Stefan Bonner und Anne Weiss
müssen endlich bereit sein, Verantwortung zu tragen.
»Kinder werden als asoziale und egoistische Wesen geboren«, sagt Ulrich Wickert in seinem Buch Zeit zu handeln. »Die Werte der Zivilisation, die des Menschen Gemeinschaft von der Horde unterscheidet, müssen ihnen erst nach und nach vermittelt werden. Das ist Aufgabe der Erziehung.« Und diese Erziehung kann nur von Eltern kommen, die wissen, wie’s geht. Aber wenn wir selbst keine Umgangsformen haben, wird es uns schwer fallen, unserem Nachwuchs Pünktlichkeit, Fleiß, Anstand, Höflichkeit und Tisch manieren beizubringen. Aber wie sollen Kinder sonst lernen, dass man mit »Bitte«, »Danke« und »Entschuldigung« auch im späteren Leben oft mehr erreicht?
In Bremen gibt es aufgrund des familiären Erziehungsmangels seit Mitte 2003 verzweiflungshalber das Schulfach UBV, in dem Umgang, Benehmen und Verhalten trainiert werden. Auch das Saarland bemüht sich redlich und hält an Schulen Benimmunterricht ab. Dies gefällt nicht nur den vielen Lehrern, die mit Bücherstapeln auf dem Arm keuchend vor der Klassenzimmertür stehen, ohne dass die umstehenden Schüler auch nur einen Finger rühren. Laut einer Forsa-Umfrage für RTL sind sich mehr als die Hälfte der Deutschen einig, dass mehr Erziehung keinem schaden würde. Das ist gut, aber noch nicht gut genug.
Unsere Kinder kommen in den seltensten Fällen erziehungsre-sistent und doof auf die Welt. Wenn man einer neuseeländischen Studie glaubt, werden Kinder immer klüger und sind in der Lage, immer früher immer komplexere Zusammenhänge zu begreifen. Aber Neuseeland ist weit weg. Vielleicht ist in Deutschland das Ge genteil der Fall, und die Bewerber um die raren Ausbildungsplätze des Jahres 2020 werden an der folgenden Aufgabe im Bewerbungs test scheitern:
»Eine Henne braucht einen Tag, um zwei Eier auszubrüten. Wie viele Tage brauchen drei Hühner, um zwei Eier auszubrüten?«
Da der hoffnungsfrohe Azubi-Anwärter in seiner Kindheit nie Hühner beim Brüten beobachtet hat, wird er dann vielleicht sagen: »Na ja, also Dreisatz war noch nie meine Stärke« – oder er wird glückstrahlend antworten: »Anderthalb Tage!« Vielleicht wird er auch einfach die Ohrstöpsel von seinem iPod drinbehal-ten und sich später wundern, warum er den Job nicht bekommen hat.
»Zwar man zeuget viele Kinder,
Doch man denket nichts dabei,
Und die Kinder werden Sünder,
Wenn’s den Eltern einerlei.« Wilhelm Busch
Das könnte passieren. Aber es gibt auch den schlauen Nachwuchs. Es sind die Kinder, deren Eltern den Jugendwahn abgelegt haben und selbst so erwachsen geworden sind, dass sie bei der Erziehung kein Blatt vor den Mund nehmen. Die Kinder der Eltern, die auf gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung achten. Die Kin-der, die von ihren Eltern zwar mit den Medien vertraut gemacht werden, aber die auch ausreichend fernsehfrei haben. Die nicht nur Konsum gelernt haben, sondern auch mal eine Niederlage einste cken können.
Wenn diese Kinder erst einmal die Klippen moderner Namensgebung umschifft haben, sind sie aus dem Gröbsten schon raus. Die Babys Philip Morris und Kylie Cashew haben Pech ge-habt. Und ob die Idee von Nick Heidfeld, seinen Sohn Joda und seine Tochter Juni zu nennen, so glorios war, sei dahingestellt. Heidfeld ist ein Promi. Und Promis dürfen das. In anderen Fällen ist staatliche Kontrolle vonnöten und sinnvoll. Denn Doofe, die für ihre Sprösslinge dumme Namen aussuchen, wird es immer geben.
Nur für den Fall, dass Kinder heute tatsächlich tendenziell im mer schlauer werden, müssen wir als ihre Eltern so schlau sein, die-ses Potenzial nicht vor dem Fernseher oder der Playstation verküm mern zu lassen, sondern die Fähigkeiten unserer Kids zu fördern. Im besten Fall können sie dann eines Tages die Welt retten. Im schlechtesten Fall können sie uns wenigstens helfen, endlich den DVD-Rekorder zu programmieren.
Der Kid-O-Mat – zehn Tipps, wie Sie Ihr Kind so verziehen, dass es ein
Yuppie-Arschloch oder ein totaler Freak wird
Zeugung: Es ließ sich wohl nicht vermeiden, Sie waren bestimmt zu blöd, ein Kondom abzurollen. Oder wollten Sie etwa Nachwuchs?! Selbst schuld. Nutzen Sie die folgenden neun Monate dazu, sich auf Ihre neue Rolle vorzubereiten. Und denken Sie immer daran: Nur ein doofes Kind ist ein gutes Kind!
Namensgebung: Geben Sie Ihrem Kind einen klangvollen Namen. Sie können dabei ruhig fantasievoll zu Werke gehen – die Stan-desbeamten sind einiges gewöhnt. Und
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