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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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einen Moment länger bleiben, schoss es ihm durch den Kopf, sind wir geliefert. Steel war klar, dass es nur noch eine Möglichkeit gab.
    »Grenadiere, mir nach. Zurück!«
    Langsam und widerstrebend zogen die Kameraden sich von den Verschanzungen zurück. Die Blicke auf den Feind gerichtet wichen sie die entscheidenden Meter zurück, die sie eben noch unter so hohen Verlusten erobert hatten. Die Franzosen, ermuntert vom Anblick der zurückweichenden Menge Rotröcke, drängten ihrerseits vor. Einige überwanden sogar die eigenen Palisaden, sprangen auf der anderen Seite herunter und verfolgten die Briten.
    Steel sah die Gegner kommen. »Weiter zurück. Haltet euch nicht mit denen auf. Nehmt wieder eure Positionen ein. Zurück in die Linien.«
    Steel verließ die Barrieren mit dem Rest seiner Männer und nahm exakt den Weg, den sie zuvor gekommen waren, inzwischen mit dem Rücken zum Feind. Sie mussten eine möglichst lange Strecke schaffen, ehe die Geschütze wieder feuerten. Das Gelände vor den Palisaden war übersät mit rot gekleideten Leibern. Unter den Toten befanden sich Dutzende Verletzte. Einige von ihnen, hoffnungslos verstümmelt, reckten den Kameraden die Hände entgegen und riefen um Hilfe. Aber dafür blieb keine Zeit. Als Steel etwa hundert Schritte gezählt hatte, blieb er stehen und drehte sich zum Feind um. Drüben bei den Palisaden entdeckte er Brigadier Rowe an der Stelle, an der er zu Boden gegangen war. Eingezwängt unter den beiden toten Stabsoffizieren, hatte er sich seither nicht mehr gerührt.
    Steel fragte sich, wer nun das Kommando haben mochte, und versuchte, sich einen Überblick über die eigene Einheit zu verschaffen. »Kehrt um, formiert euch.«
    Dann entdeckte er Slaughter. »Wie hoch sind unsere Verluste?«
    »Vier blieben jenseits der Barrieren, Sir, vier weitere liegen dort bei den anderen und werden sich nicht mehr erheben. Dann noch Tarling und McLaurence, beide getroffen, Sir, aber er lebt noch. Zehn alles in allem. Und Baynes wird noch vermisst.«
    Elf Gefallene von dreiunddreißig Mann. Genau einer von drei. Steel schaute entlang der Brigade und schätzte, dass die Verluste bei jedem Regiment und jeder Kompanie ebenso hoch waren. Selbst Fergusons Männern war es weiter hinten nicht gelungen, ihren Abschnitt einzunehmen. Steel konnte sehen, wie die Guards sich in einen kleinen Obstgarten zurückzogen; ihre roten Uniformen waren zerfetzt. Gewiss würde die Brigade nicht erneut losgeschickt, um das Dorf zu erobern. Ohne Artillerie würden sie es niemals schaffen. Auch Cutts musste einsehen, dass dieses Unterfangen zwecklos war.
    Er hatte darauf gewettet, dass die Franzosen wieder feuern würden, und rechnete jeden Moment mit dem brennenden Schmerz einer Musketenkugel. Doch nichts dergleichen geschah. Abgesehen von ein paar sporadischen Schüssen schwiegen die Waffen der gegnerischen Infanterie. Selbst diejenigen, die über die eigenen Palisaden geklettert waren, stiegen nun wieder zurück hinter die Verschanzungen. Steel konnte sich nicht erklären, warum die französische Artillerie nicht erneut mit rasendem Zorn über die Briten hergefallen war.
    Slaughter sprach Steels Gedanken aus. »Habt Ihr gemerkt, Sir? Die feuern nicht mehr. Keiner. Vielleicht auch zu weit für die Infanterie. Aber man müsste doch meinen, dass die Artillerie auf dem Hügel uns wieder einheizt, oder? Was mag da vorgehen?«
    »Ich wünschte, ich wüsste es, Jacob. Und ich frage mich allmählich, was wir tun sollen.«
    Doch seine Frage wurde allzu schnell beantwortet. Etwas weiter hinten und rechts vom Bataillon begann der Boden zu beben. Steel glaubte zunächst, dies sei die lang ersehnte Artillerie, schaute sich um und blieb wie angewurzelt stehen. Denn dort drüben kamen keine Geschütze, sondern Reiter. Sie trugen rote Uniformjacken und kamen aus der Richtung der alliierten Linien. Doch Steel ahnte, dass diese Männer keine Freunde waren. Und dann erkannte er, dass sie schnell heransprengten. Er wandte sich an seine Männer.
    »Achtung, Kavallerie! Kavallerie an der Flanke. Rechte Flanke umschwenken. Formieren. Bereit machen für die Kavallerie!«
    Auch Williams besann sich nun auf seine Pflichten und wurde hektisch. »Bereit machen zur Abwehr der Kavallerie!«
    Steel beobachtete, dass die Reiter in Galopp fielen. Es bestand kein Zweifel mehr. Das waren Franzosen, und sie hielten direkt auf die ungeschützte rechte Flanke von Rowes Brigade zu. Unmittelbar auf das ungeordnete Regiment. Auf ihn, Steel. Er

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