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Steh dir nicht im Weg

Titel: Steh dir nicht im Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dehner , Ulrich Dehner
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mit meinen Stärken beschäftige. Fünfzehn Bewerbungen habe ich bisher geschrieben, aber das ist eigentlich noch nicht viel. Ich habe jedenfalls nicht damit gerechnet, dass es so schnell etwas wird.«

    Drei Monate später hat Robert insgesamt zehn Bewerbungen geschrieben, die zu keinem Erfolg geführt haben. Er hat innerlich aufgegeben und sich darauf eingestellt, dass es für ihn vorbei ist mit der Karriere. Er schreibt keine Bewerbungen mehr, denn weitere Ablehnungen verkraften zu müssen, will er nicht in Kauf nehmen. Er hat auch eine ganz gute Entschuldigung dafür, denn seine Gesundheit ist nicht mehr die beste: Er leidet zunehmend unter Magenproblemen und fühlt sich oft erschöpft.
    Max hat in derselben Zeit vierzig Bewerbungen geschrieben. Er hat ebenfalls jede Menge Ablehnungen kassiert, doch jetzt hat er zwei Gespräche vor sich, die ganz verheißungsvoll klingen. Das Bewerbungs-Coaching hat er abgeschlossen und hat den Eindruck, viel Wichtiges dabei gelernt zu haben. Er ist voller Energie und fühlt sich insgesamt gut.

    Wie Sie gesehen haben, sind die Ausgangsbedingungen und die Zukunftsaussichten bei Max die gleichen wie bei Robert. Trotzdem geht es dem einen verhältnismäßig gut und dem anderen verhältnismäßig schlecht. Man kann sich leicht ausrechnen, wer von den beiden wohl die besseren Chancen hat, wieder einen guten Job zu finden. Wie kommen solche Unterschiede zustande? Wieso ist Max zu einer ganz anderen Vorgehensweise in der Lage als Robert? Was bringt ihn dazu, so ganz anders mit einem Problem umzugehen als sein Kollege?
    Vielleicht haben Sie das ja auch schon erlebt, bei sich selbst oder bei Menschen, die Sie kennen: In der gleichen Situation sind die einen |20| unverzagt und geben die Hoffnung nicht auf, während die anderen schnell allen Mut verlieren und deswegen auch gar nichts mehr unternehmen. Meist wird das dann damit begründet, dass sich der ganze Aufwand doch gar nicht lohne: »Das kostet nur Kraft und Zeit, die Energie kann man sich sparen.«
    Dabei wird aber leider übersehen, dass diese Art des »Energiesparens« sehr schnell in die Hoffnungslosigkeit führt und damit in etwas, was die Psychologen »erlernte Hilflosigkeit« nennen (über die wir im nächsten Kapitel ab Seite 55 noch ausführlicher sprechen). Damit fühlt man sich erstens nicht wohl, weil man nämlich keineswegs mehr, sondern sehr viel weniger Energie hat, und zweitens ist man in diesem Zustand nicht mehr so handlungsfähig – was ebenfalls eher zu Gefühlen von Niedergeschlagenheit, Mutlosigkeit bis hin zur Verzweiflung führt. Diese psychische Belastung kann sogar die körperliche Gesundheit angreifen, was sich dann wiederum negativ auf die gesamte Disposition eines Menschen auswirkt, und so ist man in einem Teufelskreis gefangen, dem man ohne fremde Hilfe kaum entkommt. Dabei fängt alles, wie Sie in diesem Buch noch sehen werden, ganz einfach an: Nämlich mit den falschen Denkstrategien.
    Die spielen auch bei einem anderen der häufigsten Phänomene unserer Zeit eine große Rolle: nämlich bei Stress. Stress ist allgegenwärtig, Stress kennt jeder. Vielleicht haben Sie aber auch schon einmal die Erfahrung gemacht, die im folgenden Beispiel geschildert wird, dass Sie eine Situation ganz locker bewältigen, die für einen anderen mit höchster Anspannung verbunden ist. Oder umgekehrt, jemand scheint sogar Spaß zu haben bei etwas, das für Sie Stress pur ist.

    Beispiel: Marianne Uhland und Gabi Schmidt arbeiten als Kundenbetreuerinnen bei einer Firma, die gerade gravierende Qualitätsprobleme mit einem neuen Produkt hat. Täglich sind sie mit aufgebrachten Kunden konfrontiert, die sich zum Teil lautstark und verärgert beschweren, besonders wenn man ihnen klarmachen muss, dass es gar nicht so einfach sein wird, die Reklamation zu bearbeiten, weil |21| sich das Problem nicht so schnell abstellen lassen wird. Seit drei Wochen geht das schon so, und da der Zulieferer erst in etwa zwei Wochen in der Lage sein wird, die benötigten Ersatzteile zu liefern, wird es auch noch eine ganze Weile so weitergehen.
    Gabi hat gerade ein solches »Kundengespräch« hinter sich – es hatte mehr den Anschein eines handfesten Streits und war für beide Beteiligten sehr unerfreulich. Bei einer Zigarette versucht sie, ihre aufgebrachten Nerven wieder zu beruhigen. Marianne, die das Verhalten ihrer Kollegin schon seit einer Weile besorgt beobachtet, fragt sie: »Sag mal, was ist eigentlich los mit dir? Du wirkst vollkommen

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