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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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sprangen splitternackt und lachend wie Kinder im Wasser herum und spritzten sich gegenseitig nass. Und während die Männer so herumtollten, ohne ihre Uniformen und bar jeglicher Überbleibsel des militärischen Lebens, kam Steel sich wieder einmal wie der Adoptivvater der Männer vor. Sie waren seine Familie. Er kannte diese Burschen, kannte ihre Marotten und wusste bei fast jedem, warum er zur Armee gegangen war. Er fühlte sich für diese Männer verantwortlich und hoffte, dass sie alle – ob gut oder schlecht – die Belastungen überstehen würden, die die kommenden Tage für alle bereithielten.
    Er beobachtete, wie ein Hüne von einem Mann, John Simmons aus Glasgow, versuchte, seinen Kameraden unter Wasser zu drücken, doch plötzlich erregte etwas anderes Steels Aufmerksamkeit: Das Aufblitzen der Sonne auf einem unerwartet hellen Objekt weiter stromaufwärts.
    Keine dreißig Meter von den Männern im Wasser, unmittelbar an einer Biegung des Flusses, die wegen der Bäume schlecht einzusehen war, kamen Reiter in Sichtweite. Fünfzig oder sechzig Kavalleristen lenkten ihre Rosse am Flussbett entlang und hielten geradewegs auf die badenden Soldaten zu. Einer der Wachtposten feuerte, traf jedoch nicht. Der Schuss löste Alarm aus, aber leider zu spät.
    Weiß spritzte das Wasser unter den Hufen der Pferde, Sand und kleine Steine am Ufer wirbelten durch die Luft, während die Reiter näher heransprengten. Steel drehte sich der Magen um, als er erkannte, dass das Aufblitzen, das er zuvor wahrgenommen hatte, die Sonne auf den blank gezogenen Säbeln der Kavallerie war. Im nächsten Moment hatten sie die nackten Grenadiere erreicht. Steel schloss bei diesem Albtraum die Augen. Keiner der Männer hatte eine Chance.
    Steel versuchte, die Farben der Gegner einzuordnen. Hellblaue Uniformröcke erkannte er, an denen silberne Knöpfe aufleuchteten, dazu rote Mützen mit Fellbesatz und Federn. Die Reiter trugen elegante, pelzbesetzte Umhänge an einer Schulter. Husaren. Die neue Kavallerie der Franzosen. Eine Kavallerie, die sie sich bei den Ungarn abgeschaut hatten. Sie waren schnell, geschickt und tödlich. Noch nie war er Husaren begegnet, aber sie bestätigten all seine Befürchtungen.
    Die großen, gebogenen Säbel sausten durch die Luft, und die bleichen Leiber der Grenadiere sanken blutig ins Wasser, das sich rot färbte. Steel sah, dass Simmons sich ungläubig ins verunstaltete Gesicht fasste, ehe er beim zweiten Säbelstreich in den Fluss fiel. Ein anderer Mann, McCartney, hielt sich die bloße Brust, die von der rasiermesserscharfen Klinge aufgerissen worden war. Ein Dritter rang nach Luft, ehe er im blutrot getränkten Wasser versank.
    Doch die Reiter ließen nicht ab von ihren Opfern. Immer wieder umkreisten sie die wehrlosen Männer und hackten ihnen mit albtraumhafter Präzision das Fleisch von den Knochen. Steel musste an Gemälde der italienischen Meister denken, auf denen Schreckensszenarien des Alten Testaments dargestellt waren. Die zwei Grenadiere, die noch standen, klammerten sich an die Beine ihrer gnadenlosen Peiniger. Doch einer nach dem anderen fielen sie den Klingen zum Opfer und verschwanden im flachen Wasser. Steel riss sich von dem blutigen Spektakel los und schrie aus Leibeskräften in Richtung Brücke.
    »Kavallerie! Achtung, feindliche Kavallerie! Grenadiere, zu mir!«
    Die Wachtposten der Fuhrwerke und eine Hand voll anderer Soldaten, die aus den Häusern und Gassen strömten, folgten Steel die Hauptstraße hinunter in Richtung Brücke.
    Steel lief im Schutz einer flechtenbewachsenen Mauer und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Er sah Carter, Macpherson, Mackay und sechs andere. Aus einer anderen Richtung kam Williams herbeigelaufen.
    »Mr. Williams. Sergeant Slaughter. Auf der Straße Stellung beziehen. Drei Glieder tief.«
    »Aber die Wagen, Sir. Schaut!« Aufgeregt zeigte der Fähnrich auf die andere Seite des Flusses, wo noch etliche Fuhrwerke warteten. Ein Dutzend Wagen, vielleicht fünfzehn. Nachdem die Husaren die badenden Grenadiere getötet hatten, sprengte die Hälfte der Abteilung zu den Wagen und attackierte die Fuhrleute und alle anderen Begleiter, die noch nicht über die Brücke in die Stadt geflüchtet waren.
    Steel konnte sehen, wie die unbewaffneten Zivilisten von den Kutschböcken sprangen. Einige, die um Gnade bettelten, wurden kaltblütig niedergemacht. Andere versuchten, zwischen den Bäumen entlang des Flusses Schutz zu finden oder rannten ins Wasser, doch

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