Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
verbinden lassen. Wir müssen wieder vorrücken.«
Hansam schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht, Jack. Doch nicht ohne Unterstützung durch die Kanonen?«
»Ich fürchte, es geht nicht anders, Henry. Befehl von Cutts. Obwohl auch ich meine, dass nicht viel mehr als beim letzten Mal dabei herauskommen wird. Mir scheint, Gentlemen, dass wir geopfert werden, um die Aufmerksamkeit des Feindes von dem wirklichen Ziel des Herzogs abzulenken.«
Von weiter hinten begannen wieder die Trommelwirbel fürs Sammeln. Framptons Stimme war zu hören. »Bataillon auf Angriffsformation!«
Steel schaute zu den Offizieren hinüber, die sich um die zerfetzte Fahne scharten. Abgesehen von Williams standen nur noch zwei Fähnriche zur Verfügung. Während die Linien neu geordnet wurden, wandte Steel sich an die Kompanie. »Grenadiere, Linie bilden!«
Dann schaute er zu Hansam, Williams und Slaughter. »Viel Glück euch allen. Wir können es gut gebrauchen.«
***
Sechshundert Meter westlich von Steels Position stand ein rot uniformierter Offizier auf dem kurzen Vorsprung, der sich von oberhalb des Dorfes Sonderheim bis zu den Ufern des Weiherbrunns zog, eines schmalen Zuflusses der Donau, der durch Blindheim floss.
Im Verlauf der letzten Stunde hatte Aubrey Jennings den britischen Angriff beobachtet, außerhalb der Reichweite von Marlboroughs Kanonen. Er hatte mit angesehen, welchen Blutzoll die Vierundzwanzigpfünder der Franzosen in den Reihen der Engländer gefordert hatten und wie gut die weiß uniformierten Infanteristen in dem Dorf verschanzt waren. So wurde Jennings auch Zeuge von Rowes Debakel; seine Männer fielen in Scharen. Er hatte es kommen sehen. Einmal hatte er sogar Sir James in dem Getümmel erblickt, der seine Männer in die Schlacht führte. Ein für Jennings überraschender Anblick, hatte er den Offizier doch stets für einen Feigling gehalten.
Aber dieser Tag steckte ohnehin voller Überraschungen. Als Jennings nämlich auf die von Rauchschwaden durchzogene Ebene hinunterspähte, entdeckte er doch tatsächlich die Grenadiere und an deren Spitze eine ihm vertraute Gestalt. Sie war deutlich zu erkennen und sah doch unwirklich aus – kein Zweifel, dort unten focht sein alter Rivale Jack Steel, wie immer ohne Kopfbedeckung.
Jennings war felsenfest davon überzeugt, dass Steel nicht mehr lebte, und hielt den Soldaten dort unten vor den Verschanzungen Blindheims zunächst für eine Geistererscheinung.
Doch der Major wusste, dass seine Augen ihn nicht trogen. Wut und Entsetzen wichen alsbald der Erkenntnis, dass er es sich offenbar zu leicht gemacht hatte, einen Gegner wie Jack Steel aus dem Leben zu befördern. Dieser Mann schien von einem unsichtbaren Zauber geschützt zu sein. Wie war es sonst zu erklären, dass Steel dauernd überlebte, obwohl sein Leben allzu oft auf Messers Schneide stand? Verflucht sei Steels Glück!
Von da an verfolgte Jennings die Szenerie auf der Ebene vor Blindheim mit besonderem Interesse. Aufmerksam beobachtete er, wie ein rot uniformierter Infanterist nach dem anderen fiel, und hoffte, Steel möge unter den Opfern sein. Im Pulverdampf einer französischen Salve verlor er den Lieutenant zunächst aus den Augen und entdeckte ihn dann unerwartet bei den Palisaden des Dorfes. Dieser Mann schien gegen alles gefeit zu sein. Doch selbst das Glück eines Jack Steel wies sicherlich erste Risse auf. Denn wie viele Männer konnten angesichts der Wucht der französischen Salven überleben?
Jennings verfolgte das Wogen der Schlacht auf der französischen rechten Flanke und schaute gelegentlich hinüber nach links, wo die Kaiserlichen Truppen den Angriff tief in die Reihen des Kurfürsten trugen.
Er sah, wie die Rotröcke sich vor Blindheim zurückzogen. Und je dichter der Qualm wurde, desto größere Schwierigkeiten hatte der Major, die Einheiten auseinanderzuhalten … geschweige denn, einen einzelnen Mann zu erkennen. Als die französische Kavallerie in Galopp fiel, glaubte Jennings zunächst, der gesamte Flügel der Alliierten werde zerschlagen. Für einen Moment zeichnete sich schon der Sieg der Franzosen ab. Doch dazu kam es nicht. Denn die französische Kavallerie strömte wieder zurück, und die Schlacht war abermals offen. Was auch immer geschah, er konnte keinen Teil dazu beitragen.
Jennings wurde in seinen Beobachtungen durch das Auftauchen von vier weiß uniformierten Reitern gestört. Colonel Michelet, zwei seiner Regimentsoffiziere und ein Trompeter, der ein herrenloses Pferd mit
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