Stehaufmaennchen
der Dachgepäckträger. Das leuchtet ein. Wir quetschen uns wieder in den Sunny. Heimlich gebe ich dem Auto einen Spitznamen: Eiserne Jungfrau. Ich nicke ein und träume von Dosenöffnern, die Country Roads singen.
1 Uhr nachts
COUNTRY ROAAAADS! Ich werde wach. Sitze allein im Auto. Versuche, die Reste meiner Halswirbelsäule so zu falten, dass ich aus dem Seitenfenster sehen kann. Peter, Beate und Monika sitzen zusammen mit anderen Urlaubern um ein Lagerfeuer. Einer spielt Gitarre. Alle singen glücklich Country Roads . Im Hintergrund sehe ich ein paar Zelte. Dahinter das Meer. Wir sind da!
23. Juli 1979
Ich kann wieder gerade stehen! Zumindest theoretisch. Die Nacht im Zelt hat meiner Halswirbelsäule gutgetan, meinen Füßen weniger. Denn wenn ich ausgestreckt im Zelt liege, befinden sich meine Füße draußen. Und auf meinen Füßen muss heute Nacht ein rauschendes Fest stattgefunden haben. Mit einem Festbankett für eine Million jugoslawischer Moskitos. Überlege kurz, die kommende Nacht im Sunny zu verbringen. Sofort stellen sich Rückenschmerzen ein. Ein Warnsignal des Körpers! Humpele insMeer, um meine geschwollenen Füße zu kühlen. Dann gibt es Frühstück. Ravioli.
25. Juli 1979
Bin das Mückenproblem angegangen, indem ich nachts meine Füße in Mülltüten stecke. Mit Erfolg. Nach dem Aufstehen jucken meine Füße nicht mehr. Dafür stinken sie jetzt. Die anderen zwingen mich, meine Frühstücksravioli einige Meter entfernt zu mir zu nehmen. Parmesan hätte man genug. Hahaha! Fühle mich ausgestoßen.
27. Juli 1979
Haut muss atmen. Das gilt auch für Füße. Verwerfe die Idee mit den Tüten und greife auf Chemie zurück. Im Campingplatzsupermarkt gibt es kein Autan. Der Verkäufer empfiehlt einen jugoslawischen Toilettenreiniger. Auf dem Etikett ist ein Totenkopf. Das wird die Mücken abhalten.
28. Juli 1979
Fahren morgens ins Krankenhaus. Immerhin darf ich vorne sitzen. Hinten ginge auch gar nicht, denn ich muss meine Füße ausstrecken, damit sich das Blut nicht in ihnen staut und dann einfach unten rausläuft. Jugoslawische Toiletten müssen die saubersten der Welt sein, denn der jugoslawische Toilettenreiniger ätzt wirklich alles weg. Der Arzt im Krankenhaus guckt sich meine Füße an und gibt mir Tabletten mit. Gegen die Schmerzen. Auf der Packung ist kein Totenkopf zu sehen. Das beruhigt. Abends nehme ich eine der Tabletten und spüle sie mit einem Bier runter.
29. Juli 1979
Fahren morgens ins Krankenhaus. Das jugoslawische Gesundheitssystem ist einfach, aber effektiv. Ich hatte nachtstatsächlich keine Schmerzen. Zeigte aber auch sonst keine Lebensfunktionen mehr. Ich bin nach dem Bier einfach umgekippt. Der Arzt im Krankenhaus meint, das läge am Alkohol und weil die jugoslawischen Schmerztabletten wohl etwas stärker sind. Frage mich, was die hier wohl unter einer Vollnarkose verstehen.
30. Juli 1979
Schaue zu, wie die anderen fröhlich im Meer plantschen und Bier trinken. Das Zugucken fällt mir schwer. Zum einen, weil ich gerne mitmachen würde. Zum anderen, weil meine Augen wegen der Mückenstiche zugeschwollen sind. Um meine Füße zu schonen, schlafe ich jetzt nämlich mit dem Kopf nach draußen. Schlafen ist eigentlich nicht der richtige Ausdruck. Ich liege. Zum Schlafen komme ich nicht.
31. Juli 1979
Schaue zu, wie die anderen Strandball spielen und Bier trinken.
1. August 1979
Schaue zu, wie die anderen essen gehen. Wollte nicht mit. Das Laufen fällt zu schwer, und ohne Alkohol macht essen gehen auch keinen Spaß. Esse Ravioli. Noch drei Dosen, dann geht‘s wieder nach Hause.
2. August 1979
Morgens erzählen Monika, Beate und Peter, wie toll es am Abend war. Lecker Essen, toller Wein, dann noch in die Disco, die Nacht durchgetanzt. Monika meint, sie hätte so viel getanzt, dass ihre Füße wehtäten. Ich werfe ihr einen bösen Blick zu. Prompt wirft sie mir vor, ein Miesmacher zu sein. Das hat noch gefehlt! Ich kann kaum gehen, der Nacken tut weh, ich darf keinen Alkohol trinken, und jetzt bin ich auch noch für die schlechte Stimmung verantwortlich! Kann einen das Schicksal härter treffen? Es kann.Denn wir streiten uns so heftig, dass Monika abends darauf besteht, allein im Zelt zu schlafen. Ich stehe vor der Wahl: Mücken oder Sunny? Entscheide mich im Interesse meiner wunden Füße und meines Augenlichts für die Nacht im Datsun.
3. August 1979
Was heißt Chiropraktiker auf Jugoslawisch?
5. August 1979
Endlich! Es geht nach Hause. Ich muss hinten sitzen, weil es
Weitere Kostenlose Bücher