Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
unterwegs, Captain. Wir haben eine große Ladung Mehl, die für das Heer bestimmt ist. Lebenswichtiger Proviant, wie Ihr sicher wisst.«
Da kam ihm ein Gedanke, und er fügte rasch hinzu: »Vielleicht könntet Ihr uns begleiten?«
Der Captain blickte die Reihe der Wagen entlang und sah die erschöpften Infanteristen.
»Ich verstehe, warum Ihr mich um diesen Gefallen bittet, Lieutenant. Ihr seid ein leichtes Ziel. Aber ich fürchte, dass ich Euch nicht helfen kann. Ich habe den Befehl, mit meinen Männern weiter durch diesen Landstrich zu reiten. Wir dürfen uns nicht von unserer Aufgabe ablenken lassen.«
»Dürfte ich fragen, worin genau Eure Aufgabe besteht, Captain?«
»Wir haben den Befehl, jede größere Siedlung in Bayern, die noch bewohnt ist, niederzubrennen und die Menschen von dort zu verjagen. Eine Mission, die wir im Übrigen auf Geheiß Eures Lords Marlborough ausführen.«
Steel nickte. Genau so hatte er es sich gedacht. Er deutete in Richtung der Rauchsäule.
»Dann dürfte das dort hinten also Euer Werk sein, Captain?«
»Wir haben diese Stadt gestern Abend niedergebrannt, Lieutenant. Sie gesäubert, um es einmal so auszudrücken. Es blieb kaum etwas übrig, abgesehen von der Schänke und einer Kirche. Nur noch der alte Wirt und seine Tochter blieben dort. Sie ist übrigens ausnehmend hübsch. Ihr Vater ist krank, und da wollte sie ihn nicht transportieren. Aber sie sind harmlos. Gutes Bier übrigens, falls meine Männer noch etwas übrig gelassen haben. Das Mädchen meinte, ihr Vater habe mit den Engländern zu tun. Sein Verwandter lebt offenbar in England, oder etwas in der Art. Ihr werdet es schon erfahren. Bitte versucht die junge Frau zu überreden, die Stadt zu verlassen, Lieutenant. Unser Befehl lautet, die Leute zu vertreiben und die Häuser anzuzünden. Wir wollen nicht, dass Zivilisten zu Tode kommen. Wir haben sie zurückgelassen und die Häuser niedergebrannt. Denn so lautete unser Auftrag.«
Der Captain blickte betreten drein, schien andererseits jedoch äußerst zufrieden zu sein, dass der Befehl ausgeführt worden war.
»Sie sollten besser auch aufbrechen, Lieutenant. Wir sind hier nicht allein. Diese Lande sind voller Truppen. Unsere Seite und die Gegner. Holländer, Engländer, Franzosen. Ich würde nicht länger dort bleiben, wenn ich der Wirt wäre. Ein alter Mann und eine junge Frau. Was können die schon ausrichten? Sie sind verbranntes Fleisch, Lieutenant.«
In diesem Augenblick nahm Steel Unruhe am Ende der Kolonne wahr. Als er sich im Sattel umdrehte und über die Wagen und Köpfe der Männer blickte, sah er, dass Jennings nach vorn kam. Er sagte etwas, doch die Worte blieben unverständlich. Auch der holländische Offizier bemerkte den Major nun.
»Ihr habt noch einen anderen Offizier?«
»Mein Vorgesetzter. Unser Generaladjutant. Er zieht es vor, bei der Nachhut zu bleiben.«
Der Holländer schüttelte den Kopf. Die englische Armee brachte ihn immer wieder zum Schmunzeln. Alles angenehme Männer, keine Frage, aber was für Amateure. Sieben Jahre lang führten sie keinen Krieg, doch dann marschierten sie plötzlich tief in den Kontinent und gingen davon aus, das Oberkommando zu haben. Erst vor Kurzem hatte ihm jemand erzählt, die Engländer behaupteten, das neue System des Feuerns Zug um Zug erfunden zu haben, ein System, das die holländische Infanterie schon seit mindestens fünf Jahren anwendete. Er lachte, und Steel lächelte. Jennings kam näher.
»Was ist hier los, Mr. Steel? Würdet Ihr mich vorstellen?«
»Major Jennings, Captain van der Voert von den Dragonern, aus der Armee unserer Verbündeten der Vereinigten Provinzen.«
Jennings begrüßte den Holländer mit einem entwaffnenden Lächeln. »Mein lieber Captain. Was für ein glücklicher Zufall. Jetzt können wir ja alle zusammen die Wagenkolonne begleiten. Hier wimmelt es nur so von französischen Truppen und Briganten jeglicher Couleur. Meine eigene Abteilung wurde angegriffen, und erst vor ein paar Tagen haben wir uns gegen Franzosen der schändlichsten Sorte zur Wehr gesetzt.«
Van der Voert unterbrach den Major.
»Es beunruhigt mich in der Tat, Major, was ich da von Euren Begegnungen höre. Aber ich fürchte, wir können Euch nicht als Eskorte begleiten. Wir haben besondere Befehle, und zwar direkt vom Oberbefehlshaber der Alliierten Armee. Wir müssen weiter nach Westen, Sir, und können unsere Route nicht ändern.«
»Der Captain untersteht einem direkten Befehl des Herzogs von
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