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Stehaufmaennchen

Stehaufmaennchen

Titel: Stehaufmaennchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Maria Profitlich
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das meiner sei. Ich brülle zurück. Die Konversation erweist sich als schwierig. Bis Wrigley Zitrone das Handtuch wirft, sich auflöst und der Motor mangels Sprit abstirbt. Ich bedanke mich für meinen Auspuff und schiebe die restliche Strecke, bis ich zuhause bin. Abends falle ich glücklich ins Bett und träume von Easy Rider.
10. August 1976
    Wieder bei Ingo. Den Tank reklamieren. Ingo ist nicht da. Will gerade gehen, als ich fast mit einem Muskelprotz zusammenstoße. Auch Besuch für Ingo. Auch wegen einer Mobylette. Blau, ohne Sattel. Der Muskelprotz will sie endlich wiederhaben. Sonst macht er Kleinholz aus Ingo. Und ich soll nicht so blöd glotzen, sonst krieg ich auch ein paar, und endlich verduften. Natürlich würde ich Muskelprotz gerne erzählen, dass seine Mobylette jetzt bei mir steht. Er hätte bestimmt Verständnis. Aber wenn er will, dass ich verdufte, tue ich eben, was er von mir verlangt. Denn ich bin ein höflicher Mensch. Außerdem hab ich das Mofa ja bezahlt. Auf dem Rückweg kauf ich Isolierband für das Loch im Tank. Zur Sicherheit. Und roten Lack. Auch zur Sicherheit.
11. August 1976
    Meine blaue Mobylette ist jetzt rot und heißt Red Devil. Seit heute verfügt sie über den Luxus eines dichten Tanks, einesmontierten Auspuffs und sogar eines Sattels. Eines Bananensattels. Den von meinem Klapprad. Die Optik stimmt schon mal. Nur die inneren Werte brauchen noch eine kundige Hand.
    Zusammen mit Peter arbeite ich mich in die Materie ein. Zunächst bekommt Red Devil ein anderes Ritzel. Bergab macht sie damit locker zehn »Stuckis« mehr. Super! Dafür bleibt sie bergauf stehen. Keine guten Voraussetzungen für einen Höllenritt durch das Bergische Land. Peter meint, da muss mehr Dampf rein, und schlägt einen Vergaserwechsel vor. Tatsächlich! Auf der Probefahrt geht der Tacho fast bis zum Anschlag. Will bremsen, da fällt mir ein, dass ich die Bremsen noch nie benutzt habe. Bei der Urgewalt des Motors reichten bis jetzt immer die Füße. Die Bremsen scheinen wegen der Konkurrenz meiner Füße beleidigt zu sein, denn sie verweigern jede Zusammenarbeit. Versuche, mit den Füßen zu bremsen, und verfluche meine Jesuslatschen. Zum Glück kommt der dicke Herr Kirsch von der Metzgerei um die Ecke. Mir schießt durch den Kopf, dass die Autoindustrie mit dicken Prallsäcken experimentiert, um den Aufprall zu mildern. Herr Kirsch erweist sich als perfekt für diesen Zweck. Ohne es zu wissen wird er zum ersten Airbag Siegburgs.
12. August 1976
    Peter und ich stellen die Bremsen ein. Mit Erfolg. Sie funktionieren gut. Sogar sehr gut. Bei der leisesten Berührung des Bremshebels blockiert sofort das Vorderrad. Bei der Probefahrt mache ich einen Salto und pralle mit Herrn Kirsch zusammen.
13. August 1976
    Habe keine Lust mehr auf Saltos und lege die Bremsen still. Man muss im Straßenverkehr auch an die Sicherheit denken. Deswegen habe ich auch drei Halogenscheinwerfer besorgt. Jeweils sechzig Watt. Flutlicht. Damit mich Herr Kirsch in Zukunft bessersieht. Ich montiere die Scheinwerfer und betrachte stolz mein Werk. Sehen cool aus. Fast wie bei einer Harley. Nur leuchten tun sie nicht. Vielleicht ist es ja draußen zu hell, um das Flutlicht zu sehen. Ich wuchte Red Devil in mein Zimmer und lasse den Motor an. Immer noch nix. Schließe die Fenster und ziehe die Vorhänge zu. Endlich! Ein kaum wahrnehmbares Glimmen zeugt von der einwandfreien Funktion der Scheinwerfer. Aber Flutlicht ist irgendwie anders. Gebe mehr Gas, doch das Glimmen wird dunkler. Dann seh ich überhaupt nichts mehr. Taste mich durch Abgasschwaden Richtung Fenster. Kurz bevor ich umkippe, kann ich das Fenster öffnen. Erst dann kipp ich um. In der Nase den Geruch von Freiheit und Abenteuer.
14. August 1976
    Peter hat eine größere Lichtmaschine für mein Flutlicht besorgt. Ein riesiges Ding. Ich frage mich, ob man die Lichtmaschine ans Mofa schrauben soll, oder besser das Mofa an die Lichtmaschine. Aber sie funktioniert. Man sieht das Licht. Sogar am Tag. Allerdings bewegt sich Red Devil keinen Meter mehr. Denn um den Stromhunger meiner Flutlichtbatterie zu stillen, braucht die Lichtmaschine vier PS. Red Devil hat aber nur drei. Ich muss mich entscheiden. Ohne Licht fahren oder mit Licht stehen.
20. August 1976
    Abends unterwegs. Natürlich ohne Licht. Beim Abbiegen stoße ich mit einem Mann zusammen. Diesmal ist es nicht Herr Kirsch, sondern mein Freund Muskelprotz. Herr Kirsch wär mir lieber gewesen, denn Muskelprotz reißt mir Red

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