Steh dir nicht im Weg
darüber schweigen sich die meisten Autoren aus. Jeder, der schon einmal versucht hat, seine Denkmuster zu verändern, wird wissen, dass das nichts ist, was einfach per Willensbeschluss funktioniert. Die Denkmuster scheinen schneller zu sein als der eigene Wille, und ehe man sich versieht, spurt man wieder auf den alten Gleisen. Natürlich macht man häufig die Erfahrung, dass das eigene Denken sich verändert, die Einschätzungen und Einstellungen andere werden. Das kann sogar manchmal sehr plötzlich geschehen, beispielsweise aufgrund eines einschneidenden Erlebnisses, das einem die Augen öffnet, einer Erkenntnis, »dass es einem wie Schuppen von den Augen fällt«, einer Begegnung, die neue Horizonte eröffnet. Oder man erlebt, wie sich durch die Erziehung, die das Leben uns allen angedeihen lässt, oder durch den wachsenden Erfahrungsschatz das eigene Denken im |12| Laufe der Jahre verändert. Aber: Dass das Denken sich im Lauf eines Lebens wandelt, heißt nicht zwingend, dass es sich zum
Positiven
hin ändert.
Es soll dahingestellt bleiben, ob ausgerechnet wir Deutschen solche Weltmeister im pessimistischen Denken sind, wie man das fast täglich explizit oder implizit in den Zeitungen lesen oder in den Nachrichten hören kann. Doch dass diese Tendenz zum negativen Denken vorhanden ist, lässt sich nicht leugnen. Wie krank machend die Ausbreitung pessimistischer Denkstrukturen ist, lässt sich an neuen Statistiken erkennen, die eine gewaltige Zunahme depressiver psychischer Störungen zeigen. Die großen Krankenkassen haben dazu in jüngster Zeit Studien durchgeführt, die alarmierende Zahlen liefern: So berichtet beispielsweise die DAK, dass inzwischen fast 10 Prozent der Fehltage bei den Berufstätigen auf psychische Erkrankungen zurückgehen – das ist ein Anstieg um 70 Prozent seit 1997 (
DAK-Magazin
Heft 3/2005).
Im Jahr 2000 kam eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) vorgelegte Studie zu der Erkenntnis, dass allein in Europa 37 Millionen Menschen an beschäftigungsbedingten Depressionen leiden. Nun mag man sagen, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei »beschäftigungsbedingt« doch sozusagen von außen kommend und könne nicht auf negative oder destruktive Denkmuster zurückgeführt werden. Und doch gibt es da einen Zusammenhang, denn wer auf äußere Schwierigkeiten mit Ängsten, Mutlosigkeit, Stress oder Depressionen reagiert, tut das aufgrund seiner Denkmuster. Das Gefühl von Hilflosigkeit, das sich durch destruktive Denkmuster entwickelt, führt zu Zuständen von Lähmung. Dabei entsteht schnell ein Teufelskreis, denn wer angesichts seiner Probleme in mutlose, deprimierte Tatenlosigkeit verfällt, statt sie zu lösen, wird sich bald noch viel größeren Problemen gegenübersehen.
Die Aufforderung, nun endlich anders zu denken, ist unter diesem Gesichtspunkt also nur allzu verständlich. Dass sie zum Teil von den falschen Leuten am nachdrücklichsten vorgebracht wird, |13| soll nicht das Thema sein. In diesem Buch geht es um das Individuum und seine Möglichkeiten, das Leben zu seiner größeren Zufriedenheit zu bewältigen. Dabei geht es nicht nur um den Beruf: Negative Denkmuster spielen in unseren Augen in sämtlichen Lebensbereichen eine entscheidende Rolle, Liebesbeziehungen werden genauso dadurch beeinträchtigt wie familiäre Beziehungen oder Freundschaften. Doch welche Möglichkeiten haben Sie und ich, das eigene (Gefühls-)Leben selbst zu gestalten, Schwierigkeiten anzupacken, innere Blockaden zu überwinden, lang eingespielte Denk- und Erklärungsmuster zu verändern? Im Prinzip jede Menge! Doch in der Praxis fühlt man sich oft hilflos. Nicht nur, dass man den Eindruck hat, keinerlei Einfluss auf die äußeren Ereignisse nehmen zu können, man ärgert sich oft über sich selbst, weil mal wieder »der Gaul mit einem durchging«, weil man sich etwas nicht zugetraut hat, weshalb ein anderer mit der Siegespalme davonging, weil man den Partner angeblafft hat, statt ihn liebevoll in den Arm zu nehmen, weil man sich einem mörderischen Stress aussetzt und so weiter.
Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der für die Abschaffung der negativen Gedanken spricht: Wohl noch kein Mensch hat es bereut, dass es ihm gut ging und er glücklich und beschwingt war, auch wenn hinterher die Zeiten wieder schwerer geworden sind. Aber wenn etwas nicht so lief, wie man es wollte, man niedergedrückt, hoffnungslos oder verzweifelt war – hat man sich
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