Stefan Bonner und Anne Weiss
Ashley-Savanna, Jason-Anthony, Colleen-Maxime und Fabienne-Drosophila sind noch zu klein, um sich zu wehren. Auch bei Peter Alexander, Timot heus Bartholomäus Lothar Matthäus und James Bond ist keiner eingeschritten. Nur Mut!
Aufzucht in den ersten Jahren: Sprechen Sie so wenig wie möglich mit Ihrem Kind. Bei Schuleingangsprüfungen hat sich erwiesen, dass Kinder heute sprachärmer sind. Wir wollen doch nicht gleich die Statistik verderben. Wie soll sich Ihr Kind auch ver-ständlich machen, wenn es zu viele Wörter kennt? Das behin-dert die Kommunikation mit den Usern von Grunzlauten und Handzeichen. Sie wollen Ihrem Blag doch nicht die Zukunft vermasseln.
Ernährung: Um das Kampfgewicht zu erreichen, stopfen Sie Ihrem Purzelchen so viele Kalorien rein, dass es aufrecht sitzen kann, ohne sich abstützen zu müssen. Tiefkühlpizza, Chips und Sü ßigkeiten sind bei dieser Diät unsere Freunde.
Selbstinszenierung: Kaufen Sie Ihrem Kind modische Klamotten, genehmigen Sie das Arschgeweih-Tattoo und setzen Sie Ihren Liebling wirkungsvoll in Szene, indem Sie ihm einen eigenen Jingle entwerfen lassen, den er oder sie beim Eintritt ins Klassenzimmer oder bei jeder Wortmeldung abspielen kann. Orientieren Sie sich dabei zum Beispiel an der Telekom-Wiedererken- nungsmelodie. So werden die Popstars von morgen gemacht!
Fernsehen: Sie wollen, dass Ihre Kinder zu mündigen Bürgern erzogen werden? Das Fernsehen kann dabei Ihr Pate sein! Vielleicht haben Sie ja auch mal Lust, die Auswirkungen von Gewaltvi-deos und Ballerspielen im Heimversuch zu erproben? Treten Sie für dieses Experiment unbedingt einem Schützenverein bei und sorgen Sie dafür, dass der heimische Waffenschrank niemals ab geschlossen ist!
Konsum: Nur ein von den Eltern konsequent vorgelebtes Selbst-belohnungssystem macht Ihr Kind startklar für ein Leben im Luxus! Statt bei der Geburt einen Ansparplan fürs Studium ein-zurichten, sollten Sie schon mal ein Sümmchen zurücklegen, damit später die Schulden getilgt werden können. Wenn eine Konversation mit dem Kaufhausweihnachtsmann wie folgt ab läuft, haben Sie den Test bestanden:
Weihnachtsmann: »Was wünschst du dir denn zu Weihnachten, mein Kleiner?«
Junge: »Eine Shiatsu-Rückenmassage, eine Brustvergrößerung für mein Kindermädchen und den neuen Klingelton mit dem Sesamstraßen-Medley.«
Weihnachtsmann: »Du glaubst doch nicht wirklich, dass du das kriegst?«
Junge (lacht): »Nee, ich weiß schon, dass es keinen Klingelton von der Sesamstraße gibt. Wollt nur sehen, ob du aufgepasst hast.« Selbstbewusstsein: Schärfen Sie Ihrem Sprössling ein, dass nur die Kernfamilie recht hat. Alles, was sich außerhalb dieser bewegt, hat grundsätzlich eine schlechte
Ausbildung, schlechte Manieren oder schlechte Absichten. Dazu gehören vor allem die Mitarbeiter der diversen Bildungsinstitutionen, aber auch Nachbarn, die sich in der Mittagspause ein wenig Ruhe erbitten.
Wenn Sie all diese Ratschläge bereits beachtet haben: Herzlichen Glückwunsch! Sie haben mit Ihrer Familie Ihren ganz persönlichen Beitrag zum Untergang der Zivilisation geleistet. Ihr Kind wird wahrscheinlich so sehr unter Langeweile und Selbstüberschätzung leiden, dass ihm auch die eigene Intelligenz nichts anhaben kann.
Was kann uns und unsere Kinder und Kindeskinder und Kin deskinderkinder vor künftiger Dummheit bewahren? Wenn Sie wissen möchten, was wir Autoren darüber denken, lesen Sie unsere Gedanken auf den folgenden Seiten.
NACHWORT
Wie blöd sind wir denn nun wirklich? »Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich noch nicht sicher.«
Albert Einstein
E s war ein geiles Gefühl, als wir den letzten Punkt hinter den letzten Satz von Generation Doof gesetzt hatten und unserem Lektor das Manuskript auf den Schreibtisch legten. Nach mo natelanger Nacht-und Wochenendarbeit rückten endlich wieder heiße Club-Abende, sinnloses Betrinken und lethargische Fern-sehmarathons in greifbare Nähe. Nachdem wir so viel über Flatratesaufen geschrieben hatten, beschlossen wir, diesen Moment gebührend zu feiern – mit einer Pulle Sekt aus dem Supermarkt.
Dort holte uns das Thema, das uns über ein Jahr beschäftigt hatte, allerdings sofort wieder ein.
Von der Warteschlange an der Kasse aus hatten wir freien Blick auf den Pfandautomaten. Normalerweise eine eher unspektakuläre Aussicht, nur stand just in diesem Moment ein junger Mann an dem Hightech-Gerät. Er drückte bei jeder
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