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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Seele eine Stimme, dass an diesem Tag niemand anders siegen durfte als die Briten.

10.
    Sie waren fünfzig Meter vom Feind entfernt. Nein, nur noch vierzig. Doch die Infanterie in Blenheim hatte immer noch nicht das Feuer eröffnet. Steel hatte die vordere Linie des vorrückenden Bataillons im Blick. Die Männer der ersten Reihe waren nicht mehr alle auf einer Höhe, da das sumpfige Terrain den Soldaten Schwierigkeiten machte. Jeder lief sein eigenes Tempo, und die Sergeanten bemühten sich, mit ihren Halbpiken die Reihen geschlossen zu halten. Steel rechnete jeden Augenblick damit, dass die Franzosen schießen würden, und in einem Kugelhagel konnte eine ungeordnete Formation zu einem orientierungslosen Haufen verkommen. Er wartete auf das Mündungsfeuer, auf die Pulverwölkchen und den Hagel der Bleigeschosse. Doch er zwang sich, nicht daran zu denken, und konzentrierte sich einzig und allein auf das Ziel.
    Das Dorf mochte an die dreihundert Häuser umfassen. Einige Grundstücke besaßen kleine, durch niedrige Mauern eingefriedete Gärten. Steel sah den Turm der steinernen Kirche auf dem Dorfplatz. Dort befand sich zweifellos das Zentrum der französischen Defensive, im Schutz der Mauern des alten Friedhofs. Eine perfekte, improvisierte Festung.
    Steel entdeckte einen kleinen Bach, der sich durch das Dorf schlängelte. Auch das bot den Verteidigern einen natürlichen Vorteil. Er sah sich in seinen Vorahnungen bestätigt, denn die Franzosen hatten ihre Stellungen ausgiebig befestigt: Aus Flechtwerk gefertigte Gabionen zogen sich durch das Dorf, ergänzt durch sogenannte chevaux de frise oder Spanische Reiter: Längsstangen, an denen x-förmig angespitzte Pflöcke gebunden waren. Durchsetzt von Bajonetten und Piken boten sie unüberwindbare Hindernisse. Neben diesen Sperren hatten die Verteidiger andere Barrieren errichtet, wobei sie alles aus dem Dorf verwendet hatten, was nicht niet- und nagelfest war: Fuhrwerke, Holzkisten, Weidenkörbe, Baumstämme und größere Äste. Aus den Häusern, deren Bewohner längst auf der Flucht waren, hatte man Tische, Truhen, Standuhren und andere Möbelstücke geholt und in den Verteidigungswall eingefügt. Steel sah, wie sich das Sonnenlicht auf Metall fing, und wusste, dass die Franzosen ihre Bajonette durch die improvisierten Schießscharten steckten, die sie in die hölzernen Verteidigungsanlagen gehauen hatten.
    Am meisten beunruhigten ihn jedoch die massiv aussehenden Holzpalisaden, die jeden Eingang zum Dorf versperrten und sich wie eine Wehrmauer vom Dorf bis hinunter zur Donau zogen.
    Slaughter war an Steels Seite. »Gott, Sir. Wie, um alles in der Welt, sollen wir das überwinden? Und ganz ohne Geschütze.«
    »Keine Ahnung, Jacob. Ich kann nur vermuten, dass Lord Cutts von uns erwartet, dass wir so feurig sind wie er. Vielleicht hat er vor, die Palisaden mit seinem heißen Salamanderatem in Brand zu stecken.«
    Jetzt waren es nur noch fünfunddreißig Meter. Nach wie vor gaben die Trommeln den erbarmungslosen Rhythmus vor. Steel konnte inzwischen die Trommelschläge hinter den französischen Verteidigungslinien hören. Seltsam, dachte er. Wie anders doch die Trommelwirbel des Feindes klangen! Das Timbre und der Rhythmus waren überhaupt nicht britisch.
    Dennoch löste sich kein einziger Schuss von den feindlichen Stellungen. Das Vorwärtskommen war schweißtreibend und mühsam. Steel sah, wie einer der Männer ins Stolpern geriet. »Los da, McLaurence. Weiter, Junge. Die warten auf uns.«
    Plötzlich machte er sich bewusst, dass die französischen Kanonenkugeln nicht mehr auf seine Kompanie hagelten. Williams passte sich Steels Schritttempo an. »Warum feuern die nicht auf uns, Sir? Das ist doch seltsam.«
    »Die warten einfach nur, bis wir schön nah heran sind, Tom. Nah genug, damit sie nicht danebenschießen können. Aber keine Sorge, die treffen uns schon nicht.«
    Natürlich war das gelogen. Aber was blieb ihm anderes übrig? Was konnte ein verängstigter Bursche mit seinem Degen ausrichten? Er musste Williams davon überzeugen, dass er unsterblich war. Er musste glauben, nicht getroffen werden zu können – so wie Steel selbst es sich einredete. Und doch wusste er, dass es eine Kugel gab, die sich eines Tages in sein Herz bohren würde.
    »Aber was ist mit ihrer Artillerie, Sir? Die Belagerungsgeschütze auf dem Hügel dort drüben. Die Kugeln fliegen über uns hinweg. Die zielen zu weit, Sir.«
    »Nein, Tom, wir sind schon zu nah heran. Wenn sie jetzt feuern,

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