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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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durchblicken lassen, dass der Großteil des Heeres während Steels Abwesenheit verlagert würde. Er hielt es für ratsam, Williams als Aufklärer zu entsenden, in der Hoffnung, in den kommenden Stunden auf Reiter eines ihrer Regimenter zu stoßen. Er wandte sich dem jungen Mann zu und zeigte auf den Milan am Himmel.
    »Seht Ihr den Vogel dort, Tom?«
    Gemeinsam verfolgten sie, wie der Milan mit angelegten Flügeln in die Tiefe schoss.
    »Tom, morgen werde ich Euch mit einem Auftrag losschicken.«
    »Sir?«
    »Ihr sollt als Aufklärer vorausreiten und unsere Armee ausfindig machen. Glaubt Ihr, dass Ihr das schafft?«
    »Natürlich, Sir.«
    »Wir sind jetzt auf dem Rückweg nach Donauwörth, aber die Wahrheit ist, dass ich keine Ahnung habe, ob der Herzog sich noch dort aufhält. Ihr müsst Euch in Acht nehmen und so lange suchen, bis Ihr auf Rotröcke stößt.«
    »Hoffentlich auf unsere Rotröcke, Sir, und nicht auf die Franzosen.«
    »Richtig. Inzwischen müsste doch mal jemand erkannt haben, dass es sich viel einfacher kämpfen ließe, wenn man auf den ersten Blick sähe, ob man den Feind vor sich hat. Wir Briten tragen rote Uniformen, und die französische Infanterie kommt in Weiß und Grau daher. Aber tragen unsere Verbündeten, die Dänen, nicht auch graue Uniformen?«
    »Und die Österreicher haben für jedes Regiment eine andere Farbe. Manchmal bedaure ich unsere Kommandeure genauso sehr wie die Männer, die sie kommandieren.«
    Als der Junge lachte, fiel Steel in das Lachen ein. Sie hatten sich bislang gut verstanden, und Steel wünschte, der Junge könnte noch möglichst viel Erfahrungen sammeln, ehe sie zum Hauptlager zurückkehrten und in die bevorstehende große Schlacht zogen.
    »Wann werden wir unser Lager aufschlagen, Sir?«
    »In ungefähr sechs Meilen, Tom. Den Tag werden wir noch marschieren müssen, so Gott will. Ich habe vor, heute Abend bei einem Ort namens Bachweiden zu lagern, wenn ich den Namen richtig behalten habe. Sind mir zu viele ›achs‹ und ›bachs‹ in der Gegend. Auf der Karte Eures Onkels ist der Ort bei einem kleinen Fluss eingezeichnet, da können wir dann die Tiere tränken. Die Männer können ein Bad nehmen, wenn sie wollen. Sie haben eine Pause verdient.«

***
    Gegen fünf am Nachmittag erreichten sie die kleine Stadt. Es war ein netter Marktflecken mit schmalen, gepflasterten Straßen und Fachwerkhäusern, wie man sie überall in Schwaben antraf. Die Karte hatte nicht gelogen; Bachweiden lag am Zusammenfluss zweier Wasserläufe. Eine sanft geschwungene Steinbrücke spannte sich über den breiteren der beiden Flussarme. Steel gab Zeichen, und die Kolonne hielt an. Die Stadt war wie ausgestorben.
    »Soll ich mit ein paar Männern die Gegend erkunden, Sir?«, bot Williams sich an.
    »Nein. Ich denke, wir machen hier einen Moment Halt. Mir gefällt das nicht.«
    Williams folgte dem Blick seines Lieutenants, der die Brücke im Auge behielt. Steel hatte recht. In den Straßen war niemand zu sehen. Ein Zittern durchlief den Fähnrich, da er sich an das Massaker in Sattelberg erinnerte. Steel schien Williams’ Gedanken lesen zu können.
    »Nein, Tom. Das kann nicht das Werk der Franzosen sein. Dafür sind wir zu weit nördlich. Unsere eigene Armee oder zumindest unsere Aufklärer müssten hier in der Gegend sein. So dicht würden die Franzosen sich nicht heranwagen.«
    Doch Steel wusste nicht, ob er seinen eigenen Worten Glauben schenken sollte. Kein Lebenszeichen in den Straßen, nirgends war jemand an einem der Fenster zu sehen. Hier und da schlug der Wind eine Tür oder einen Blendladen zu.
    »Sergeant Slaughter.«
    Der Mann verließ die Spitze der Marschsäule. Steel stieg ab.
    »Sir.«
    »Folgt mir. Holt die Männer und sorgt dafür, dass ihre Waffen geladen sind.«
    Während Slaughter die Befehle weitergab und Steinschlösser und Pulver inspizierte, gab Steel dem Fähnrich die Zügel des Pferdes in die Hand.
    »Tom, Ihr bleibt bei der Truppe. Major Jennings wird sich gewiss zu Wort melden. Er wird verlangen, dass wir weitermarschieren. Gebt mir die Schuld, wenn er sich empört. Ich bin nicht lange fort. Sorgt dafür, dass der Rest der Grenadiere die Stadt betritt. Die Männer des Majors bilden die Nachhut. Wir wollen nicht noch einmal überrascht werden.« Er zog seine Muskete aus der Hülle am Sattelknauf, lud sie und setzte sich an die Spitze seiner Grenadiere. Vorsichtig gingen sie über die Steinbrücke und näherten sich dem Städtchen über eine schmale Straße, die

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