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Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Maria Profitlich
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Pädagogisch scheinen die hier ziemlich auf einer Linie zu sein.
    Im weiteren Verlauf der Stunde lernen wir Grammatik. Den Unterschied zwischen Perfekt und Plusquamperfekt. Wir sollen Beispiele nennen. Zeige auf.
    »Perfekt: Ich habe eine Ohrfeige bekommen. Plusquamperfekt: Ich hatte eine Ohrfeige bekommen.«
    Tattenberg schielt mich an und kommt langsam auf mich zu.
    »Fleißig, fleißig, der gute Markus. Dann wird er uns sicher auch Futur zwei benennen können.«
    Kann er nicht. Tattenberg erklärt es ihm.
    »Du wirst eine Ohrfeige bekommen haben!«
    PANG! Dritte Ohrfeige.
    Lege keinen Wert mehr auf Tattenbergs bildhaften Unterricht und halte im weiteren Verlauf der Stunde den Mund.

    In der großen Pause frage ich meine Mitschüler, ob die Lehrer hier alle so schlimm sind. Wieso, die wären doch gar nicht schlimm. Richtig schlimm wäre nur der Direx. Aber bei dem hätte unsere Klasse Gott sei Dank keinen Unterricht.
    Dritte Stunde. Mathematik bei Frau Salaki, deren Körper mich unweigerlich an eine Birne erinnert. Diesmal setz ich mich in die erste Reihe. Der Trick scheint zu klappen, denn Frau Salaki nimmt keinerlei Notiz von mir. Sie verteilt Zettel mit einer Aufgabe, die wir lösen sollen. Dann setzt sie sich an ihren Tisch und liest. Ich schaue auf meinen Zettel. »Konstruiere eine Parabel mit der Funktion y = 2x 2 .« Aha. Drehe den Zettel um. Nirgendwofindet sich ein Hinweis, wie man diese Aufgabe lösen könnte. Ich dachte immer, man geht in die Schule, um etwas zu lernen und nicht um zu zeigen, was man schon kann. Male irgendeine Kurve auf den Zettel und vertreibe mir die restliche Zeit, indem ich den Kugelschreiber auf und zu drehe. Irgendwann dreh ich ihn ein bisschen zu stark auf. Die Mine springt raus und knallt – einen wunderbaren Parabelflug beschreibend – direkt gegen die Stirn von Frau Salaki. Dort hinterlässt die Mine einen gut sichtbaren Punkt (x). Mache mich auf die gewohnte Ohrfeige gefasst, doch Frau Salaki bittet mich mit einem süffisanten Lächeln an die Tafel. Ich sei ja offensichtlich schon fertig und könnte die Aufgabe doch mal an der Tafel lösen. Dann liest sie weiter. Noch mal Glück gehabt.
    Gehe zur Tafel und klappe sie auf. Vor kurzem muss hier wohl Kunstunterricht gewesen sein, denn von der Tafel guckt mich die Zeichnung einer dicken Frau an. Einer nackten dicken Frau. Nicht besonders schön. Wohl moderne Kunst wie bei Picasso. Nur, dass man bei Picasso nie weiß, wen er denn da gemalt hat. Bei diesem Kunstwerk hier weiß man es sofort, denn der Körper der Frau hat die Form einer Birne. Außerdem steht es in dicken Lettern direkt darüber. »Frau Salaki«. Und dann steht da noch »ist eine dicke Kuh«. In der Klasse kichern ein paar. Frau Salaki bittet um Ruhe. Sie weiß noch nicht, dass sie als Modell eines unbekannten Aktmalers herhalten musste, und meine innere Stimme sagt mir, dass es besser wäre, wenn das so bliebe. Suche einen Schwamm, um das Kunstwerk wegzuwischen. Kein Schwamm in Sicht. Frau Salaki fragt, ohne von ihrem Buch aufzusehen, ob ich Fortschritte mache.
    »Ja, aber ich brauch noch ein bisschen Zeit für die ähm ... Berechnung der Kurven.«
    Lautes Gelächter. Verdammt, warum ist hier kein Schwamm? Wenn ich das Bild schon nicht wegwischen kann, dann muss ich es wenigstens so verändern, dass Frau Salaki sich nicht erkennt.Beginne mit meiner Retusche am Kopf der gemalten Frau und setze zunächst einen Punkt auf ihre Stirn. Gekichere aus der Klasse. Will gerade einen großen Bogen zeichnen, als sich die Tür öffnet und Mister Oldfield zusammen mit einem anderen Mann hereinkommt. Augenblicklich verstummt die Kicherei. Die Klasse steht artig auf. Frau Salaki steht auf. Mister Oldfield schaut auf die Tafel. Der Mann schaut auf die Tafel. Frau Salaki schaut auf die Tafel. Ich schaue auf die Tafel. Bin komplett versteinert. Die Kreide in meiner Hand drückt immer noch den Punkt auf die Stirn des Aktes. Der Mann schaut abwechselnd zwischen dem Punkt auf der Tafel und dem Punkt auf Frau Salakis Stirn hin und her. Um die Situation etwas aufzulockern, stell ich mich vor.
    »Hello, my name is Marcus Mariah Profitlick.«
    Dann schau ich den fremden Mann an.
    »What is your name?«
    Frau Salaki antwortet für den Mann.
    »Das ist Oberstudienrat Meurer. Der Direktor der Schule.«
    Schaue Meurer an.
    »Ähm ... how do you do?«
    In der vierten und fünften Stunde hat unsere Klasse Geschichte und Erdkunde. Ich nicht, denn ich sitze in der vierten und fünften Stunde im

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