Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Steh dir nicht im Weg

Titel: Steh dir nicht im Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Dehner , Ulrich Dehner
Vom Netzwerk:
entnervt und stehst dermaßen unter Dampf. Man traut sich ja kaum, das Wort an dich zu richten!«
    Gabi antwortet: »Na, das ist doch auch furchtbar. Wir haben seit vier Wochen nichts als Ärger. Jeder, der kommt, will nur schimpfen und sich beschweren. Ich kann es bald nicht mehr hören! Ich bin doch für den elenden Fehler nicht verantwortlich. Aber die tun alle so, als sei es nur meine Schuld und nur meinem bösen Willen zuzuschreiben, dass ihr blödes Gerät nicht augenblicklich in Ordnung kommt. Alle hacken auf mir rum – jeder lädt seine Wut bei mir ab. Ich kann das nicht, mit so etwas umzugehen liegt mir absolut nicht. Und dafür bin ich, nebenbei bemerkt, auch nicht eingestellt worden. Ich kann nachts schon gar nicht mehr richtig schlafen, so sehr wühlt mich das auf. Vorgestern war ich wegen der Schlafprobleme beim Arzt. Der hat gesagt, ich hätte zu viel Stress, den müsste ich abbauen. Ich wäre ihm am liebsten ins Gesicht gesprungen. Und dazu die ewige Unordnung und das Geschrei der Kinder zu Hause, wir giften uns bald nur noch an. Am Sonntag habe ich deswegen mit meinem Mann gestritten. Er meint, ich solle nicht so ungeduldig mit den Kindern sein. Die paar Spielsachen, die herumliegen, seien doch nicht so schlimm! Ha, ich bin ja auch die Einzige, die immerzu alles aufräumt! Daheim nichts als Ärger und hier nichts als Ärger – irgendwann ist es einfach zu viel.«
    Marianne versteht gar nicht so recht, was ihrer Kollegin dabei so zu schaffen macht: »Es stimmt schon, die Reklamationen haben in |22| letzter Zeit zugenommen – aber das sind doch höchstens ein Viertel unserer Kunden. Und außerdem ist das doch in zwei Wochen sowieso vorbei, wenn das Ersatzteil endlich da ist.«
    Diese unbeschwerte Haltung ist für Gabi wiederum nicht nachvollziehbar: »Na, du hast gut reden. Aber die Schwierigen, die so richtig unangenehm werden, habe ohnehin immer ich. Allerdings kannst du auch irgendwie besser mit den Leuten umgehen. Da beruhigen sie sich schneller. Ich kriege eben einfach nichts gebacken. Die Kinder sind nervtötend, mit meinem Mann gibt es dauernd Streit und im Geschäft bringe ich es auch nicht!«
    Marianne versucht, sie zu trösten: »Na ja, ein paar schwierige Kunden hatte ich ja auch. Das ist schon sehr lästig. Aber ich sage mir dann immer, dass die wohl gerade sehr schräg drauf sind. Du nimmst dir das einfach zu sehr zu Herzen.« Viel mehr als einen skeptischen Blick und einen tiefen Seufzer bewirkt sie bei Gabi damit allerdings nicht.

22
    28
    22
    28
    false
Nicht die Situation erzeugt die Gefühle, sondern wie wir darüber denken
    Wie würde es Ihnen in einer solchen Situation gehen? Würde ein schwieriger Kunde, der Sie aus Unzufriedenheit über ein Produkt beschimpft, für das Sie doch gar nichts können, Ihren Ärger auslösen? Kämen Sie in Stress, wenn das zum dritten, vierten, fünften Mal an einem Tag passiert? Und wenn es so wäre, dass Sie ebenso wie Gabi an Stress-Symptomen litten, würden Sie glauben, dass das an der schwierigen Situation liegt?
    Mit dieser Überzeugung befänden Sie sich im Einklang mit dem, was die allermeisten Menschen glauben – dass gefühlsmäßige Reaktionen jeder Art aus der jeweiligen Situation entstehen: Weil ich so viele schwierige Gespräche führen muss, habe ich Stress. Weil ich so viele Absagen auf meine Bewerbungen bekomme, fühle ich mich niedergeschlagen. Ich fühle mich so schlecht, dass ich gar |23| nicht mehr zur Arbeit gehen, gar keine Bewerbungen mehr schreiben will.
    Aber nur, weil die meisten Menschen etwas glauben, muss es noch nicht richtig sein. Schon die alten Griechen – jedenfalls die Weisen unter ihnen – haben erkannt, dass es nicht die Situation ist, die unsere Gefühle erzeugt, sondern das, was wir über diese Situation denken. Sonst müsste ja die gleiche Situation bei allen Beteiligten die gleichen Gefühle auslösen. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall. Dass jeder unterschiedlich auf die gleiche Situation reagiert, liegt folglich an den unterschiedlichen Denkstrategien, mit denen Menschen ihre Erlebnisse bewältigen. Bei der Check-your-Mind-Methode geht es unter anderem darum, die eigenen Denkstrategien, kennen zu lernen, um sie, wenn sie sich als untauglich oder wenig zufrieden stellend erweisen sollten, zu verändern.
    Wie Sie Ihre eigenen Denkstrategien erkennen
    Sie sollten sofort damit beginnen, sich mit Ihren Denkstrategien vertraut zu machen. Je besser Sie sich selbst kennen lernen, desto leichter fällt es

Weitere Kostenlose Bücher