Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
Froschfresser.«
»Ich würde sagen, der Teil von Euch hat recht, Sergeant. Aber ein Teil von mir ist der Ansicht, dass wir die verdammte Pflicht haben, die Fahne zurückzuerobern.«
Nach ungefähr fünfzig Schritten wusste Steel, dass die Kavallerie sie entdeckt hatte. Auch Rodt merkte es. Sie blieben stehen. Steel erhob die Stimme und rief über den Lärm hinweg: »Grenadiere, bereit machen und laden!«
Die Gens d’Armes, bereits gelangweilt von ihrem blutrünstigen Spiel, ließen nach und nach von dem erbärmlichen Haufen aus Rowes Brigade ab, denn die anrückende Infanterie erschien ihnen als verlockenderes Ziel. Eine kleine Truppe Hessen, hier und da ergänzt durch ein paar britische Rotröcke, und eine Fahnenabteilung hinter der letzten Reihe. Eine Standarte konnten die Franzosen ihrem Sonnenkönig bereits zu Füßen legen. Die Aussicht auf eine weitere Fahne war unwiderstehlich.
Demonstrativ formierten die Gens d’Armes sich neu, und Steel sah auf einen Blick, dass es an die hundert Reiter waren. Und er wusste, dass die zusammengewürfelte Truppe, der er sich angeschlossen hatte, in einer Formation maximal zwanzig Musketen auf einmal abfeuern konnte. Ihm war ebenfalls klar, dass den Gegnern ihre zahlenmäßige Überlegenheit allzu bewusst war. Aber da gab es eine Sache, mit der die edlen Herren aus Frankreich nicht rechneten.
Inzwischen standen Steel und die Kameraden hinter den Reihen der Hessen. Als Steel zwischen den Köpfen der deutschen Soldaten hindurchschaute, konnte er die Franzosen ziemlich deutlich sehen. Und dort, inmitten der Reiter, entdeckte er die Standarte. Es lief besser, als er zu hoffen gewagt hatte. In einer Schlacht war es gemeinhin üblich, eine erbeutete feindliche Fahne sofort nach hinten zum Kommandeur zu bringen, um die wohlverdiente Ehre in Empfang zu nehmen. Doch die Franzosen trugen die Fahne wieder in die Schlacht.
Steel hielt Ausschau nach Slaughter. »Jacob? Wir haben noch eine Chance.«
Der Sergeant lächelte.
Steel wandte sich an Hauptmann Rodt. »Captain, ich habe da eine Idee.«
***
Die Franzosen rückten unaufhaltsam vor und waren siegessicher. Mit einer sorgsam vorbereiteten Rechteckformation mochte man in der Lage sein, Kavallerie abzuwehren. Aber sie waren die Männer des Königs, die Gens d’Armes von Frankreich, und schlecht organisierte Formationen wie diese, obendrein noch in Unterzahl, stellten keine Herausforderung dar. Sie würden sich nun einer Flanke nähern, zwanzig Schritte vor dem Ziel umschwenken und so tun, als würden sie fliehen. Die Infanteristen würden längst feuern und vielleicht vier oder fünf Reiter treffen. Doch dann, auf ein Zeichen hin, würden die Reiter wenden. Und während die Fußsoldaten noch mit dem Nachladen beschäftigt waren, würden die Kavalleristen geradewegs in die ungeschützte Flanke sprengen. Unter dem Ansturm der nachfolgenden Reiter wäre die Formation verloren. Der Rest wäre so leicht wie Schweine abstechen.
Als die Kavallerie nur noch etwa fünfundzwanzig Schritte entfernt war, gab Captain Rodt einen Befehl, worauf zwanzig Hessen die Musketen anlegten.
Steels Kommando folgte im selben Augenblick. »Grenadiere, bereit machen!«
Doch anstatt die Waffen anzulegen, griffen die Rotröcke in ihre Munitionstaschen und holten die kleinen schwarzen Eisenkugeln heraus.
»Granaten zünden!«
Prasselnd erwachten die Zündschnüre zum Leben.
Einige der heransprengenden Reiter sahen, was dort vor sich ging, und machten fast genau in dem Augenblick kehrt, in dem das Täuschungsmanöver hätte eingeleitet werden müssen. Doch da war es schon zu spät.
»Feuer!«
Die Hessen feuerten ihre Musketen ab. Gleichzeitig schleuderten die zwölf Grenadiere ihre Granaten in Richtung Feind. Einen kurzen Moment schien die Welt still zu stehen. Dann explodierten die Bomben, und der Stolz der französischen Kavallerie ging in einem Meer aus Flammen und Blut unter.
Durch den Rauch hindurch verfolgte Steel das Chaos. Die Pferde stürzten übereinander und begruben ihre Reiter unter sich. Er wandte sich Slaughter zu: »Folgt mir!«
Die beiden bahnten sich ihren Weg durch die Reihen der Infanteristen und wagten sich in den Albtraum aus Schreien und Verstümmelungen. Der Franzose, der zuvor den britischen Fähnrich erschlagen und jubelnd die Fahne an sich gerissen hatte, lag jetzt mit der Beute in der Hand halb unter seinem aufgerissenen Pferd. Von Panik erfasst stoben die unversehrt gebliebenen Tiere in alle Richtungen davon, warfen
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