Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Maria Profitlich
Vom Netzwerk:
Duschkopf. Halte mir das Ding ins Gesicht und drehe den Hahn voll auf. Wenn ich etwas ruhiger geblieben wäre, hätte ich jetzt gehört, wie der Durchlauferhitzer anspringt. Hab ich aber nicht.Heißes Wasser spritzt mir ins Gesicht und ich erfahre ein beeindruckendes Déjà-vu meines eben durchlittenen Hummererlebnisses. Die Verkrampfung meines Zwerchfells löst sich und ich kann endlich schreien. Mama kommt aufgeregt an die Tür. Rein kommt sie nicht, hab ja abgeschlossen. Sie sagt, ich soll mich nicht aufregen, sie würde den Nachbarn fragen, ob er die Tür öffnen kann. Versuche, selber die Tür zu öffnen, und taste blind nach dem Schlüssel, der natürlich runterfällt. Bücke mich, um ihn auf dem Boden zu suchen, und stoße mir dabei den Handtuchhalter ins rechte Auge. Ich kann nicht mehr und stütze mich mit der linken Hand auf dem Toilettendeckel ab. Im selben Moment weiß ich, wieso Mama immer darauf besteht, nach dem Pinkeln den Deckel runterzuklappen. Lasse mich auf den Boden sinken und will losheulen, als sich meine knoblauchbefeuerte Verdauung meldet. Hektisch taste ich nach der Toilettenschüssel. Finde sie. Diesmal mit meiner rechten Hand. Gerade noch rechtzeitig kann ich mich meiner Hose entledigen, setze mich auf die Schüssel und lasse meiner Verdauung ihren Lauf. Kurz darauf höre ich, wie die Tür aufgebrochen wird. Ich höre Mama und den Nachbarn. Sehen kann ich sie nicht. Ist auch besser so, denn ich möchte gar nicht wissen, wie sie auf meinen Anblick reagieren. Launisch hin oder her: Ich fange hemmungslos an zu heulen. Warum kann man nicht nach der Pubertät geboren werden?

17. FKK

17. Juli 1976
    Peter hat ein neues Hobby. FKK. Peter ist sehr erfahren. Jedenfalls hat er viele FKK-Hefte unterm Bett. Ich finde FKK doof, aber Peter sagt, FKK kostet nichts und man lernt interessante Menschen kennen. Vor allem Frauen. Finde FKK plötzlich sehr interessant. Der einzige Nachteil ist, dass man sich dabei ausziehen muss. Frage ihn, ob man FKK nicht auch angezogen machen kann. Peter verneint. Er muss es wissen. Er ist der Profi. Er hat die Hefte. Beschließe, langsam anzufangen und erst mal zu üben. Mittags eröffnen wir unseren eigenen FKK-Übungs-Strand. Auf dem elterlichen Balkon.
18. Juli 1976
    Heftiger Sonnenbrand. Vor allem an Stellen, die sonst eher im Schatten liegen. Habe das Gefühl, Igel zu pinkeln. Aus Not tunke ich mein bestes Stück in Mamas Mouson-Creme-Dose. Es wirkt. Bin begeistert. Mama weniger.
19. Juli 1976
    Die Nachbarn wollen keinen FKK-Übungs-Strand mehr auf unserem Balkon. Wir haben auch genug geübt und gehen ans Ufer der Sieg. Erste Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses.
20. Juli 1976
    Finden stromabwärts einen anderen Platz. An einem Bootsanleger. Hier sieht uns keiner. Bis 15 Uhr. Dann legt der Frauenachter des Damenruderclubs an. Peter hat nicht gelogen. Man lernt tatsächlich Frauen kennen. Zweite Anzeige.
21. Juli 1976
    Versuchen es an einer anderen Stelle der Sieg. Diesmal klappt es. Keiner stört uns. Keine Anzeige. Wir haben es geschafft! Wir FKKen wie verrückt und baden den ganzen Tag. Irgendwann verliert Peter seine Adiletten im Fluss. Peter liebt seine Adiletten, also schwimmen wir hinterher, um sie zu retten. Natürlich nackt. Macht aber nix, denn als FKK-Profis wissen wir, dass man uns im Wasser nicht sieht. Wir schwimmen lange. Sehr lange. Aber dann haben wir sie! Das war leicht. Wir sind glücklich und wollen zurückschwimmen. Das ist nicht leicht. Die Strömung ist zu stark. Müssen auf den Landweg ausweichen und kommen an einem Ausflugslokal vorbei. Peter lacht. Er kann ja auch seine Adiletten vor seine Pracht halten. Ich lache nicht so, denn ich habe keine Adiletten. Am wenigsten lachen die Gäste auf der Terrasse des Ausflugslokals. Dritte Anzeige. FKK ist ein teures Hobby. Das Geld, das man an Klamotten spart, wird man durch Geldstrafen wieder los.

18. Red Devil
1. August 1976
    Brauche einen neuen fahrbaren Untersatz. Am liebsten ein Mofa. Rede mit Mama. Sie versteht mich nicht. Ich hätte doch so ein schönes Klapprad. Und ich hätte es doch so liebevoll umgebaut. Mit Hochlenker, Bananensattel und Sturmklingel. Wie ein echtes Bonanzarad. Ich will mit sechzehn aber kein Bonanzarad mehr fahren. Erst recht keins, das nur so tut, als wäre es ein Bonanzarad. In meinem Alter Fahrrad zu fahren ist einfach unzeitgemäß und verschleißt die Gelenke. Meine, vor allem aber die des Klapprads. Denn ich wiege mittlerweile stolze neunzig Kilo. Mama

Weitere Kostenlose Bücher