferne diese französischen Bastarde am Werk, die für das Blutbad in Sattelberg verantwortlich sind, und die Zivilisten laufen um ihr Leben, oder unsere Dragoner brennen weiter Dörfer nieder. Obwohl mir keine der beiden Erklärungen gefällt, bete ich zu Gott, dass Letzteres zutrifft. Glaubt mir, Tom, die Menschen dort unten werden das Einzige sein, was von der Stadt übrig geblieben ist. Seht Ihr den Rauch? Das werden die Häuser sein. Die armen Teufel. Wohin sollen sie sich wenden? Und was werden sie jetzt von uns denken?«
    Aber das würden sie früh genug erfahren. Denn dem Flüchtlingstreck konnten sie schlecht ausweichen. Hunderte von Menschen kamen ihnen dort entgegen. Inzwischen war die bemitleidenswerte Menge näher herangekommen. Offenbar waren es Menschen aller Schichten, die sich in der Not zusammengetan hatten und das gleiche Schicksal teilten. Die Armen neben den Kaufleuten, und alle trugen das bei sich, was sie in der Eile hatten zusammenraffen können. Die reicheren Bürger zogen Handkarren – die Pferde waren gewiss weggelaufen, das Nutzvieh war geschlachtet worden.
    Die Karren der Flüchtlinge und die Fuhrwerke der Briten hatten gerade genug Platz nebeneinander auf dem schmalen Weg. Schweigend marschierten die Soldaten an dem Treck vorbei; zu hören waren nur das Blöken der Ziegen und das Geschrei der Kleinkinder, die von ihren Müttern in den Armen gewiegt wurden. Steel schaute in die Gesichter der vertriebenen Bayern. Er sah Tränen der Wut und vor Verzweiflung verzerrte Mienen. Das ist das wahre Gesicht unseres Krieges, dachte Steel. Dieses Abbild des Elends. Der Tod der Zivilisation.
    Kaum waren die Flüchtlinge an den Fuhrwerken und Marschsäulen der Soldaten vorbei, als Williams das Schweigen brach.
    »Seht, Sir.«
    Eine Staubwolke aus der Richtung, aus der die Flüchtlinge gekommen waren, kündigte Reiter an. Steel beschattete die Augen mit einer Hand gegen das Sonnenlicht und blinzelte in die Ferne. Es mochte eine volle Abteilung sein. Vielleicht hundertfünfzig Mann. Einen Moment lang schoss Panik in ihm hoch. Denn er erkannte die roten Uniformen, zweifellos Dragoner. Aber waren es nun Engländer, Holländer oder Franzosen? Nach dem Zwischenfall in Sattelberg wollte er es nicht mehr darauf ankommen lassen. Steel hob die Hand und zügelte sein Pferd.
    »Abteilung – halt.«
    Die Kolonnen hielten, die Zugtiere der Wagen schnaubten.
    »Grenadiere nach vorn!«, befahl Steel mit lauter Stimme.
    Angeführt von Slaughter marschierte der halbe Zug Grenadiere nach vorn und stellte sich direkt hinter Steel zwei Glieder tief auf.
    »Legt an.«
    Steel hörte, wie die Männer die Hähne spannten, und wusste, dass die erste Reihe inzwischen in die typische kniende Position gegangen war. Die Gewehrkolben ruhten am Boden, während die zweite Reihe die Musketen schussbereit hatte. Das sollte genügen. Doch die Kavallerie kam zu Steels Verwunderung näher, bis sie schließlich abrupt stehen blieb. Im selben Moment zog jeder Reiter der ersten drei Reihen den Säbel. Sauber gemacht, dachte Steel. Wer immer dort herankam, die Männer waren gut ausgebildet. Der Offizier an der Spitze der rot gewandeten Kavallerie, den Steel auf die Entfernung für einen Captain hielt, ritt mit einem Lieutenant und einem weiteren Dragoner nach vorn in Steels Richtung.
    Die Männer sahen grimmig und entschlossen aus. Nicht nur die drei Reiter an der Spitze, auch der Rest der Abteilung hatte staubige, von Ruß beschmutzte Uniformen. Die Truppe wirkte erschöpft, Menschen wie Tiere. Erst jetzt erkannte Steel die breite orangefarbene Schärpe um die Taille des Captains. Es waren also Holländer. Nur zu gut konnte Steel sich vorstellen, wie der Auftrag dieser Männer lautete. Als die Reiter die Spitze der britischen Marschsäule erreichten, nahmen beide Dragoneroffiziere ihre Mützen – kurze Kappen aus hellbraunem Fell – zum Gruß ab, worauf Steel und Williams ebenfalls ihren Gruß entboten. Der Captain, ein stämmiger Mann mit Schnurrbart und Bartschatten an Kinn und Wangen, sprach mit starkem englischem Akzent.
    »Captain Matthias van der Voert, Regiment der Dragoner van Coerland, Armee der Vereinigten Provinzen, Sir. Dürfte ich fragen, wer Ihr seid und welches Ziel Ihr verfolgt?«
    »Lieutenant Jack Steel, Sir. Von Sir James Farquharsons Regiment der Foot Guards, aus der Armee Ihrer Majestät Queen Anne. Ich bin hier in Lord Marlboroughs Auftrag

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