Stefan Loose Reiseführer Thailand - Der Süden von Bangkok nach Penang (German Edition)
Wälder haben sich an das Leben im Salzwasser angepasst. Die Bäume finden mit Stelzwurzeln Halt im Schlick und Schlamm der Gezeitenzone. Häufig bilden sich vor den Mangroven Sandbänke im Meer, wodurch die Sümpfe verlanden. Wo Mangroven abgeholzt wurden, wachsen Nipapalmen
(Nypa fruticans),
deren Palmwedel zum Dachdecken und für Matten verwendet werden und aus deren Früchten eine Art Bier für den Eigenbedarf gebraut wird. Innerhalb eines halben Jahrhunderts ist die Hälfte aller Mangrovenwälder Thailands zu Holzkohle verarbeitet oder für Bauprojekte abgeholzt worden. Zunehmend belastet die Anlage von Shrimp- und Fischfarmen das Ökosystem der Küste. Das Gleichgewicht wird nachhaltig gestört, und der Ufersaum ist schutzlos der Meeresbrandung ausgesetzt.
Tiere
Im Übergangsbereich zwischen dem kontinentalen Hochland im Norden und der tropischen Malaiischen Halbinsel verfügt das Land über eine besonders artenreiche Fauna. Obwohl seit 1961 zum Schutz der Tiere immer mehr Wälder unter Naturschutz gestellt werden, sind 37 Saugetierartenvon der Ausrottung bedroht, vor allem Großtiere. Tapir, Leopard und Tiger sind nur noch in kleineren Populationen vorhanden, und man bekommt sie in den seltensten Fällen zu Gesicht. Neben der Jagd und dem illegalen Tierfang wurde durch das Abholzen der Wälder der Lebensraum der Tiere stark eingeengt. Auch die Meeresfauna ist durch die gnadenlose Überfischung und Wasserverschmutzung massiv gefährdet.
Säugetiere
Die Monsunwälder sind der Lebensraum der Hirsche, des Sambar
(Cervus unicolor),
eines dunkelbraunen, verhältnismäßig großen Tiers, und des Schweinshirsches
(Axis porcinus).
Immer seltener sind in den letzten Jahren das Wildrind Banteng
(Bos javanicus)
und Gibbons zu sehen. Häufig hört und sieht man dagegen Makaken. Junge, männliche Tiere einer rotbraunen Makakenart mit kurzem Schwanz werden in den Dörfern (z. B. auf Ko Samui) bei der Kokosnussernte eingesetzt.
Im immergrünen Regenwald sind relativ häufig sogenannte Gleiter (fliegende Säugetiere) zu sehen. Der größte unter ihnen, das Riesenflughörnchen , erreicht ausgestreckt eine Länge von knapp 1 m, wobei der Rumpf etwa 50 cm lang ist. Daneben gibt es Flattermakis
(flying lemur),
die zur Familie der Halbaffen gehören und etwa die Größe einer Hauskatze erreichen.
In vielen dunklen Höhlen leben Schwärme von bis zu mehreren Millionen Fledermäusen, die abends fast gleichzeitig aufbrechen, um auf Insektenfang zu gehen oder sich an reifen Früchten gütlich zu tun. Die Hummelfledermaus
(Craseonycteris thonglongyai),
die erst 1973 entdeckt wurde, gilt als das kleinste Säugetier der Welt: Sie wiegt nur 1,5–2 g.
Amphibien und Reptilien
Thailands Gewässer sind die Heimat zahlloser Fische und Frösche, Schildkröten und Krokodile. Das bis zu 10 m lange Leistenkrokodil ist ebenso wie das kleine Siamesische Krokodil zumeist nur in Krokodilfarmen zu sehen.
Unter den mehr als 100 Schlangenarten Thailands gibt es 16 giftige, aber nur sechs, deren Biss tödlich sein kann: Königskobra
(Naja hannah),
Kobra
(Naja naja),
Russel’s Viper
(Vipera russelli).
Gestreifte Krait
(Bungarus fasciatus),
Malaiische Viper
(Ancistrodon rhodostoma)
und Grüne Pit Viper
(Trimeresurus popeorum)
sowieeinige Arten von Seeschlangen. Während die Kobra beim Biss ein Nervengift überträgt, wirkt das Gift der Vipern auf Blut und Blutgefäße.
Der Gummibaum
(Hevea brasiliensis)
Er war ursprünglich am Amazonas beheimatet und hatte den Kautschukbaronen der brasilianischen Urwaldstadt Manaus einen beispiellosen Boom beschert. Um das Monopol zu schützen, war die Ausfuhr der wild wachsenden Pflanze bei Todesstrafe verboten. Dennoch kamen 70 000 Samen 1876 auf dunklem Wege nach London, wo sie im Kew Garden Früchte trugen, die den Grundstein von Malaysias Kautschukindustrie bildeten. Henry Nicholas Ridley, Leiter der Forstverwaltung des Straits Settlements und des Botanischen Gartens in Singapur, führte viele Experimente durch, entwickelte eine neue Zapfmethode und propagierte den Plantagenanbau des Gummibaums unter den britischen Pflanzern. 1896 entstanden die ersten Kautschukplantagen, und schon bald hatte der billigere Malaya-Kautschuk den brasilianischen vom Weltmarkt verdrängt.
Vor allem Dunlops Erfindung des pneumatischen Fahrradreifens und die Einführung der Fließbandproduktion in der Automobilindustrie durch Henry Ford ließen den Bedarf an Naturkautschuk in die Höhe schnellen, sodass in Gebieten mit
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