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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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dran, wenn wir mit den Männern marschieren würden, anstatt hier auf dem Pferd zu kleben. Was meint Ihr?«
    »Mein Onkel sagt immer, dass es die erste Pflicht eines Offiziers ist, sich stets Respekt zu verschaffen, Sir. Ohne Respekt, meint er, gibt es eigentlich keinen Offizier.«
    »Euer Onkel scheint ein weiser Mann zu sein. Aber was denkt Ihr?«
    »Ich stimme ihm zu, Sir. Wir sollten reiten.«
    »Ihr und Euer Onkel habt gewiss recht. Aber auch Ihr werdet noch früh genug lernen, Tom, dass ein Offizier noch viel mehr zu leisten hat, als die Männer zur Ordnung anzuhalten. Die Soldaten müssen Euch vertrauen. Wie sollen sie Euch aber vertrauen, wenn sie von Euch nie etwas anderes sehen als das Hinterteil des Pferdes? Die Männer mögen Marlborough ›Corporal John‹ nennen. Vielleicht danken sie ihm sogar in ihren abendlichen Gebeten – falls sie überhaupt beten – für alles, was er ihnen an Trost bietet. Aber wir dürfen nicht vergessen, Tom, dass sie alle im Grunde ihres Herzens verdorben sind. Es ist ein Haufen von Schurken und Söldnern. Unzüchtige und prassende Halunken allesamt. Wo sollten sie sonst Kleidung, Sold und Nahrung finden, wenn nicht in der Armee? Wir geben ihnen alles, was sie brauchen. Und im Gegenzug vertrauen sie uns ihr Leben an. Marlborough weiß das. Und Ihr wisst es auch.«
    Der junge Fähnrich lächelte. Im Verlauf der letzten Woche hatte er Steel ins Herz geschlossen und wusste die Kameradschaft und die Ratschläge des Lieutenants zu schätzen.
    Seit nunmehr sieben Tagen waren sie unterwegs, und die letzten beiden Tage hatten sie damit zugebracht, das Mehl zu verladen, mit dem Marlboroughs Heer für die Schlacht versorgt werden sollte. Die Fuhrwerke waren entsprechend schwer beladen und kamen langsamer voran als auf dem Hinweg. Steel wünschte, sie wären längst zurück in den Reihen der Armee. Seine geheime Aufgabe hatte er zum Abschluss gebracht, und je eher er die Papiere Colonel Hawkins zuspielen konnte, desto besser. Das kleine Bündel in der Innentasche seines Uniformrocks war inzwischen schwer wie ein Stück Blei.
    Er nahm den Gesprächsfaden wieder auf. »Ein beachtlicher Mann, Euer Onkel, nicht wahr?«
    »Onkel Septimus? Oh, ich meinte, Onkel James, Sir. Ja, das ist er sicherlich.«
    Steel musste lachen. »Wie habt Ihr ihn gerade genannt?«
    »Äh, Septimus, Sir.«
    Wieder lachte Steel, lauter als zuvor. »Das hör sich einer an. Septimus. «
    Williams errötete, fürchtete er doch, Hawkins verraten zu haben.
    »Keine Sorge, Tom, ich behalt’s für mich. Erfährt niemand. Das wird unser heimlicher Spaß sein. Septimus, was für ein Name!«
    Steel grinste angesichts dieses unterhaltsamen Details aus Toms Familienleben. Sie ritten schweigend weiter, und das Brustgeschirr der Pferde klirrte in einem anderen Rhythmus als das metallene Geräusch der Bajonettscheiden, das die marschierende Kompanie hervorrief. Hinter den Pferden kam ein halber Zug Grenadiere, angeführt von Slaughter; dahinter folgte der vorderste von insgesamt vierzig Wagen, auf dem der Regimentskoch mitfuhr. Jeder Wagen wurde nur noch von zwei Soldaten flankiert. Ein Fuhrwerk diente allein zum Transport der Verwundeten. Zuletzt rumpelte die Kutsche des Kaufmanns über die Wege. Denn da die Dragoner das Land verwüsteten und Jennings’ Kompanie von Briganten überfallen worden war, hatte Herr Kretzmer gebeten, ob er nicht mit dem Treck bis zu den Linien der Alliierten mitreisen dürfe.
    Hinter Kretzmers Kutsche ritt Jennings. Er hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, in der Kutsche des Kaufmanns mitzufahren und das Pferd hinten anzubinden. Wie viel bequemer die Reise gewesen wäre. Aber der Bayer war ein wortkarger, mürrischer Mann und kaum bereit zu einem vernünftigen Gespräch. Daher zog Jennings es vor, zu reiten.
    Stringer führte den Rest von Jennings’ Infanterie an, die die Nachhut bildete.
    Da sie aus den Überfällen der Bauern und zuletzt der Franzosen gelernt hatten, kehrten sie auf Umwegen zum Lager zurück. Daher marschierten sie ein paar Meilen weiter südlich, umgingen die Stadt Aicha und nahmen die Route in Richtung Nordwesten zurück zum Lech. Der Marsch dauerte zwar länger, dafür war der Weg sicherer.
    Es war Steels Idee gewesen, und erstaunlicherweise hatte Jennings dem Vorschlag zugestimmt. Wusste er doch, dass der Mann sich seines Orientierungssinns rühmte. Steel hatte in der Tat den richtigen Riecher, wenn es um Gefahr ging. Und wenn Jennings auch der Ansicht war, dass dem

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