Stefan Bonner und Anne Weiss
Zeitschriften mehr, die uns sagen, was als Notlüge im Vorstellungsgespräch erlaubt ist und was nicht.
Wir, die Angehörigen der Generation Doof, machen im Beruf so weiter, wie wir in der Schule angefangen haben: Kommste heut nich, kommste morgen. Und was du heute kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen. Trotzdem haben wir im besten Fall den einen oder anderen Posten ergattert. Aber dort benehmen wir uns tierisch daneben: entweder wie ein Faultier, ein Platzhirsch oder Elefant inmitten von Großmutters Lieblingskeramik.
KAPITEL 3
Beruf – Leistung ohne Leidenschaft
»Für einen richtigen Beruf bin ich zu doof.«
Adam Sandler
Jede Generation hat geistige Urväter. Die der Generation Doof heißen Stan Laurel und Oliver Hardy. Das Duo aus dem Dicken und dem Dünnen, dessen hochfliegende Pläne stets an der eigenen Dummheit scheitern, flimmerte schon über die Leinwand, lange bevor wir das Licht der Bildröhre erblickten.
Stans und Ollies Botschaft für ihre Nachfolger: Das Leben ist so, als würde man mit einer Packung roher Eier auf Bahnschienen Marathon laufen, während einem ständig Güterzüge entgegen kommen. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht.
Obwohl Filme wie Die Geldgierigen, Der zermürbende Kla-viertransport oder Das große Geschäft schon etliche Jahre auf dem Buckel haben, bekommt man auch heute noch einen recht guten Eindruck davon, wie Doofe arbeiten. Vieles von dem, was es da zu sehen gibt, lässt sich auf die Generation Doof übertragen. Eine Szene aus dem Film Dick und Doof als Schornsteinfeger verdeutlicht den Workflow aller Doofen damals wie heute:
Stan und Ollie sollen einen Kamin reinigen. Ollie macht sich auf dem Dach zu schaffen, Stan bearbeitet währenddessen unten im Wohnzimmer den offenen Kamin. Es qualmt, rußt und schep-pert.
Stan bemüht sich nach Leibeskräften, den Besen durch den Ka min zu schieben. Ollie wartet auf dem Dach verzweifelt darauf, dass die Kehrstange endlich bei ihm ankommt.
»Es geht nicht mehr weiter!«, ruft Stan weinerlich.
»Dann nimmst du eben noch ein Verlängerungsstück!« »Ich hab keins mehr …«
»Dann nimm eben irgendwas anderes, sonst werden wir überhaupt nicht fertig!«
Gesagt, getan. Stan holt die Jagdflinte des Hausherrn, steckt prüfend den Finger in den Lauf und funktioniert das Gewehr zur Verlängerung der Besenstange um.
»Hast du inzwischen was gefunden?«
»Ja, ich schieb es gleich hoch!«
»Gut!«
Nein – gar nicht gut. Stan schiebt, und natürlich geht die Flinte
los. Die Kugel fegt Ollie oben auf dem Dach den Hut vom Kopf und erledigt danach noch eine Wildgans, die auf ihrem Weg gen Mutter Erde durch den Schornstein fällt und vor Stans Füßen lan-det.
Ollie zerrt auf dem Dach stinksauer am Kehrbesen, der halbzer fetzt aus dem Schornstein ragt. Unten missdeutet Stan die Bewegung der Putzlatte als Aufforderung, ebenfalls zu ziehen, und pullt im rasanten Rückwärtsgang wie zehn Matrosen an der Großschot der Gorch Fock.
Er gewinnt das Tauziehen, und nur das Klavier am anderen Ende des Raumes kann ihn stoppen. Unter Stans Aufprall löst es sich klimpernd in seine Bestandteile auf. Ollies Kilos verlieren oben das Gleichgewicht, und er kommt wie der Weihnachtsmann durch den Kamin gerauscht.
Der Hausherr steht in einer Rußwolke und betrachtet die Trüm mer, die mal sein Wohnzimmer waren. »Ich befürchte, dass auf Sie der elektrische Stuhl wartet!«, sagt er mit säuerlicher Miene. Für Stan und Ollie bedeutet das: Wieder ein Scheißjob, wieder rausge-flogen – aber das Leben geht trotzdem weiter.
Als Kinder haben wir unzählige lustige Nachmittage mit Laurel und Hardy verbracht, die als Gelegenheitsarbeiter ständig wegen ihrer Unfähigkeit gefeuert werden. Was wir daraus hätten lernen sollen: Große Erwartungen und vollkommenes Deppentum ergeben eine explosive Mischung. Was wir daraus gelernt haben: Man kommt selbst dann über die Runden, wenn man sich so doof anstellt wie Rambo auf der Tupperware-Party.
Es ist eine angenehme Vorstellung, dass Arbeit stets ein Happyend hat, und dass das Leben, was unsere Unfähigkeit angeht, bei uns Doofen Milde statt Härte walten lässt. Daran glaubt man jedoch höchstens so lange, bis man selbst Geld verdienen muss. Wenn die Generation Doof nach der Verhätschelung durch die Eltern und ei ner langweiligen Ausbildung auf die Arbeitswelt trifft, stellen wir plötzlich fest, dass wir mehr mit Dick und Doof gemein haben, als uns lieb ist. Nicht nur, dass bei vielen von
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